Das Reich der Dunkelheit
nicht zur Flucht verhelfen. Jeder meiner Befehle kommt dem demoniquianischen Oberpriester zu Ohren. Mir sind die Hände gebunden.“
Arquimaes hoffte darauf, dass der König endlich einsah, dass er auf sich allein gestellt war und einen Verbündeten brauchte.
„Exzellenz, wenn Ihr erlaubt, möchte ich Euch einen Vorschlag unterbreiten. Aber Ihr müsst Euch klar darüber sein, dass es viel Mut braucht, um Eure Situation zu verändern … wenn Ihr sie verändern wollt.“
„Ich werde alles tun, um die Unabhängigkeit meiner Stadt zurückzugewinnen.“
„Wenn man einen Feind wie Demónicus hat, kann man nicht neutral bleiben“, sagte Arquimaes. „Doch es gibt eine Möglichkeit, Eure Freiheit wiederzuerlangen.“
„Wie?“
„Mit unserer Hilfe, Majestät! Wir sind Eure einzige Hoffnung.“
Der König schloss die Augen und nickte.
„Ihr habt recht. Was schlagt Ihr vor? Sagt mir, was ich tun soll.“
***
N ÁRNICO ERKANNTE, DASS sein bester Gast ernsthaft in Gefahr war, und ordnete an, ihn in sein Zimmer zu bringen. Man zog ihm trockene Kleider an und flößte ihm eine heiße Suppe ein.
Dann wurde ein Heilkundiger gerufen, der sich um Frómodis Gesundheitszustand kümmern sollte.
„Es geht ihm sehr schlecht“, sagte der Mann, während er versuchte, ihm eine Arznei zu verabreichen. „Innerhalb von drei Tagen wird er sterben.“
Das Fieber ließ Frómodi fantasieren.
„Vater! Vater!“, rief er mit lauter Stimme. „Warum liebst du mich nicht?“
In der ersten Nacht wälzte er sich in Krämpfen hin und her. Er wurde von entsetzlichen Albträumen heimgesucht. Er sah seinen Vater, den unbarmherzigen Grafen Idio, im Innenhof seines Schlosses auf und ab gehen, in Gedanken versunken, mit seinem Schwert als einzigem Begleiter. Eine kleine Gestalt trat auf ihn zu.
„Was machst du hier um diese Zeit, Morfidio?“, fragte Graf Idio den Kleinen ungehalten. „Solltest du nicht schlafen, wie alle anderen?“
„Ich wollte dir eine gute Nacht wünschen, Vater.“
„Ich habe dir schon tausendmal gesagt, du sollst mich nicht Vater nennen!“, herrschte er ihn an. „Das geht nicht! Für dich bin ich Graf Idio, dein Herr.“
„Andere Kinder nennen ihren Vater doch auch Vater“, antwortete der Junge. „Warum erlaubst du es mir nicht? Warum darf ich dir nicht zeigen, dass ich dich lieb habe?“
„Du bist ein uneheliches Kind! Und ich bin der Herr dieses Landes. Offiziell bist du nicht mein Sohn, und ich bin nicht dein Vater, sondern dein Herr. Ich kann dich nicht anerkennen. Meine Sippe erlaubt es nicht.“
„Aber Vater, ich bin dein Sohn! Ich liebe dich!“
„Ein Edelmann kann ein Kind, das außerehelich geboren wurde, nun mal nicht anerkennen. Und nun hör endlich auf, mich Vater zu nennen!“
„Warum willst du mich denn nicht als deinen wahren und einzigen Sohn annehmen?“, jammerte Morfidio.
„Wenn du nicht damit aufhörst, werde ich euch des Landes verweisen, dich und deine Mutter!“, drohte ihm der Graf. „Ich habe dich gewarnt!“
Der kleine Morfidio lief davon und verlor sich in der Dunkelheit.
Frómodi öffnete die Augen und setzte sich noch gerade rechtzeitig auf, um sich zu übergeben. Der Gestank, der daraufhin das Zimmer erfüllte, war ebenso bitter wie seine Erinnerungen.
***
A RQUIMAES UND C RISPÍN gingen zu Arturo, der nach wie vor den Karren bewachte.
„Mein Freund, wir haben verloren“, gestand ihm der Alchemist. „Wir müssen uns in unser Schicksal fügen. Man hat uns einen gerechten Prozess zugesichert.“
„Aber, Meister, warum kämpfen wir nicht weiter?“, fragte Arturo und schwang sein Schwert. „Wir haben noch genug Kraft. Es ist besser, im Kampf zu fallen, als sich von diesen korrupten Soldaten gefangen nehmen zu lassen.“
Arquimaes trat dicht an seinen Schüler heran und legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Tu, was ich dir sage. Steck dein Schwert in die Scheide und folge mir.“
„Ich werde mich nicht von Alexia trennen.“
„Wir nehmen sie mit. Hör auf mich, Arturo.“
Arturo hörte einen seltsamen Ton aus Arquimaes’ Worten heraus. Etwas, das ihn veranlasste, seinem Meister widerspruchslos zu gehorchen.
„Ich werde tun, was Ihr sagt“, antwortete er unterwürfig und steckte sein Schwert in die Scheide zurück.
Arquimaes umarmte seinen Schüler. Sie luden sich Alexias Sarg auf die Schultern und ließen sich von den Soldaten in eine Zelle führen. Dort blieben sie die ganze Nacht, niedergedrückt von Einsamkeit und Verzweiflung. Ein
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