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Das Reich der Katzen (German Edition)

Das Reich der Katzen (German Edition)

Titel: Das Reich der Katzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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entdeckt.
    Scheiße, dachte Blackbird wenig stubenrein, der werde ich aber
gehörig die Meinung sagen, sollte ich das hier überleben.
    Die Augen des roten Vogels begannen zu glühen, er schlug mit den
mächtigen Schwingen und erhob sich in die Lüfte. Krächzte laut, als er Valentin
und seine Männer sah.
    Ben fuhr zu Blackbird herum. »Wie ist er uns auf die Schliche
gekommen?«
    Blackbirds Mund formte nur ein Wort: TWINKY.
    »Verflucht«, schnaubte Ben. »Der werde ich was erzählen, wenn ich
das hier überlebe.« Und wiederholte damit, was Blackbird nur wenige Minuten
zuvor gedacht hatte.
    Blackbird flog ebenfalls in den Himmel. Gesellte sich zu seinen
Brüdern und gab ihnen einige lautstarke Befehle. Blitzschnell formierten sie
sich zu einer Mauer, die den roten Vogel stoppen sollte.
    Onisha war klar, dass die Krähen, trotzdem sie in der Überzahl
waren, keine Chance hatten. Hilfe suchend sah sie sich nach Valentin um.
    Der hatte sich längst zu den anderen Mönchen zurückgezogen und
sprach aufgeregt auf sie ein.
    » Was schwatzen die da?«, wollte Twinky
wissen. »Wir haben keine Zeit für Kaffeekränzchen. Der rote Bursche da oben
sieht nicht so aus, als ob man mit ihm spaßen könnte.«
    Ben schlich sich unbemerkt an sie heran. »Und der rote Bursche
hier unten reißt dir den Kopf ab, wenn du dich noch mal so dämlich verhältst.
Durch deine Dusseligkeit sind wir aufgeflogen. Mach das nie wieder!«
    Twinky wusste, wann er wütend genug war, sich zu vergessen. Da
hieß es, den Mund halten. Sie senkte demütig den Blick. Das machte sie so
gekonnt, dass ihr Onisha beinahe Beifall gezollt hätte. Aber sie hatten für
solche Zwischenspielchen wirklich keine Zeit. Der rote Vogel stieß ein
kampflustiges Kreischen aus und stürzte sich mitten durch den Krähenschwarm,
zog eine breite Schneise durch die Mauer lebendiger Leiber. Drei oder vier,
Onisha konnte es auf den ersten Blick nicht sehen, von Blackbirds Brüdern
fielen verletzt oder tot zu Boden. Der rote Vogel machte kehrt und wiederholte
das Spiel. Es sah nicht gut für die Krähen aus.
    »Der metzelt alle nieder«, schrie Ben. »Wir müssen Blackbird
helfen. Immerhin ist das hier nicht sein Ding.«
    »Und wie sollen wir das machen, du Schlaumeier?«, schrie Fleur.
»Willst du dir Flügel wachsen lassen?«
    »Wir müssen ihn zurück auf den Erdboden locken oder ...« Valentin
hielt inne. Er wedelte mit den Händen durch die Luft. »Kommt, meine Brüder. Ich
habe eine Idee.«
    Die Mönche warfen sich die Kutten über und kamen mit staksigem
Gang auf die Katzen zu. Onisha fröstelte es bei dem Anblick. Sie wirkten wie
Leichen, die wiederbelebt worden waren. Und richtig genommen waren sie es ja
auch. Sie waren tot. Waren als Katzen wiedergeboren worden und nur die Götter,
allen voran Re und Osiris, konnten ihnen für bestimmte Zeit ihre
Menschengestalt zurückgeben. Die Mönche bildeten um die Katzen einen Kreis,
fassten sich an den Händen und blickten in das Mondlicht. Dann begannen sie
wieder ihren Singsang. Der rote Vogel stoppte seinen erneuten Angriff und stieß
einen schrillen Pfiff aus. Für Onisha hörte er sich eine Spur ängstlicher an,
aber vielleicht war das nur Wunschdenken.
    Der Gesang der Mönche wurde schriller.
    Und plötzlich öffnete sich der Himmel. Die Nacht machte für kurze
Zeit der Sonne Platz. Sie schien nicht so hell und warm wie am Tag, aber sie
brachte Leben und Hoffnung. Inmitten des hellgelben Balles schwebte eine Barke,
in der ein Mann mit Widderkopf und wallendem Haar saß. Der rote Vogel kreischte
auf, als er ihn erblickte. Dieses Mal eindeutig ängstlich. Jetzt haben wir
dich, dachte Onisha und fragte sich erstaunt, woher sie die Sicherheit nahm.
    »Jetzt, Re, zeig es dem Drecksack!«, murmelte Fleur neben ihr.
    Onisha zuckte zusammen. Fleur hatte schon immer forsche Töne
geschwungen, aber allein der Unterton, der bei diesen Worten in ihrer Stimme
schwang, konnte einen das Fürchten lehren.
    Die Barke floss über den Himmel und zerteilte die Wolken. Re
richtete sich auf und deutete mit der ausgestreckten Hand auf den roten Vogel.
Der schrie und versuchte im Sturzflug zu entkommen, aber Res Kräfte hielten ihn
fest, lähmten seine Schwingen. Re stieß einen zornigen Befehl hervor, den
Onisha nicht deuten konnte, aber das Ergebnis war verblüffend. Aus der Sonne lösten
sich einige Strahlen. Sie erfassten den roten Vogel und verwandelten ihn in
einen einzigen Feuerball. Ein letzter Aufschrei entrang sich seiner Kehle,

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