Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
sein Schwert zu ziehen, doch er vermochte nicht einmal, die Klinge ausgestreckt vor sich zu halten, und so ließ er die Waffe fallen.
Verdammt, das darf doch nicht sein , dachte er noch, aber dann hatte der vermeintliche Angreifer ihn schon an den Schultern gefasst, drückte ihn an sich und flüsterte schluchzend seinen Namen.
»Darian! Wo kommst du nur her? Wie siehst du aus? Ich bin so froh, dich zu sehen.«
Verschwommen glaubte er, Mia erkennen zu können, hielt dies dann jedoch für eine Sinnestäuschung. Aber nachdem er sich gesetzt hatte, sie ihm ihren Wasserbeutel und etwas zu essen gegeben hatte, wusste er, dass er nicht fantasierte.
Mias Blick war voller Sorge, als sie ihn von oben bis unten betrachtete. Zir’Avan zog seine Augenbrauen kritisch in die Höhe, als auch er kurze Zeit später erschien.
»Was ist mit Atorian?«, erinnerte sich Darian schlagartig und hielt die Scheibe des köstlichen Brots abwartend in der Hand.
»Es geht ihm gut«, versicherte Mia, während sie ihm vorsichtig über das Gesicht streichelte. »Er ist auf dem Weg zum Rannocsee. Im Namen des Lichts, Darian, wo warst du, und wie bist du an die Oberfläche gekommen? Du siehst entsetzlich aus.«
Er sah grinsend an sich herab. Seine Dunkelelfenkleider waren zerrissen, starrten vor Schmutz, und er glaubte zu erahnen, wie es um den Rest von ihm bestellt war. Mia begleitete ihn zu einem klaren See in der Nähe, und als er dort sein Spiegelbild sah, verschlug es ihm doch den Atem. Sein ganzes Gesicht war von Kratzern, Schmutz und einem struppigen Bart bedeckt, an der Stirn und am Haaransatz leuchteten zahlreiche Beulen und halb verkrustete Platzwunden. In seinen Haaren hingen Spinnweben und vertrocknetes Moos.
»Zum Glück hast du mich das erste Mal nicht so gesehen«, versuchte er zu scherzen.
Mia schnaubte jedoch nur und überredete Darian zu einem Bad im See. Dort wusch sie so vorsichtig wie möglich seine zahlreichen Verletzungen aus und strich anschließend Zir’Avans heilende Salbe darauf. Unterdessen erzählte Darian, wie er sich verlaufen und nur mit Hilfe der Tiefengnome überlebt hatte.
Hörbare Überraschung und auch ein Hauch von Abscheu schwangen in Zir’Avans Stimme mit. »Tiefengnome? Normalerweise scheren sie sich nicht um andere Völker. Sie sind sehr primitiv.«
»Also, ich mag sie«, seufzte Darian schläfrig. Er trug nun die Ersatzkleidung von Zir’Avan und fühlte sich schon allein wegen Mias Gesellschaft deutlich besser. Als der Dunkelelf den Verband löste, den die Tiefengnome angelegt hatten, stöhnte Darian jedoch auf, und Mia entfuhr ein leiser Schrei.
»Ein Dahman«, meinte Zir’Avan ernst und untersuchte die Verletzung fachkundig. »Vermutlich nur ein kleiner und einer der weniger giftigen.«
»Mir hat es auch so schon gereicht«, presste Darian hervor, als der Dunkelelf an der Wunde herumdrückte. Noch immer war der Arm verfärbt, hatte aber aufgehört zu eitern, und die Schwellung war zurückgegangen. »Die Tiefengnome haben die Beule aufgeschnitten, was sie sonst noch getan haben, kann ich nicht sagen, denn ich habe leider das Bewusstsein verloren.«
»Das bereitet denen von deinem Blute keine Schande. Dahmanbisse sind sehr schmerzhafte Verletzungen«, versicherte Zir’Avan, strich etwas von seiner kühlenden Paste auf den Arm und schüttelte dann den Kopf. »Ich wusste nicht, dass es unter den Tiefengnomen Heilkundige gibt, aber dieser hier hat außerordentlich gut gearbeitet. In ein paar Tagen wird dein Arm deutlich besser aussehen.«
»Danke.« Eigentlich wollte Darian sofort wieder aufbrechen, aber Zir’Avan und Mia bestanden darauf, dass er sich noch etwas ausruhte.
Darian war schon beinahe eingenickt, als er noch einmal hochfuhr. »Bas’Akir, er ist tot!« Stockend und von der Erinnerung heimgesucht erzählte er, wie Bas’Akir sich für ihn geopfert hatte.
»Wir haben ihn gefunden, und ich dachte …« Mia konnte nicht weiterreden, und Darian drückte rasch ihre Hand, dann wurde auch seine Stimme heiser.
»Bas’Akir war ein eigenartiger Kerl, aber ich mochte ihn. Er hat sich so sehr gewünscht, in den Ewigen Feuern von Kyrâstin beigesetzt zu werden, aber ich musste ihn zurücklassen.«
»Keine Sorge, dieser Wunsch soll ihm gewährt sein.« Zir’Avan nickte ihm bedeutungsvoll zu. »Wir haben seinen Körper verbrannt und die Asche in einem ausgehöhlten Stein versteckt. Wenn ich ins Unterreich zurückkehre, werde ich seine Überreste in die Ewigen Feuer Kyrâstins streuen,
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