Das Reich der Dunkelheit
einem Carthacianer nachgesagt werden konnte. Er und seine Familie wären für immer entehrt.
Kurz zog er die Möglichkeit in Betracht, eine Abmachung mit dem König zu treffen: Er selbst würde sich das Leben nehmen, und dafür würde man seine Familie und seine Besitztümer schonen.
Doch im Grunde wusste er, dass das keine Lösung des Problems war. Früher oder später würde jemand seinen Verrat aufdecken und sich an den Seinen rächen.
Und noch etwas anderes war ihm klar: Er musste König Aquilion von Troquians Plänen unterrichten. Was auch immer geschehen würde, er konnte nicht zulassen, dass die Demoniquianer die Stadt, die er so sehr liebte, dem Erdboden gleichmachten. Zwar wäre er gern zum König ernannt worden, aber nicht zum König über den Abschaum der Menschheit, zum Regenten einer von grausamen Männern bewohnten und beherrschten Geisterstadt.
Er kam zu dem Schluss, dass er keine Wahl hatte. Er musste König Aquilion über das Vorhaben der Demoniquianer in Kenntnis setzen. Die Frage war nur, wie er das anstellen sollte.
***
A RTURO UND SEINE Freunde berieten sich mit den Generälen über ihren Angriffsplan.
„Wir haben den Kampf aufgenommen, also bringen wir ihn auch zu Ende“, bemerkte General Suitzer. „Ich schlage vor, morgen bei Tagesanbruch ziehen wir alle unsere Männer zusammen und schlagen zu.“
„Lieber Freund“, erwiderte Alexander und trat einen Schritt vor, „ich glaube, wir sollten vorsichtig sein. Es hat keinen Sinn, überstürzt zu handeln. Früher oder später werden sie uns einen Grund liefern, gegen sie vorzugehen. Dann kann uns niemand einen Vorwurf machen.“
„Sollen wir warten, bis sie losschlagen? Und ihnen damit einen Vorteil verschaffen?“
Arturo stand auf und stellte sich zu Alexander.
„Ich bin derselben Meinung wie er. Es ist besser, wir warten, bis sie den ersten Zug tun. Wenn es so weit ist, werden wir vorbereitet sein und auf sie warten. Wenn wir jetzt angreifen, wird alle Welt sagen, wir hätten böswillig gehandelt. Man wird uns beschuldigen, sie überfallen zu haben. Und das wäre nicht gut für Carthacia.“
„Arturo Adragón, ich erinnere dich daran, dass du es warst, der in das demoniquianische Wespennest gestochen hat“, entgegnete General Suitzer.
„Ich dulde nicht, dass du den Mann attackierst, der mich aus dieser schrecklichen Folterkammer befreit hat!“, rief Alexander. „Arturo ist unser Retter! Er wird uns von der Plage dieser Todesanbeter befreien!“
Arquimaes hielt es für angeraten, in die Unterhaltung einzugreifen.
„Es stimmt, Arturo hat zu dieser Situation beigetragen“, erklärte er. „Aber man darf nicht vergessen, dass er es war, der entdeckt hat,dass die Demoniquianer in Carthacia Menschen opfern. Durch sein Eingreifen wissen wir, dass die Invasoren bereits bis in den letzten Winkel der Stadt vorgedrungen sind. Carthacia war von jeher neutral, und das haben sie ausgenutzt. Sie haben die besten Leute des Hofes bestochen und auf ihre Seite gezogen, sie halten Zeremonien ab, bei denen Menschen geopfert werden, was uns alle mit Abscheu erfüllt. Und jetzt planen sie, Carthacia zu erobern und zu unterwerfen. Wollt ihr ruhig dabei zusehen, wie sie euer Leben zerstören, sich euren Besitz aneignen und euch zu ihren Sklaven machen? Wollt ihr das?“
Betretenes Schweigen war die Antwort auf die Frage des Alchemisten.
„Ihr habt recht, Meister“, sagte Arturo nach einer Weile. „Der Augenblick der Entscheidung ist gekommen.“
„Wir müssen uns von ihnen befreien, bevor es zu spät ist!“, rief jetzt auch Alexander und zückte drohend sein Schwert. „Ich stelle mich unter Arturos Befehl. Wer folgt mir?“
Alle Männer hoben ihre Schwerter und riefen: „Hoch lebe Arturo Adragón!“
In diesem Moment erhielt König Aquilion eine Botschaft. Sie war mit einem großen Auge verziert und mit Ein geheimer Freund von Aquilion unterschrieben.
***
A MAROFET BETRACHTETE NEUGIERIG Alexias Sarg. Sie fragte sich wie so oft, wer dieses Mädchen war, das so viel Leidenschaft und Kummer in Arturo weckte – und das sie aus diesem Grunde sehr beneidete. Manches Mal hätte sie es fast vorgezogen, den Platz der toten Prinzessin einzunehmen, statt zu leben und unsichtbar für Arturo zu sein. Der Ritter schenkte ihr nicht die geringste Aufmerksamkeit, und das kränkte sie.
„Ich würde mein Leben dafür hergeben, an deiner Stelle zu sein“, flüsterte sie. „Ich würde alles hergeben, um einen Platz im Herzen von Arturo Adragón
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