Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
diesen Wolf des Unterreichs genauer beschreiben könntest.«
Obwohl Darian sich beinahe sicher war, Bas’Akir würde ihrer Bitte nicht nachkommen, begann er kurz darauf doch, mit emotionsloser Stimme zu sprechen.
»Wie gesagt, ein Farkasz ähnelt einem Wolf der Oberfläche, ist jedoch viel größer und kräftiger, seine Schnauze kurz und breit mit langen scharfen Fangzähnen. Sein Fell ist kurz und hat eine gräulich braune Farbe, seine Augen sind klein und verschlagen. Obwohl sie milchig trüb sind, wie die eines Blinden, folgen sie dennoch jeder noch so kleinen Regung. Seine Bewegungen sind trotz seiner Masse sehr rasch und geschmeidig. Man muss all sein Können aufbieten, um nicht gebissen oder von dem stachelbesetzten Schwanz des Farkasz getroffen zu werden. Auch die langen spitzen Krallen, die aus seinen Pfoten ragen, dienen nicht nur dazu, ihm Halt im harten Felsgestein zu verschaffen.«
Nun konnte sich Darian in etwa ein Bild von dem Farkasz machen, und er schauderte. »Gibt es viele dieser Wesen im Unterreich?«
»Ich hoffe nicht, denn im Gegensatz zu den Wildtieren der Oberfläche war dieses Wesen von reiner Mordlust getrieben«, warf Mia ein.
»Wir sind in das Revier des Farkasz eingedrungen«, stellte Bas’Akir richtig. »Farkasz jagen nur dann, wenn sie hungrig sind oder sich bedroht fühlen, andere Bewohner meiner Welt sind deutlich gefährlicher.«
»Diese Aussichten erfreuen mich ungemein«, brummte Atorian, und Darian konnte ihm nur zustimmen. Die Reise in das Reich der Dunkelelfen wurde mehr und mehr zu einem Albtraum, und er hoffte, dass sie Kyrâstin bald erreichen würden.
Die Zeit verschwamm für Darian während ihres kraftraubenden Marsches in vollkommener Dunkelheit. Er konnte nun in etwa nachvollziehen, wie sich blinde Menschen fühlen mussten, auch wenn diese ja zumindest das Licht der Sonne spüren, Meer, Blumen und Wald riechen konnten. Hier unten hingegen war es immer gleich kühl, feucht und bedrückend eng. Das Gefühl, ein ahnungsloses Opfer irgendwelcher mörderischer Kreaturen zu sein, war allgegenwärtig.
Während einer der folgenden Pausen erwähnte Bas’Akir: »Wir sind nun seit etwa zwanzig Tagen unterwegs. Ab morgen wird es einfacher für euch.«
»Was führt dich zu dieser Annahme?«, fragte Atorian, und seine Stimme hatte eine gewisse Schärfe.
»Das werdet ihr schon sehen.« Nachdem Bas’Akir offensichtlich mal wieder nicht gewillt war, mehr zu sagen, legten sie sich erschöpft schlafen, auch wenn Atorian den Dunkelelfen mit eher unhöflichen Worten bedachte. Schon mehrfach hatte sich Darian über die Verschwiegenheit Bas’Akirs gewundert und fragte sich nun erneut, warum er so wenig enthüllen wollte. Vielleicht hatte er Angst, irgendetwas zu verraten, was niemand wissen sollte, vielleicht fürchtete er auch, entbehrlich zu werden. Wie auch immer, Darian beschloss, den Dunkelelfen im Auge zu behalten, musste dann aber über diesen Gedanken schmunzeln, denn dies würde hier unten sicher nicht einfach werden.
Nach einem vergleichsweise kurzen Marsch am nächsten Tag rieb sich Darian, der heute hinter Bas’Akir lief, verblüfft die Augen und blieb ruckartig stehen.
»Was ist das denn?«
Vor ihnen tat sich ein schwach beleuchteter, relativ breiter Gang auf, in dem bequem drei Menschen nebeneinander Platz hatten.
Auf Bas’Akirs schmalem, dunklen Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. »Hier beginnt das wahre Reich der Dunkelelfen. Dachtet ihr, wir leben freiwillig in kompletter Dunkelheit?«
»Na ja …« Eigentlich war Darian tatsächlich davon ausgegangen, und auch in den Gesichtern seiner beiden Gefährten, die sich ja in Albany deutlich besser auskannten, sah er Erstaunen.
»Die Gänge nahe der Oberfläche liegen alle in Finsternis, damit unsere Städte nicht versehentlich gefunden werden und um es menschlichen oder elfischen Armeen beinahe unmöglich zu machen, sich hier zurechtzufinden«, fuhr der Dunkelelf mit seinen Ausführungen fort, wobei er sich des für ihn typischen, leicht bissigen Untertons bediente.
»Jetzt wundert es mich nicht, dass niemals jemand bis ins Reich der Dunkelelfen vorgedrungen ist«, murmelte Atorian vor sich hin.
Auf Bas’Akirs scharf geschnittenem Gesicht erschien ein wölfisch wirkendes Grinsen, und er machte sich raschen Schrittes auf den Weg durch die unbenutzten Tunnel.
»Wir werden Kleidung und Umhänge für euch stehlen müssen«, stellte er fest. »Zum Glück seid ihr alle schlank.« Er drehte sich noch einmal um
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