Das Reich der Dunkelheit
fast bereit war, die Reise zur Höhle des Großen Drachen anzutreten.
***
D EMÓNICUS HATTE SICH in die Hände der Wunderheiler begeben, und obwohl sie alles Erdenkliche taten, um seine schrecklichen Wunden zu heilen, wurde sein Zustand immer schlimmer. Doch trotz der Schmerzen, die er erdulden musste, drang kein Laut der Klage über seine Lippen. Tránsito, Arquimaes’ Bruder, saß an seiner Seite.
„Ich habe dich mit der nötigen Macht ausgestattet, damit du mir meine Tochter zurückbringst, und du hast bis jetzt noch nichts erreicht“, stellte der Finstere Zauberer in drohendem Ton fest. „Du enttäuschst mich, Mönch.“
„Ich versichere Euch, Herr, ich versuche alles Mögliche und Unmögliche, um zu erfahren, wo ihr Leichnam sich befindet“, antwortete Tránsito nervös. „Aber es will mir einfach nicht gelingen.“
„Du hast mir dein Wort gegeben, dass du sie findest“, entgegnete Demónicus böse. „Ich rate dir, halte dich an dein Versprechen!“
„Ich weiß, Herr, aber es scheint fast so, als hindere uns eine düstere Macht daran, ihren Aufenthaltsort herauszufinden“, sagte Tránsito. „Eine andere Erklärung gibt es nicht.“
„Was erzählst du da? Willst du damit vielleicht sagen, dass sich meine Tochter vor mir verbirgt? Willst du behaupten, sie verstecke sich am Abgrund des Todes?“
„Nein, Herr. Ich vermute eine magische Kraft, die sie vor uns verbirgt.“
„Und woher soll eine solche Kraft kommen?“, fragte Demónicus, während ihm einer der Heiler eine Salbe aufs Gesicht strich, was ihm große Schmerzen bereitete.
Ein Diener näherte sich ängstlich und bat darum, sprechen zu dürfen.
„Herr, soeben ist ein Bote eingetroffen“, sagte er mit leiser Stimme. „Er kommt aus der Gegend von Ambrosia und behauptet, Euch etwas Wichtiges mitzuteilen zu haben.“
Demónicus hob die Hand zum Zeichen, dass der Mann hereinkommen solle. Der Diener ging zur Tür und ließ einen schmutzigen, übel riechenden Soldaten herein, der sich dem Finsteren Zauberer vor die Füße warf.
„Rede!“, forderte Demónicus ihn auf. Und dann befahl er allen außer Tránsito, den Raum zu verlassen.
„Ich heiße Oestes und gehöre zur Truppe von General Nórtigo. Ich bringe schlechte Nachrichten“, begann der Soldat, wohl wissend, dass sein Leben von nun an keinen Pfifferling mehr wert war. „Ich habe als Einziger überlebt, weil ich gerade auf Patrouille war. Als ich wieder zu den anderen stieß, musste ich feststellen, dass alle umgebracht worden waren.“
„Umgebracht? Von wem denn? Die Emedianer sind vom Krieg erschöpft, und unsere Männer waren erfahrene Krieger … Außerdem ist Nórtigo ein gerissener Kerl, der würde sich nicht einfach so in den Hinterhalt locken lassen. Wie konnte das geschehen?“
„Wir sind Opfer magischer Kräfte geworden. Der Junge mit den Buchstaben, der, der Eure Tochter getötet hat, hat sie alle vernichtet. Sie wurden erbarmungslos niedergemetzelt.“
Demónicus saß wie versteinert da. Arturo Adragón hatte den herrlichen Plan vereitelt, den er ausgeheckt hatte! Den Plan, mit dem er ihn ein für allemal vernichten wollte, ihn und Arquimaes, KöniginÉmedi, die Schwarze Armee und sämtliche Emedianer! Damit wollte er den Weg frei machen, um sich zum Herrn über alle bekannten Länder aufzuschwingen und ein riesiges Reich zu gründen, das zum Andenken an seine Tochter „Alexiana“ heißen sollte.
„Bist du sicher, dass du die Wahrheit sagst?“, knurrte der Finstere Zauberer, bevor ihn der Schmerz erneut übermannte. „Bist du sicher, dass es Arturo Adragón war, der die gesamte Truppe von General Nórtigo umgebracht hat?“
„Ganz sicher, Herr. Ich habe ihn fortreiten sehen.“
„Gut, Oestes. Geh in die Kaserne und warte auf weitere Befehle. Und zu keinem ein Wort, verstanden?“
„Jawohl, Herr“, flüsterte der Soldat erleichtert. Nach einer tiefen Verbeugung verließ er rückwärtsgehend den Raum. Er fühlte sich wie neugeboren. Niemand, der dem Finsteren Zauberer eine schlechte Nachricht überbracht hatte, hatte das bisher überlebt, um davon berichten zu können.
„Was sagst du dazu, Tránsito?“, knurrte Demónicus.
„Jetzt wissen wir zumindest, von wem die magische Kraft ausgeht, die den Leichnam Eurer Tochter vor uns verbirgt. Dieser verdammte Arturo Adragón! Ich bin mir sicher, dass er Alexia versteckt!“
„Warum sollte er das tun?“, fragte sich Demónicus laut.
„Um sie wiederzubeleben?“, mutmaßte Tránsito.
„Hm …
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