Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
Aramia suchten. In Ilmor hatte sie ihn geküsst, und auch wenn ihm ihr damaliger Ausbruch an Leidenschaft seltsam vorgekommen war, hatte es ihm doch gezeigt, dass er ihr nicht ganz gleichgültig sein konnte. Um die gute Beziehung zu seinem Bruder nicht zu gefährden, hatte er sich die ganze letzte Zeit sehr zurückgehalten, aber Aramia war ihm nie wirklich aus dem Kopf gegangen. Bas’Akirs Worte verliehen ihm jetzt neue Hoffnung, selbst wenn er dem Dunkelelfen nicht über den Weg traute. Eine ganze Weile kämpfte Atorian mit sich, seine Vernunft sagte ihm, dass er sich nicht auf Bas’Akir einlassen sollte – aber sein Wunsch, diese faszinierende Frau für sich zu haben, wurde immer heftiger. Schließlich schwamm er mit kräftigen Zügen zu dem Dunkelelfen.
»Wie könntest du mir helfen, Aramias Gunst zu erlangen?«.
Kapitel 17
Begegnungen
Ein neuer Tag war angebrochen, und als das Licht in der Unterwelt heller wurde, wurden die Gefährten von Bas’Akir geweckt. Nach einem kurzen Frühstück wanderten sie mit gesenkten Köpfen, ihre Kapuzen weit ins Gesicht gezogen, über eine breite steinerne Straße auf das Ende der großen Grotte zu, welches sich in der Ferne abzeichnete. Vereinzelt waren noch Dunkelelfen unterwegs, die nun raschen Schrittes nach Hause eilten. Tiefengnome – kaum kniehohe, verhutzelte Wesen mit pelzigem braunem Haarwuchs am ganzen Körper – huschten hier und da über die Straße und zischten die ihnen um ein Vielfaches an Körpergröße überlegenen Eindringlinge aus sicherer Entfernung an. Während sie auf das riesige, einem dunklen Schlund in der Felswand gleichende Tor zugingen, wurde die Luft immer wärmer. Zu gern hätten sie ihre Umhänge abgelegt, aber dies war zu gefährlich.
»Wir nähern uns den Ewigen Feuern von Kyrâstin«, erläuterte Bas’Akir und forderte seine Gefährten dann auf, im Schutz eines stacheligen Gebüsches Rast zu machen. Im letzten Augenblick bewahrte er Mia davor, sich auf einen Dahman zu setzen, der, für menschliche Augen beinahe unsichtbar, auf einem Felsen saß und rasch davonkrabbelte, als Bas’Akir ihn mit der Spitze seines Schwertes anstieß.
»Danke«, presste Mia widerwillig hervor.
Der Dunkelelf verbeugte sich übertrieben. »Keine Ursache, aber es wäre mir äußerst unangenehm, wenn wir dich durch die Gegend schleppen müssten, weil du gegen Dahman-Gift ankämpfst.«
»Charmant wie immer.« Darian warf Bas’Akir einen bösen Blick zu, welchen dieser allerdings gekonnt ignorierte. Seit einiger Zeit war Mia nervös und unachtsam, was Darian eigentlich überhaupt nicht von ihr kannte. Doch er konnte erahnen, woran das lag.
»Wir werden den Zauberer vielleicht auch finden, ohne dass wir deinen Vater fragen müssen«, flüsterte er ihr ins Ohr und strich ihr liebevoll eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Doch Mia war heute offensichtlich nicht nach Zärtlichkeiten zumute. »Wir werden kaum in die Stadt spazieren und zum erstbesten Dunkelelfen sagen können: ›Guten Tag, wir suchen einen Zauberer, der Mitglied der Diomár und im Besitz der Chroniken von Northcliff ist. Würdest du uns bitte hinführen?‹« Ohne etwas von den Pilzen zu nehmen, die Bas’Akir ihnen hingelegt hatte, sprang sie auf und verkündete, sie würde die erste Wache halten.
Mit einem Seufzen blickte Darian ihr hinterher. Bas’Akir setzte sich neben ihn auf den Stein, nahm einen der Pilze und musterte ihn dann prüfend.
»Es ist nicht einfach mit einer Dunkelelfe, nicht wahr?«
Darian zuckte die Achseln und grinste verzerrt. »Wohl nicht viel schwieriger als mit den meisten Frauen.«
»Ich habe einige Zeit an der Oberfläche gelebt«, wandte Bas’Akir ein, »und ich finde, es bestehen durchaus Unterschiede.«
»Inwiefern?«
»Dunkelelfen sind leidenschaftlicher, aufbrausender und …« Die dunklen Augen Bas’Akirs bohrten sich in die von Darian. »… niemand mit dunkelelfischem Blut kann auf Dauer mit nur einem Partner leben, dafür sind unsere Lebensspannen einfach zu lang. Außerdem sehnt sich jede Dunkelelfe nach einem reiferen Mann.«
»Was willst du damit sagen?« Empört sprang Darian auf, und seine blauen Augen funkelten zornig. »Denkst du etwa, ich bin zu jung für Mia und …«
»Ich wollte dich nur warnen«, entgegnete Bas’Akir gelassen und kaute auf dem zähen Pilz herum. »Du solltest nicht enttäuscht sein, wenn sie sich eines Tages einem anderen zuwendet, einem älteren Mann oder Elfen.«
Darian zog wütend die Augenbrauen zusammen und
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