Das Reich der Dunkelheit
einzunehmen, dem edelsten und tapfersten Ritter, den ich in meinem Leben je gekannt habe.“
Während sie noch darüber nachgrübelte, hatte sie plötzlich einen lichten Augenblick. Der Name Alexia kam ihr bekannt vor. Sie wusste, dass sie ihn schon einmal gehört hatte, und versuchte sich zu erinnern.
„Die Tochter des Finsteren Zauberers!“, rief sie schließlich aus. „Es ist Prinzessin Alexia, Demónicus’ Tochter!“
Ihr Gedächtnis begann zu arbeiten. Jetzt erinnerte sie sich auch an das, was man ihr erzählt hatte: die Geschichte eines Kriegers, der an der Spitze einer Armee gestanden, sich einem Duell mit einer Frau gestellt und sie getötet hatte. Jene Frau war Prinzessin Alexia gewesen, die Tochter des Großen Finsteren Zauberers Demónicus! Und der Krieger war ohne Zweifel Arturo Adragón, der Mann, der sie aus den Händen der Folterknechte befreit und vor dem sicheren Tode bewahrt hatte.
„Ich bin eine Göttin“, flüsterte sie. „Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, damit Arturo seinen Seelenfrieden wiederfindet!“
***
D IE N ACHT WAR über Carthacia hereingebrochen. Die Straßen lagen verlassen da. Nur ein Pferdekarren holperte durch die Stadt. Seine Räder waren mit dicken Tüchern umwickelt, um nicht zu viel Lärm zu machen. Die wenigen Menschen, die unterwegs waren, nahmen kaum Notiz davon. Es war nicht ungewöhnlich, dass ein Händler Waren an die Läden auslieferte oder mitten in der Nacht auf Reisen ging.
Crispín hielt die Zügel locker in der Hand und führte die Zugpferde mit sanfter Gewalt. Unter der Plane des Karrens besprachen Arturo, Arquimaes und Alexander die Einzelheiten des bevorstehenden Angriffs.
„Alles ist vorbereitet“, sagte Alexander. „Sobald wir in das Gasthaus eingedrungen sind, werden unsere Patrouillen die Umgebung absperren.“
„Das Gasthaus ist voll von demoniquianischen Soldaten“, erinnerte Arquimaes. „Wenn unsere Informationen zutreffen, verstecken sie sich im Keller.“
„Wir müssen rasch handeln“, ergänzte Arturo. „Und wir dürfen keine Spuren hinterlassen, die uns verraten könnten.“
„Wir machen sie fertig“, zischte Alexander. „Kein Zeuge darf überleben.“
Sie zogen die Kapuzen über ihre Köpfe und zückten die Waffen. Gleich würden sie in das Gasthaus stürmen und alle feindlichen Krieger auslöschen, die sich dort versteckten und auf den Befehl zum Angriff warteten.
„Unser Informant hat uns versichert, dass sich dort wenigstens fünfzig gut bewaffnete Demoniquianer aufhalten“, sagte Alexander. „Es wird also nicht leicht werden.“
„Ich hoffe nur, dass man diesem Informanten trauen kann“, bemerkte Arquimaes. „Es wird sich doch wohl nicht um eine Falle handeln?“
„Er wollte seinen Namen nicht nennen, aber unsere Spitzel haben bestätigt, dass dort etliche Männer ein und aus gehen. Der Wirt ist ein Verräter, er wird seine schändliche Tat teuer bezahlen!“
„Wir sind da“, meldete Crispín und zügelte die Pferde. „Es kann losgehen.“
Die drei Waffenbrüder sprangen so leise wie möglich vom Karren. Wie der Informant gesagt hatte, stand auf der Rückseite des Gasthauses ein Fenster offen, durch das sie ohne Probleme einsteigen konnten.
Crispín hielt die Zügel stramm, um die Pferde ruhig zu halten, und wartete geduldig. Er bedauerte, dass Arturo ihm nicht erlaubt hatte, sie zu begleiten. Wie gern hätte er den einen oder anderen Demoniquianer ins Jenseits befördert! Er hasste sie seit der Schlacht um Emedia, wo er gesehen hatte, wie brutal sie im Kampf vorgingen. Diese Männer waren wirklich blutrünstige Barbaren. Deswegen musste man sie ausmerzen, bevor sie zahlenmäßig stark genug waren, um Carthacia in ihre Gewalt zu bringen.
Aus dem Gasthaus drangen Schreie, doch Crispín machte sich keine Sorgen um seine Freunde. Er wusste, dass sie mit ihren Feinden ohne Weiteres fertig werden konnten.
Wenig später wurde die Eingangstür aufgerissen, und die drei kamen herausgerannt. Sie sprangen auf den Karren und ließen die Zeltplane herunter.
„Los, Crispín, fahr zu!“, befahl Arquimaes. „Auftrag ausgeführt!“
Langsam setzte sich der Pferdekarren in Bewegung. Nach einer Weile begegneten sie einer carthacianischen Patrouille, die sie passieren ließ. Was sie jedoch nicht sahen, war der Schatten, der sich an den Mauern der benachbarten Gebäude entlangschlich.
„Ihr habt hervorragende Arbeit geleistet“, murmelte Ásbico. „Und ich habe damit allen bewiesen, dass ich ein
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