Das Reich der Dunkelheit
fliegenden Schwert beeindruckt mich nicht“, entgegnete der König. „Ich weiß, dass du blind bist und nicht gegen mich kämpfen kannst.“
Arturo hob das Schwert und streifte Frómodis Hals.
„Meinst du wirklich, dass ich blind bin?“, fragte er. „Würdest du dein Leben darauf verwetten, dass ich nichts sehe?“
„Lass das Schwert sofort fallen!“, befahl Frómodi. „Sonst bring ich dich um!“
„Töte ihn! Töte ihn!“, schrie Górgula. „Bring ihn endlich um!“
„Du verdammte Hexe, du wirst auf dem Scheiterhaufen enden!“, knurrte der König. „Ich kann dich nicht mehr ertragen!“
„Sollen wir wetten, dass du vor mir stirbst?“, fragte Arturo.
„Vergiss nicht, ich habe einen neuen, starken Arm, und du hast dein Augenlicht verloren!“
„Wovor hast du dann Angst?“, fragte der blinde Ritter.
König Frómodi gab keine Antwort. Er wusste, wovor er Angst hatte: vor Arturo Adragón, dem Drachentöter! Und er kannte die Gefahr, die sogar noch von dem blinden Jungen ausging. Umso mehr, da diebenebelnde Wirkung des Zaubertranks nachgelassen hatte und Arturo sein magisches Schwert in Händen hielt.
„Du jagst mir keinen Schrecken ein!“, behauptete Frómodi. „Ich habe keine Angst vor dir!“ Er hob sein Schwert, um festzustellen, ob der Junge es sehen konnte.
Arturo zeigte keinerlei Reaktion, die darauf hätte hindeuten können, dass er die Waffe des Feindes sah. Im Gegenteil, er schien verloren, orientierungslos.
„Das ist ungerecht!“, rief Crispín aufgeregt. „Arturo ist im Nachteil, er ist blind!“
„Er wollte es nicht anders!“, sagte Frómodi. „Ich hätte ihn gern noch lange Jahre hindurch leiden sehen, aber ich glaube, sein Leben geht jetzt zu Ende!“
Arturo hob sein Schwert, das ein Eigenleben zu haben schien, und ließ sich von ihm führen.
Als Frómodi von rechts zuschlug, fing Arturos Waffe den Hieb ab. Sodann parierte es einen Schlag von links, von oben, von unten … Nachdem es rund ein Dutzend von Frómodis beidhändig geführten Hieben abgewehrt hatte, begriff der König endlich, dass er den blinden Jungen nicht töten konnte. Nun galt es herauszufinden, ob Arturo in der Lage wäre, ihn zu töten.
„Du entkommst mir nicht, Graf“, sagte Arturo drohend zu ihm. „Dieser Kampf wird dein letzter sein!“
In einem verzweifelten Versuch, sein Leben zu retten, packte König Frómodi Amarofet und hielt sie wie einen Schild vor sich.
„Feigling!“, schrie Forester, der für einen Moment zu sich gekommen war.
„Mit dir rechne ich später noch ab!“, schrie Frómodi zurück. „Jetzt werde ich erst einmal diesen blinden Idioten mit deinem Arm in den Abgrund des Todes schicken!“
Arturo zerriss sein Hemd und breitete die Arme aus. Sein schwer atmender Brustkorb hob und senkte sich. In die Buchstaben, die seinen Oberkörper bedeckten, war Leben gekommen. Sie warteten auf einen Befehl.
„Adragón!“, rief Arturo. „Hilf mir!“
Die Buchstaben lösten sich von der Haut des jungen Ritters und flogen auf König Frómodi zu. Der ehemalige Graf Morfidio kannte ihre Macht zur Genüge und bekam Todesangst. Er drückte Amarofets Hals so fest zu, dass das Mädchen keine Luft mehr bekam.
„Wenn du die Buchstaben nicht zurückrufst, bringe ich sie auf der Stelle um!“, drohte er. „Ich meine es ernst!“
Arturo machte mit der linken Hand ein Zeichen, woraufhin die Buchstaben in der Luft innehielten, gerade als sie sich auf den Übeltäter stürzen wollten.
„Lass sie sofort los!“, befahl Arturo dem König. „Sonst garantiere ich für nichts!“
„Von wegen! Jetzt, wo ich im Vorteil bin“, entgegnete Frómodi lachend. „Ich werde sie mitnehmen. Sie wird bei mir bleiben, so lange ich will!“
Er ging langsam mit ihr zur Tür, doch Arturo stellte sich ihm in den Weg.
„Ich kann ihr mit einer einzigen Bewegung das Genick brechen!“, warnte Frómodi den Jungen. „Nicht einmal deine Buchstaben können mich daran hindern!“
Crispín hatte sich unauffällig in Frómodis Rücken geschlichen. Als die Hexe Górgula sah, was er vorhatte, warnte sie den König.
„Sag deinem Freund, er soll sich gefälligst nicht von der Stelle rühren!“, knurrte Frómodi. „Ich warne euch, ich bin zu allem fähig!“
Arturo bedeutete seinem Knappen, sich zurückzuziehen. Widerwillig gehorchte ihm Crispín.
Frómodi aber nutzte die Gelegenheit und machte sich mit seiner Geisel aus dem Staub.
XVI
T RÄUME FÜR ALLE
O BWOHL ICH M ETÁFORA mehrmals gebeten habe, mich
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