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Das Reich der Elben 01

Das Reich der Elben 01

Titel: Das Reich der Elben 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Prinz.«
»Wir sollten in Betracht ziehen, dass auch er tot ist«, sagte
Ygolas der Bogenschütze.
Sandrilas’ Linke umfasste den Griff seiner Düsterklinge. »In diesem Fall können sich die Affenartigen auf furchtbare Rache gefasst machen!«
Die Härte und Unerbittlichkeit in des Prinzen Stimme überraschte Lirandil. War diese Härte eine Folge der unheilvollen Magie, mit der Sandrilas in Berührung gekommen war, als er sein Schwert in das magische Feuer gehalten hatte? Lirandil nahm sich vor, wachsam jeden Schritt des Prinzen zu beobachten.
Sandrilas schien das Unbehagen, das der Fährtensucher empfand, zu spüren. »Warum plötzlich so schweigsam, Lirandil? Hat es Euch die Sprache verschlagen? Ihr kennt mich. Ich bin aus härterem Holz geschnitzt als die große Mehrheit unseres Volkes. Aber das macht mich nicht zu einem schlechteren Elben als jene, die sich ein Jahrhundert lang an den logischen Verästelungen eines einzigen Gedankens oder dem Klang eines Gedichtes zu ergötzen vermögen.«
»Ich misstraue nicht Euch, Prinz Sandrilas«, verteidigte sich Lirandil der Fährtensucher, »sondern der Magie, mit der Ihr unvorsichtigerweise in Kontakt gekommen seid.«
»Ich denke, da braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen.«
»Ich will sehr hoffen, dass Ihr recht habt.«
»Wer weiß, ob wir diese Magie nicht einst brauchen«, äußerte Prinz Sandrilas, »auch wenn sie nicht so rein und weiß ist, wie es die elbischen Gelehrten gern hätten.«
»Ich bin mir noch nicht sicher, was ich davon halten soll, mein Prinz – das sage ich Euch ganz offen.«
»Dann hört besser weiterhin das Gras wachsen – denn das ist Euer größtes Talent – und lasst mich das tun, was ich zu tun habe.«
Die Gruppe ging weiter – und stieß auf einen Haufen von Knochen, der von Insekten umschwirrt wurde. Es war so dunkel, dass selbst die scharfen Elbenaugen kaum noch etwas
zu erkennen vermochten. Trotzdem war Sandrilas dagegen, irgendein Feuer zu entzünden, da überall in den umliegenden Bergen mit den Affenartigen zu rechnen war und außerdem das riesige fliegende Wesen immer wieder seine Kreise über das Bergland zog, wie ein gewaltiger Greifvogel auf der Suche nach Beute. Dessen Aufmerksamkeit wollte niemand unter den Elben erregen.
Siranodir zog seine beiden Schwerter und stocherte in dem übel riechenden Knochenhaufen herum. Ein Schwall von Insekten wurde dadurch aufgescheucht, und wütendes Summen erfüllte die kühle nächtliche Luft. Siranodirs Schwerter legten die unteren Schichten des Gebeinhaufens frei, und der Gestank von Fäulnis und Verwesung stieg auf und marterte die empfindlichen Geruchssinne des elbischen Schwertkämpfers. Aber Siranodir war hart im Nehmen.
Manche der Gebeine waren porös, und das auf eine Weise, die kaum allein von der Verwesung herrühren konnte. Vielleicht enthielt der Speichel der Affenartigen irgendeine ätzende Substanz. Es waren Knochen darunter, die von Elben oder von Äfflingen stammen mochten – aber auch solche, die zu keine Kreatur passen wollten, denen die Elben je begegnet waren. Manche dieser Gebeine waren schon fast zu Staub verfallen und bröselten bei der ersten Berührung mit Siranodirs Zwillingsklingen auseinander. Andere waren noch so frisch, dass verfaulende Fleischreste daran hafteten.
Lirandil der Fährtensucher murmelte einen Zauberspruch der Waldelben aus alter Zeit, um die Insekten auf Distanz zu halten.
»Unmöglich zu sagen, ob tatsächlich Gebeine unserer Leute darunter sind«, sagte Siranodir mit den zwei Schwertern.
»Wenn es so wäre, müssten darin auch Reste ihrer Kleidung und Ausrüstung zu finden sein«, entgegnete Thamandor der
Waffenmeister, »so wie es bei dem Platz mit dem flammenden
Stein der Fall war.«
Auch andere Krieger stocherten mit ihren Waffen in den Gebeinen herum und suchten nach Anzeichen dafür, dass die sterblichen Überreste ihrer Gefährten darunter waren. Die Gespräche unter ihnen, ohnehin sehr einsilbig, verstummten vollends, als der dunkle Riesenvogel erneut über der Schlucht kreiste. Er schien auf etwas zu lauern und das Geschehen in der Schlucht zu beobachten. Zumindest war das der Eindruck, der sich Lirandil aufzwängte. Er konnte sich zwar kaum vorstellen, dass das riesige Tier aus dieser Höhe und bei der Dunkelheit etwas von dem mitbekam, was sich am Boden tat. Aber vielleicht standen ihm andere Sinne zur Verfügung, sodass es nicht auf Licht angewiesen war.
Eine gespenstische Stille breitete sich aus. Selbst das Summen der Insekten

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