Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
Götter erkannt und das Land vor dem Verderben gerettet hatten.
»Wie hoch werden denn die Abgaben für den Adel sein?«, wollte ein Lord aus dem Süden des Landes wissen. Seine spitze Nase, die aus einem hageren Gesicht herausragte, kräuselte sich gespannt.
»Keine Sorge«, antwortete Samukal mit verbindlichem Lächeln, »wenn Ihr Eure Untergebenen nur dazu anhaltet, genügend Buße zu tun und ihre Abgaben pünktlich zu bezahlen, werden die Götter sicher gnädig gestimmt sein.«
Der Lord brummte zustimmend und wandte sich dann dem Essen zu.
Dimitan, der Hofzauberer, stand etwas abseits und beobachtete die Versammlung kritisch. Schon seit langem kamen ihm viele Dinge seltsam vor. Samukals plötzliches Auftauchen, der Tod von König Darian und kurz darauf das überraschende Ableben von Fehenius, die Zerstörung der Dracheninsel und die angebliche Strafe der Götter – all das hatte sein Misstrauen entfacht. Er hatte Samukal immer als großen Zauberer verehrt und dieser hatte ihn, Dimitan, auch sogleich in viele Dinge mit einbezogen. Trotz allem blieb es für ihn ein Rätsel, was genau Samukal die ganze Zeit über in der anderen Welt getan hatte und was seine Pläne mit Northcliff waren. Dimitan begrüßte durchaus das Ansehen und die Macht, die ihm nun durch Samukal zuteil wurden. Er selbst sollte die Aufsicht über die Propheten bekommen, einen eigenen Flügel in der Festung bewohnen oder auch einen Landsitz, sofern er dies bevorzugte. Andererseits war es von jeher so gewesen, dass Zauberer und die Regierung von Northcliff streng voneinander getrennt und unabhängig gewesen waren, und eigentlich waren sie während der vergangenen zweitausend Sommer und Winter gut damit gefahren. Nun hatte sich alles verändert – Dimitan beschloss abzuwarten, ob zum Guten oder zum Schlechten.
Samukal bemerkte durchaus, dass während der Feier am Abend immer wieder Diskussionen zwischen den Adligen ausbrachen, aber gutes Essen und Wein besänftigten sie dann doch. Mit einem zufriedenen Lächeln lehnte der Zauberer an der dicken Säule im Thronsaal und beobachtete, wie Elysia mit einem hohen Lord tanzte. Er selbst hatte bereits überlegt, die Königin zu heiraten, da sie ja nun vermeintlich Witwe war, doch andererseits würde das seinen Machtanspruch vielleicht zu offen zur Schau stellen.
Eine volltönende dunkle Stimme, die ihm nur zu gut bekannt war, drang von hinten an sein Ohr, und eine schlanke, mit zahlreichen Ringen geschmückte Hand legte sich auf seine Schulter.
»Was für eine nette Feier, Samukal.«
»Atene!« Voller Unglauben sah er die hochgewachsene schlanke Frau mit den langen Haaren an, die wie dunkelrotes Blut über ihre Schultern flossen. So wie Samukal es von ihr kannte trug sie ein bodenlanges Kleid, das ihre weiblichen Rundungen vorteilhaft zur Geltung brachte. Das Oberteil war von einem hellen Beige mit blutroten Borten, welche die gleiche Farbe wie ihr Rock hatten – Atenes Lieblingsfarbe. Ihre dunklen Augen funkelten belustigt, als sie ihm sein Glas Wein wie selbstverständlich aus der Hand nahm und mit einer aufreizenden Geste davon trank.
»Nicht schlecht, mein Lieber.«
»Was tust du hier?«, zischte Samukal. Atenes Auftreten machte ihn nervös.
»Also wirklich«, mit ihren langen spitzen Fingernägeln fuhr sie ihm über die Wange, »etwas mehr Wiedersehensfreude hätte ich mir nach mehr als zwanzig Sommern schon erhofft.«
Samukal schnaubte empört. »Ich war beschäftigt, und du warst schon lange Zeit verschwunden, bevor ich durch das Portal ging. Wer weiß, in welchen Betten du dich herumgetrieben hast.«
»Eifersüchtig?« Atenes schräg stehende Augenbrauen hoben sich amüsiert, und ihr sinnlicher Mund näherte sich Samukals Gesicht, sodass er ihren Atem an seinem Hals spüren konnte. Von plötzlicher Erregung erfasst musste sich der Zauberer sehr beherrschen, um Atene zurückzuweisen.
»Du hast schon immer dein eigenes Spiel gespielt. Verschwinde von hier.«
Doch die schöne Frau ließ sich neben Samukal auf einen der gepolsterten Stühle sinken und räkelte sich behaglich. »Mir gefällt es hier auf der Burg der Northcliffs.« Ihre Stimme nahm einen hörbar herausfordernden Klang an. »Auf der Burg deines Freundes Jarredh.«
Natürlich war es Samukal klar, dass Atene ihn provozieren wollte. Sicherlich hatte auch sie von den Gerüchten gehört, er hätte etwas mit König Jarredhs Tod zu tun gehabt.
»Ich trauere noch immer um ihn.« Mit einer rüden Bewegung zog er sie aus dem
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