Das Reich der Elben 01
diesen Waffen ausgebildet.
Herzog Branagorn lenkte sein Pferd auf Keandir zu und sagte: »Prinz Sandrilas wartet mit dem Hauptteil unserer Truppen an der Aratanischen Mauer – etwa zwanzig Meilen von der Küste entfernt. Dorthin schiebt sich der Moloch des Rhagar-Heers.«
»Und Andir?«, fragte der König.
»Er befindet sich auch dort und hat die Magier der Elben um sich versammelt, denn sie wollen große Felsbrocken über dem Heer der Rhagar materialisieren lassen, wenn der Feind anrückt. Sobald sie stofflich geworden sind, fallen sie auf die Feinde herab und zermalmen sie. Aber es bedarf einer großen geistigen Anstrengung – denn wenn der Materialisationsprozess zu lange dauert, dann bleibt diese Waffe ohne Wirkung. Und wenn die Magier zu früh beginnen, weicht das Rhagar-Heer einfach aus und greift an einer anderen Stelle an.«
»Ich hoffe, dass wir uns richtig entschieden haben und die Anwendung weißer Elbenmagie ausreicht, um den Feind zu besiegen.«
»Ihr denkt an die Stäbe des Augenlosen Sehers«, erkannte
Herzog. Branagorn von Elbara sofort.
»Magolas beschwor mich immer wieder, sie benutzen.«
»Euer Misstrauen gegenüber der Magie, die wir auf Naranduin fanden, ist berechtigt, und ich teile sie aus tiefster Seele, mein König. Ich bin überzeugt davon, dass Ihr Euch richtig entschieden habt.«
Keandir lächelte matt. Werdet Ihr das auch noch sagen, wenn das Elbenheer geschlagen ist und unser Reich in Trümmern liegt?, lautete seine stumme Erwiderung.
Fast eine Woche lang war das Elbenheer aus den Kriegern, die mit König Keandir aus Hoch-Elbiana gekommen waren, und den Elben von Elbara unterwegs, bis es die Aratanische Mauer erreichte. Unterwegs vereinigte es sich mit einem Unterstützungsheer der Zentauren und den Truppen von Merandil dem Hornbläser, der ihnen als Herzog von Nuranien voranritt und es sich dennoch nicht nehmen ließ, das Horn selbst zu blasen. Während dieser Zeit wurden sie immer wieder von Boten, die Prinz Sandrilas schickte, über die neuesten Entwicklungen unterrichtet.
Als Keandir, Branagorn und Merandil mit ihren Truppen an der Mauer eintrafen, war die Schlacht bereits ausgebrochen. Ein gewaltiger, bis zum Horizont reichender Kriegszug aus Menschen, Kampfmaschinen und Getier aller Art schob sich über die Ebene auf die Aratanische Mauer zu. Comrrm der Eisenfürst stand auf einem gewaltigen Kampfwagen, der wie die besonders großen Katapulte von einer karanorischen Riesenechse gezogen wurde. Er trug eine prächtige Rüstung
aus dem harten Metall, das ihm seine Herrschaft über die Rhagar sicherte, und konnte von der Höhe des Wagens aus das gesamte Schlachtfeld überblicken. Seine Rhagar-Krieger jubelten ihm zu. Die Tatsache, dass er sie persönlich anführte, spornte ihren Siegeswillen ungemein an. Wenn Comrrm, der Sohn des Sonnengotts, sie anführte, musste das Kriegsglück auf ihrer Seite sein.
Pfeilhagel flogen hin und her. Todesschreie gellten über das Schlachtfeld. Thamandor postierte seine Einheit von Armbrustschützen auf den Wehrgängen der Aratanischen Mauer, und ihre mit magischem Gift versehenen Projektile sandten Tod und Verderben unter die Angreifer. Manche von ihnen trafen Riesenechsen, die sich daraufhin im Todeskampf über den Boden wälzten und viele Rhagar mit ihren tonnenschweren Leibern zerquetschten. Riesige Katapulte wurden von magischen Bränden ergriffen und brachen in sich zusammen.
Die aber, die nicht zerstört wurden, weil sie sich außerhalb der Schussweite der Armbrüste befanden, schleuderten gewaltige Gesteinsbrocken, die riesige Löcher in das Mauerwerk rissen. Außerdem wurden Brandsätze geschleudert, deren Feuer sich schwer löschen ließ; die hierfür verwendeten Substanzen waren sicherlich nicht mit den magischen Giften Thamandors des Waffenmeisters vergleichbar, aber sie deuteten an, wozu auch die primitive Wissenschaft der Rhagar eines Tages in der Lage sein würde.
Auf einer nahen Anhöhe hatte Andir die Magier der Elben versammelt und darüber hinaus die meisten Schamanen und wer auch immer unter den Elben ein besonderes magisches Talent in sich zu verspüren meinte. Sie standen mit erhobenen Händen in einem Kreis. In der Mitte brannte ein Feuer, aus dem ein seltsamer bläulicher Rauch aufstieg. Dicke Schwaden bildeten sich aus dem Rauch, die ein leichter Wind in Richtung
der Rhagar trieb. Und aus diesen Rauchschwaden bildeten sich Felsbrocken, manche zwei Schritt durchmessend, andere acht oder zwanzig Schritt groß. Wie bei einem
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