Das Reich der Finsternis - Verdammt: Band 2 (German Edition)
Worte ließen Mona die Haare zu Berge stehen.
»Glauben Sie das wirklich, Mrs O’Connor? Ich hätte nicht gedacht, dass Sie so einfältig sind. Wer weiß. Vielleicht brechen Sie sich bei Ihrem nächsten Sturz von der Treppe nicht nur das Bein? Wenn Sie so störrisch sind, dann ist Ihre Tochter unseren Vorschlägen gegenüber vielleicht nachgiebiger? Ich nehme einmal an, dass sie alles erben wird. Wollen Sie wirklich, dass es auf diese Weise läuft?«
Mona brachte keinen Ton heraus. Sie starrte ihren Bruder nur mit weit aufgerissenen Augen an. Auch Cera war wie erstarrt und gab keinen Ton von sich.
»Das kann er nicht so meinen«, hauchte Patrick.
Mona war sich da nicht sicher, und auch Grand Myrna schien die Drohung ernst zu nehmen.
»Ist ja gut«, gab sie mit rauer Stimme zurück. »Vereinbaren Sie für nächste Woche den Termin beim Notar. Ich werde da sein.«
»Sieh einer an«, frohlockte der Anwalt. »Sie werden auf Ihre alten Tage ja doch noch vernünftig.«
Schritte erklangen. Die Zwillinge hatten gerade noch Zeit, sich unter die Treppe zurückzuziehen, da wurde die Wohnzimmertür aufgerissen und Mr Grant erschien mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen. Zielstrebig ging er zur Tür und ließ sie mit einem Krachen hinter sich zufallen.
Die Zwillinge schlüpften unter der Treppe hervor und hasteten in ihr Zimmer hinauf. Es war vermutlich nicht gut, wenn sie ihrer Grandma jetzt begegneten. Sie mussten ihr Zeit geben, sich zu fassen, und selbst über das Gehörte nachdenken. Die beiden ließen sich im Bad mehr Zeit als gewöhnlich.
»Die Schlinge zieht sich unerbittlich zu«, meinte Patrick, und Mona konnte die Sorge in seiner Stimme hören.
»Ja, eine Woche hat er gesagt. Bis dahin müssen wir den Schatz gefunden haben. Sonst sind die Länderein und die Ruine mit all den Höhlen und heiligen Orten für unsere Familie und für die Magischen für immer verloren.«
Mona und Patrick warteten, bis sie den Ruf zum Frühstück vernahmen. Dann erst wagten sie sich in die Küche. Äußerlich war ihrer Großmutter nichts anzumerken. Sie lächelte sie an und humpelte zwischen Herd und Esstisch hin und her.
»Heute müsst ihr auf euer gewohntes Frühstück verzichten und euch ein wenig bescheiden. Brenda kommt erst später.«
Die Zwillinge versicherten, dass ihnen das nichts ausmachte. Es gab immerhin Toast mit Butter und Marmelade und auch Rührei mit Bacon. Mona nahm Grand Myrna die schwere Pfanne aus der Hand und stellte sie auf den Tisch.
»Und, was habt ihr heute vor?«, erkundigte sich die Großmutter, die auf Mona ein wenig abwesend wirkte. Zumindest hatte sie nun schon zum dritten Mal Zucker in ihren Tee gerührt, ohne es zu bemerken.
Die beiden hoben die Schultern. »Sieht nach Regen aus«, meinte Patrick missmutig. Auch Mona verspürte keine so rechte Lust, den Gewaltmarsch von gestern zu wiederholen, und dann auch noch bei schlechtem Wetter. Aber was sollten sie sonst machen? Ihnen lief die Zeit davon. Sie konnten es sich nicht leisten, auf besseres Wetter zu warten! Sie mussten diesen Schatz unter allen Umständen aufspüren, noch ehe die Woche zu Ende ging. Daher unterdrückte Mona einen Seufzer und sagte: »Ach, das macht uns nichts. Wir treffen uns mit Kylah und ziehen ein wenig durch die Gegend.«
Grand Myrna nickte nur. Sie war in ihren Gedanken ganz offensichtlich noch bei diesem Anwalt. So aßen sie schweigend ihr Frühstück. Als die Teller geleert waren und die Zwillinge den Tisch abräumten, fiel Mona ihre Frage wieder ein.
»Du, Grand Myrna, hast du schon einmal von einem schwarzen Brady gehört?«
»Nein, wer soll das sein?«, gab sie zerstreut zurück.
Patrick seufzte. »Ein Nachbar, der hier einmal gelebt hat. Aber das muss schon vor deiner Zeit gewesen sein.«
Mona schluckte ihre Enttäuschung herunter. Sie hatten nicht wirklich erwarten können, dass Grand Myrna, die ja fast ein Jahrhundert später geboren worden war, diesen Mann kannte. Doch zu ihrer Überraschung hob die Großmutter den Kopf, runzelte die Stirn und meinte dann nachdenklich: »Dann muss es wohl einer der Mac Dubh gewesen sein. Die hatten früher Grundstücke westlich der Ländereien unserer Familie.«
»Wie kommst du darauf?«, hakte Patrick nach.
» Mac Dubh oder genauer Mac Dubhlaigh bedeutet Sohn des Schwarzhaarigen . Da liegt es nahe, ihm diesen Spitznamen zu geben. Und ich weiß, dass sie zu meiner Zeit einen Sohn namens Brady hatten. Ihr wisst, dass die Iren eine Vorliebe für Spitznamen
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