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Das Reich der Elben 01

Das Reich der Elben 01

Titel: Das Reich der Elben 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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worden, seit man sie zuletzt bei der Tagung des Kronrats am Strand von Elbenhaven präsentiert hatte, als Brass Elimbor die Jenseitigen beschwor.
»Wenn der König in die Schlacht reitet, soll er sie über seinem Herzen tragen«, sagte Ruwen. »Ich habe mit Brass
Shelian gesprochen, bevor er in den Süden aufbrach, um Andir zu unterstützen. Von ihm stammt der Vorschlag. Eigentlich hat er mir aufgetragen, dir die Steine im Schlaf auf die Brust zu legen – und zwar auf keinen Fall vor Morgengrauen.« Sie lächelte. »Aber der Morgen graut bald, und du findest wahrscheinlich ohnehin keinen Schlaf mehr.« Sie legte ihm die Kordel um den Hals. Die Steine lagen auf seiner Brust und fühlten sich warm an.
»Sie sind das Symbol unserer Verbindung zu den Jenseitigen«, sagte Keandir ergriffen. »Ich kann das nicht tun. Wenn sie verloren gehen…«
»Brass Elimbor ist Brass Shelian im Traum erschienen und hat es gutgeheißen«, erwiderte Ruwen. »Davon abgesehen wird es unseren Kriegern Zuversicht geben, wenn sie wissen, dass ihr König die Elbensteine bei sich trägt. Und dich werden sie schützen, geliebter Kean. Dich und alle, die bei dir sind…«
Als der Morgen graute, fand Keandir doch noch wenige Stunden Schlaf, und auch ihm erschien Brass Elimbor als verklärte Lichtgestalt eines Eldran im Traum. Er sprach zum König, und schon aus dem sanften Klang seiner Stimme schöpfte Keandir neuen Mut.
»Haben die Jenseitigen nicht ihr Interesse von uns abgewandt?«, fragte der Elbenkönig im Traum.
»Nicht alle«, antwortete Brass Elimbor. »Ich jedenfalls werde unsichtbar an deiner Seite sein, wenn ihr in die Schlacht zieht, um das Reich der Elben zu verteidigen.«
Als er am Morgen erwachte, leuchteten die Elbensteine durch den Lederbeutel hindurch. Ein Leuchten, das nicht nachließ und in dem sich die unerschütterliche Zuversicht Brass Elimbors zu manifestieren schien.
Am nächsten Morgen brach Keandir an Bord der »Tharnawn« in den Süden auf. Eine große Flotte folgte dem Flaggschiff. Die meisten dieser Schiffe waren erst nach der Ankunft im Zwischenland gebaut worden, aber auch einige Veteranen der großen Seereise durch das zeitlose Nebelmeer befanden sich in der Flotte, so zum Beispiel die »Morantor« von Kapitän Isidorn. Der Herzog von Nordbergen war mit seinem Schiff bereits vor einer Woche in Elbenhaven eingetroffen, um sich an der Verteidigung des Elbenreichs zu beteiligen.
Kapitän Ithrondyr, der in der unvollendeten Stadt Edanor ein eigenes Herzogtum hatte errichten wollen, hatte das Kommando über eines der neuen Elbenschiffe. Er nannte es
»Edanor«, denn dieser Name sollte ihn immer an den verlorenen Traum einer Elbenkolonie am Pereanischen Meer erinnern. Einen Traum, der im Sturmwind der Rhagar-Angriffe und unter dem Beschuss ihrer Katapulte zerbrochen war.
Die Flotte segelte bis Candor. Dort gab es Pferde und Wagen genug. Die Schiffe sollten mit einer Mindestbesatzung im geschützten Hafen verbleiben. Schließlich wollte man auch vorbereitet sein für den Fall, dass man die Schlacht verlor, und dann brauchte man die Flotte dringend, um die Überlebenden zu evakuieren.
Der Kriegszug des elbareanischen Elbenheers unter Herzog Branagorn wartete bereits, und Keandir und die Seinen reihten sich unter ihnen ein. Branagorn begrüßte den König mit merklicher Zurückhaltung. Immer noch hatte er nicht vergessen, wie das Böse Keandir erfüllt und von ihm Besitz ergriffen hatte. Aber dann sah er den Beutel mit den Elbensteinen auf der Brust Keandirs. Sie leuchteten noch immer durch das Leder, aus dem der Beutel bestand, und dies auf eine so charakteristische Weise, dass jeder Elb sofort erkennen konnte, dass es sich um eben jene Steine handelte.
Sechs waren es an der Zahl, und jeder von ihnen hatte einen eigenen Namen: Athrandil, Pathrandil, Cathrandil, Ithrandil, Nithrandil und Rithrandil.
König Keandir legte die Hand um den Beutel, als er das schneeweiße Elbenpferd, das man ihm gegeben hatte, vor den versammelten Zug preschen ließ. Das Leuchten der Steine drang sogar durch seine Hand.
»Ich trage die Elbensteine!«, rief er. »Und in ihrem Zeichen werden wir das Reich der Elben verteidigen und beschützen!«
Die Elben schlugen mit den Schwertern gegen ihre Schilde. Unter ihnen befand sich auch eine Einheit von einem
Dutzend Kriegern, die mit jeweils zwei Einhandarmbrüsten bewaffnet waren. Diese Einheit stand unter Thamandors Kommando; er selbst hatte die besten Schützen unter den jungen Elbenkriegern an

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