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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mit meuternden Sträflingen. Im Gebetssaal saßen alle auf ihren Koffern und Kisten und blickten auf den Offizier, der an der Tür stand wie eine Wache. Den Gruß Vincences hatte er mit Schweigen beantwortet.
    Der Major erschien in Begleitung von vier Soldaten. Er stürzte auch hier in den Raum, als erobere er eine Festung. Der Offizier an der Tür stand stramm. Ohne Begrüßung ließ der Major seine Blicke über die Anwesenden schweifen.
    »Ist das Ihr Gepäck?« bellte er. Pater Vincence erhob sich von der Kiste, in die das Glöcklein verpackt war.
    »Ja, Comandante.«
    »Sind Sie verrückt geworden. Was denken Sie, was das hier ist? Ein Umzug in eine neue Villa?! Es hieß Handgepäck!«
    »Uns wurde von Senhor Beja gesagt –«
    »Senhor Beja ist nach Brasilia geflogen. Hier gelten meine Befehle. Jeder nimmt nur mit, was er mit einer Hand tragen kann. Ist das klar?«
    »Nein!« erwiderte Luise laut. Die ganze Nacht hatte Vincence gebraucht, sie davon zu überzeugen, daß es besser war, mitzukommen, als hier am Grab von Thomas auszuharren. »Wir kehren zurück«, hatte er zu ihr gesagt. »Luise, glaube es.« Und sie hatte geantwortet: »Glauben ist auch das letzte, was mir geblieben ist.«
    »Was heißt hier nein?« schrie der Major.
    Pater Vincence trat einen Schritt vor. Einer der Soldaten hob sofort seine Maschinenpistole. Der Major zog die Augenbrauen hoch.
    »Sie behandeln uns wie Verbrecher!« sagte Vincence laut. »Ich werde in Boa Vista meinen Protest dem Bischof übergeben.«
    »So? Werden Sie das?« Der Major lächelte hämisch. »Ihr Bischof hat hier gar nichts zu melden! Ich habe meine Befehle. Was mischt sich die Kirche überhaupt in die Politik ein?« Er zeigte auf die Kiste, auf der Vincence gesessen hatte. »Ist das Handgepäck?«
    »In der Kiste liegen unsere Glocke, die Kerzenleuchter, die Meßgewänder –«
    »Da, wo man Sie hinbringt, werden Sie keine Glocke läuten.«
    »Wir sind also Gefangene?« rief Luise empört.
    »Senhora, wenn Sie eine Gefangene wären, würden Sie kaum noch so wie jetzt mit mir diskutieren können!« Der Major blickte auf seine Uhr. »In einer Stunde werden Sie zurück nach Boa Vista gebracht. Überprüfen Sie in dieser Zeit noch einmal Ihr Gepäck; nur, was man mit einer Hand tragen kann, habe ich gesagt!«
    Der Major blickte noch einmal Luise an, wandte sich dann schroff ab und verließ den Raum. Die vier Soldaten folgten ihm, auch der Offizier an der Tür ging hinaus.
    »Wir sind in ihren Augen wirklich Verbrecher, weil wir uns um den Regenwald, um die Yanomami und ihre Rechte kümmern«, meinte Pater Vincence voller Bitterkeit. »Und wenn sie mich totschlagen, lasse ich unsere Glocke nicht zurück.«
    »Das werden wir auch nicht, Pater.« Mit einem dicken Schraubenzieher öffnete Luigi den zugenagelten Deckel der Kiste. Er holte die Meßgewänder heraus, die Kerzenleuchter und hob dann das Glöckchen aus der Kiste. Vorsichtig stellte er sie auf den Boden, verstaute die Meßgewänder und Leuchter wieder in der Kiste und setzte den Deckel darauf. Pater Vincence preßte die Lippen zusammen.
    »Was macht du da, Luigi?« fragte er.
    »Was man mit einer Hand tragen kann, sagte er. Ich kann die Glocke mit einer Hand tragen.« Luigi hob sie an der Lederschlaufe hoch. »Ich kann es.«
    »Und dein eigener Koffer?«
    »Alles, was da drin ist, kann man wieder kaufen. Die Glocke nicht.«
    »Wenn einer sie trägt, dann bin ich es!« erwiderte Vincence mit rauher Stimme.
    »Nein, Pater. Ich weiß, was in ihrem Koffer ist. Den können sie nicht zurücklassen. Ich habe nichts Wertvolles zu verlieren, jahrelang habe ich die Glocke gehört, ich nehme sie mit.«
    Pünktlich nach einer Stunde wurde die Tür aufgerissen. Ein Offizier blickte in den Gebetssaal. »Alles raus!« brüllte er. »Jeder nur ein Gepäckstück!«
    Langsam, einer nach dem anderen, verließen sie die Mission. Zuerst die italienischen Handwerker, dann Luise, darauf die anderen. Als letzter blieb Pater Vincence zurück, segnete noch einmal den Raum und folgte dann den anderen.
    Draußen sahen sie, daß die Militärpolizisten bereits das Lazarett, die Wohnbaracke mit Luises Labor und auch die anderen Gebäude besetzt und sich dort eingerichtet hatten. Ein Soldat war gerade dabei, die gläsernen Laborgeräte aus dem Fenster zu werfen. Reagenzgläser, Filterschlangen, Trichter, sogar das Mikroskop zerschellten auf dem harten Boden des Vorplatzes. Auch die Gläser mit Luises Präparaten flogen aus dem Fenster. Luise

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