Das Reich der Dunkelheit
abwesender“, seufzte der König. „Stundenlang schließt er sich im Keller ein, mit dem Sarg und diesem halb verrückten Mädchen, das er gerettet hat. Ich mache mir ernsthafte Sorgen.“
„Aber Ihr müsst zugeben, dass er seinen Mann steht“, entgegnete der Alchemist. „Jede Nacht ist er dabei, wenn wir zuschlagen. Er hat mehr Feinde getötet als all Eure Soldaten zusammen!“
„Das stimmt. Ich habe ja auch größtes Vertrauen zu ihm, aber …“
„Ich werde mit ihm reden“, versprach Arquimaes.
Er eilte aus dem Saal und ging sogleich in den Keller. Crispín begleitete ihn.
„Der König ist ein undankbarer Kerl“, stellte der Knappe fest. „Nach allem, was Arturo für ihn getan hat … Er hat so viele Demoniquianer getötet, dass man ihre Leichen gar nicht mehr zählen kann!“
„Aber so ganz unrecht hat Aquilion nicht“, musste der Alchemist zugeben. „Ich muss mich unbedingt mit Arturo unterhalten.“
Die Wachposten traten zur Seite, und Arquimaes und Crispín betraten den Keller. Es herrschte völlige Dunkelheit. Sie schlossen die Tür hinter sich, damit die Soldaten nicht mitbekamen, was dort unten vor sich ging.
Arturo schwebte mit ausgebreiteten Armen und geschlossenen Augen über dem Sarg, während Amarofet vor der Holzkiste kniete. Sie hielt eine Kerze in der Hand und flehte ihre Götterfreunde um Beistand an.
Arquimaes wartete, bis Arturo ihn bemerkte.
„Was wollt Ihr, Meister?“, fragte der junge Ritter. „Womit kann ich Euch dienen?“
„Es ist Zeit, unseren Weg zur Höhle des Drachen fortzusetzen“, erklärte der Weise. „Dort werden wir Alexia ins Leben zurückholen.“
Arturo öffnete die Augen und sah Arquimaes an. Die Worte seines Meisters hatten sein Interesse geweckt.
„Endlich geht es weiter!“, sagte er freudig erregt. „Bald werde ich wieder mit meiner Prinzessin vereint sein!“
„Ja, aber vorher haben wir noch etwas zu erledigen. Wir sind eine Verpflichtung eingegangen und werden unser Wort halten. Wir können die Carthacianer jetzt nicht allein lassen. Die Demoniquianer würden sich an ihnen rächen und sie regelrecht massakrieren.“
Arturo ließ sich auf den Boden zurückgleiten und trat zu Arquimaes.
„Was soll ich tun, Meister?“, fragte er.
„Ich muss mich auf dich verlassen können. Wir haben Informationen, dass General Troquian in zwei Tagen angreifen wird. Wir müssen uns etwas einfallen lassen. Vielleicht können wir ihnen eine Falle stellen.“
„Morgen werden wir sie vernichten“, antwortete Arturo. „Keiner wird uns entwischen!“
„Uns wurde berichtet, dass es viele sind. Und dazu kommen noch die carthacianischen Verräter, die sich auf ihre Seite geschlagen haben.“
„Morgen befreien wir Carthacia, und danach setzen wir unsere Reise fort. Ich freue mich so sehr darauf, Alexia wieder an meiner Seite zu haben …“
„Wir werden zur Höhle des Drachen reiten. Aber wie ich dir schon gesagt habe, versprechen kann ich dir nichts. Nicht immer ist es möglich, dass …“
„Der Drache hat Émedi wieder zum Leben erweckt, warum soll er mit Alexia nicht das Gleiche tun?“
„Der Preis dafür war sehr hoch, Arturo! Es kann sein, dass er ihn auch von dir verlangt …“
„Ich werde ihm geben, was immer er von mir verlangt! Wenn er will, gebe ich ihm mein Leben und das von tausend Demoniquianern! Aber er muss meine Prinzessin zum Leben erwecken!“
Da trat Amarofet zu ihnen.
„Ich werde mich für Alexia einsetzen“, sagte sie. „Meine Freunde, die Götter, werden dir beistehen. Und auch ich werde mich ganz in deinen Dienst stellen, Arturo Adragón!“
Arquimaes sah die junge Frau mitleidig an. Mit jedem Tag entfernte sie sich weiter von der Wirklichkeit. Sie bestand nach wie vor darauf, eine Göttin zu sein.
***
M ORFIDIO LEBTE NUR noch dank seiner starken Konstitution. Die Vorhersage des Wunderheilers hatten sich noch nicht erfüllt, doch viel fehlte nicht mehr. Die ständigen Besäufnisse, das hohe Fieber, die schlechte Ernährung und die tiefe Verzweiflung waren dabei, seinem Leben ein Ende zu bereiten. Und er wusste das.
Seine gescheiterte Suche nach der Formel der Unsterblichkeit und die hässlichen Erinnerungen an seinen Vater hatten ihn zermürbt. Deswegen beschloss er eines Morgens, seinem Leben selbst ein Ende zu setzen. Er stieg aus dem Bett, zog sein Schwert aus der Scheide und lehnte sich gegen die Wand, bereit, sich die Klinge in den Leib zu stoßen. Doch irgendetwas hielt ihn davon ab. Seine Erinnerungen
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