Das Reich der Elben 01
Havarie eines ganzen Schiffs gesorgt. Unabsichtlich hatte er einen der
mit magischem Gift versehenen Bolzen abgeschossen, und der hatte glatt die Schiffswandung durchschlagen.
Das eindringende Wasser hätte man aus dem Schiff schöpfen können, und die elbischen Handwerker waren natürlich ausgerüstet und in der Lage, eine Schiffswandung sehr schnell zu flicken, sollte ein Schiff leckschlagen. Dummerweise aber hatte das magische Gift einen Ätzbrand ausgelöst, der dafür sorgte, dass sich das Leck immer weiter vergrößerte. Nur der massive Einsatz von Elbenmagie verhinderte schließlich das Schlimmste, und man hatte Thamandor für lange Zeit das Durchführen von Experimenten aller Art untersagt. Irgendwann jedoch war die Erinnerung an den Unfall verblasst…
Thamandor nahm den Stein, hob ihn gegen das Mondlicht. Er war in diesem Zustand vollkommen ungefährlich. Das jedenfalls redete sich der Waffenmeister ein, obwohl ein gewisses Unbehagen blieb.
»Thamandor? Wo bleibt Ihr?«, drang eine Stimme aus der Dunkelheit an sein feines Gehör. Es war die von Merandil den Hornbläser.
Schnell steckte Thamandor den Stein in den Beutel, den er an seinem Gürtel trug. In ihm bewahrte er allerlei Utensilien auf, von denen keiner der anderen Elben so recht wusste, wofür sie dienten und warum er sie mit sich führte. Es waren ebenso Dinge, denen er magische Bedeutung zuschrieb, wie auch Werkzeuge für die Einhandarmbrüste.
Er atmete tief durch und klemmte die Daumen hinter die beiden Gürtel, die sich über seiner Brust kreuzten und in deren Schlaufen Dutzende von Bolzen für seine Armbrüste steckten. Nie etwas liegenlassen, was sich vielleicht noch verwenden lässt, das war sein Motto.
Dann folgte er den anderen…
8
DIE BERGFESTUNG
DER GEFLÜGELTEN AFFEN
Ein Chor sonderbarer Stimmen erfüllte die Nacht. Stimmen, die zum Teil von den Affenartigen stammten, zum anderen jedoch auch von Wesen, denen noch kein Elb je begegnet war.
Lirandil der Fährtensucher führte die Gruppe der fünfzig Elben unter Prinz Sandrilas’ Kommando. Trotz der Dunkelheit war Lirandil in der Lage, kleinste Veränderungen in der Umgebung mit seinen besonders geschärften Sinnen wahrzunehmen und sie richtig zu deuten.
Die meiste Zeit über herrschte Schweigen. Niemand sprach es offen aus, aber die meisten hatten kaum noch Hoffnung, König Keandir und wenigstens ein paar seiner Begleiter lebend zu finden.
»Vorsicht!«, flüsterte Lirandil plötzlich. Seine Stimme war nicht mehr als ein Wispern, allerdings vollkommen laut genug für das Gehör der Elben.
Ein dunkler Schatten schwebte über ihnen und hob sich als absolut schwarze Fläche gegen den dunklen Nachthimmel ab. Ein Geräusch erklang, dem langsamen Schlag eines Gleitflüglers ähnlich. Die Spannweite der finsteren Schwingen entsprach der Länge eines kleineren Elbenschiffs.
Sandrilas’ Begleiter und der Prinz selbst duckten sich und verhielten sich vollkommen ruhig, während dieses düstere Geschöpf über sie hinwegzog und schließlich in der Nacht verschwand.
»Die Äfflinge scheinen nicht die einzigen sonderbaren Kreaturen zu sein, die im Inneren dieses Landes leben«, murmelte Ygolas der Bogenschütze. »Ich bin gespannt, welchen Wundern und Schrecken wir noch begegnen. Jedenfalls erscheint es mir fraglich, ob wir mit solchen Geschöpfen unser neues Reich teilen sollen.«
»Die Frage, ob wir bleiben oder weiter nach den Gestaden der Erfüllten Hoffnung suchen, entscheiden wir später«, erklärte Prinz Sandrilas. »Im Moment sollte uns nur das Schicksal des Königs und seines Gefolges kümmern!«
»Verzeiht, Prinz Sandrilas«, erwiderte Ygolas der Bogenschütze. »Ich habe nur laut gedacht.« Aber Ygolas war sich sicher, dass er nicht der Einzige war, den solche Gedanken bewegten.
Lirandil der Fährtensucher führte sie in eine dunkle Schlucht. Zu beiden Seiten ragten hohe Felswände als schwarze Zacken in den Nachthimmel.
Lirandil blieb stehen. »Einige der unseren waren hier«, murmelte er. »Ich spüre die blasse Ahnung ihrer Auren, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie nicht bereits tot waren und man ihre Körper nur hergeschleift hat.«
»Wenn man sie hergeschleift hätte, wären Spuren zu sehen«, meinte Sandrilas.
»Vielleicht brachten die Geflügelten sie durch die Luft her«, gab Lirandil zu bedenken.
»Was ist mit dem König?«, fragte Sandrilas. »Nehmt Ihr irgendetwas wahr, das auf seine Anwesenheit hindeuten könnte?«
Lirandil schüttelte den Kopf. »Nein, mein
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