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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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vorsichtig, Thomas.« Martinelli sagte es mit deutlicher Mahnung. »Er hat die Macht, nicht Sie. Wenn er nicht will, bekommen Sie Ihre Kisten nie. Und wenn Sie sich beschweren in Brasilia, sind die Kisten plötzlich verschwunden. Sie sind alle Grilagemos …«
    »Was ist denn das?«
    » Grilagem ist eine Methode, Beamte mit Geld zu bestechen. Bares gegen alles Gewünschte. Das funktioniert bis in die höchsten Stellen. Woher haben die Viehzüchter und Spekulanten ihre Eigentumstitel für die riesigen Regenwaldgebiete, die sie dann abholzen oder abbrennen? Durch Grilagem – so einfach ist das hier bei uns.« Martinelli stand jetzt auch auf. Der Hubschrauber landete und wirbelte eine große Staubwolke auf. »Und Beja, das wissen alle, ist durch Grilagem reich geworden.«
    Sie blieben alle im Haus und beobachteten durch die Fenster, wie Beja ausstieg, vom Tenente Ribateio begrüßt wurde und ein paar Sätze mit ihm wechselte. Es sah so aus, als gebe der Polizeioffizier einen schnellen Bericht über die vergangenen Tage. Beja klopfte ihm sogar auf die Schulter, blickte dann hinüber zu dem großen Missionshaus und schien sich zu wundern, daß niemand zum Empfang an den Hubschrauber kam. Er war allein gekommen. Nur der Pilot war bei ihm und wurde von Ribateio in die Polizeistation mitgenommen. Sergento Moaco sah Beja nach, wie er mit weit ausgreifenden Schritten zur Mission ging.
    In der Tür empfing ihn Pater Martinelli, freundlich, aber kühl.
    »Welch eine Überraschung«, sagte er. »Ohne Voranmeldung. Sonst haben Sie immer vorher angerufen, Senhor Beja.«
    »Ich hatte in Surucucu etwas zu tun und habe mir gedacht: Schau in Santo Antônio vorbei, wenn du schon mal in der Nähe bist.«
    »Ein guter Gedanke. Da lernen Sie gleich unsere neuen Mitarbeiter kennen.«
    »Ich habe von ihnen gehört. Sie haben sich leider nicht bei mir gemeldet.«
    »Sie wußten nicht, daß das notwendig ist. Deutsche, Senhor Beja. Sie bekommen ein Kommando und führen es aus, ohne nach links oder rechts zu blicken.« Martinelli lächelte etwas spöttisch. Dabei dachte er: Ich muß seinen Unmut gleich besänftigen, noch bevor er Thomas kennenlernt. Verzeih, Tom, wenn ich das auf eine Weise mache, die Beja gern hört. So glaubt er, daß zwischen uns und ihm Einigkeit herrscht.
    Beja betrat das Haus mit dem Stolz eines Mächtigen. Er begrüßte Pater Ernesto mit Handschlag – man kannte sich jetzt ja schon 22 Jahre –, nickte Schwester Lucia zu und wandte sich dann an Dr. Binder und Luise Herrmann.
    Pater Martinelli übernahm die Vorstellung. »Senhor Beja von der FUNAI «, sagte er beflissen. »Der wichtigste Mann von Boa Vista, ohne ihn geht hier nichts.«
    »Sie übertreiben, Pater«, sagte Beja bescheiden, lächelte dabei aber geschmeichelt.
    »Dr. Thomas Binder und Senhora Luise Herrmann aus Deutschland.«
    Beja gab Binder die Hand, für Luise rang er sich sogar einen Handkuß ab. Sein Blick umfaßte ihre ganze Gestalt und zwar so, daß sie diesen Blick fast körperlich spürte. Man sah Beja an, daß ihm Luises Erscheinung sehr gefiel, vor allem ihr blondes Haar erzeugte, wie bei allen Südamerikanern, Entzücken in ihm.
    »Ich freue mich, Sie kennenzulernen«, sagte er die übliche Floskel auf, aber schon der zweite Satz steckte das Gebiet ab. »Sie haben eine schwere Aufgabe vor sich – und eine undankbare.«
    »Wir erwarten keinen Dank«, antwortete Thomas im gleichen Stil und nahm damit die Herausforderung an. »Wir erwarten nur eine Besserung der Verhältnisse bei den Yanomami und für den Regenwald.«
    »Das liegt uns allen am Herzen«, entgegnete Beja elegant. »Wir haben schon viel erreicht mit unserem Einsatz.«
    »Das sieht man«, meinte Thomas trocken. Hinter dem Rücken Bejas warf Pater Ernesto einen flehenden Blick gegen den Himmel. Halt den Mund, Thomas. Herr, gib ihm eine plötzliche Sprachstörung, laß ihn stumm werden.
    Aber Gott schien Gefallen an diesem Spielchen zu haben. Er strafte weder Thomas noch Luise mit Sprachlosigkeit.
    »Die FUNAI , das wissen Sie sicherlich, ist eine staatliche Behörde zum Schutze der Indios und ihrer Kultur. Deshalb freut es mich besonders, daß nun ein qualifizierter Arzt sich um die Yanomami im Parima-Gebiet kümmert.« Beja wandte sich an Luise und strahlte sie mit seinen dunklen Augen an. »Und Sie sind zu uns gekommen, um neue Pflanzen zu entdecken! Da liegt eine große, unentdeckte Welt vor Ihnen. Man vermutet Tausende von noch nicht bekannten Pflanzen. Es soll fast eine Million

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