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Das Reich der Traeume

Das Reich der Traeume

Titel: Das Reich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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kam nur noch vereinzelt zu Zusammenstößen. Die Bauern, davon war der neue König überzeugt, hatten inzwischen gemerkt, dass sie mit Gewalt nichts erreichen würden.
    Die Soldaten hatten die Wachposten verringert und beschränkten sich nunmehr darauf, die Namen der Arbeiter zu registrieren, die jeden Morgen in die Festung kamen. Doch die Wachen waren so erschöpft, dass sie die Männer nicht einmal durchsuchten.
    So war es Morfidio gelungen, mehr als hundert Aufständische in die Schar der Arbeiter einzuschleusen. Jeden Tag überquerten sie die Zugbrücke, ohne Argwohn zu erregen. Die Bauern hatten sich Waffen besorgt und sie zusammen mit den Arbeitsgeräten ins Schloss geschmuggelt. Sie warteten nur auf den rechten Augenblick, um die Schlosswachen zu überrumpeln.
    Und dieser Moment war nun gekommen.
    Am späten Vormittag, während der Frühstückspause, griffen Morfidios Männer heimlich zu den Waffen und stürzten sich auf die Soldaten, die viel zu überrascht waren, um sich zu wehren. Als ein brennender Pfeil aus dem Wald in den Himmel geschossen wurde, gingen auch die übrigen Aufständischen zum Angriff über.
    Die erste Attacke kam so unerwartet, dass die Soldaten kaum Zeit hatten, Alarm zu schlagen. Ehe sie sich’s versahen, waren die Bauern in die Festung eingedrungen. Jeder Widerstand war nahezu aussichtslos. Reynaldo war verborgen geblieben, dass einige der Aufständischen sich als Marktfrauen verkleidet hatten oder ganz einfach als harmlose Bauern oder Krüppel um das Haupttor herumgestrichen waren, um auf das Zeichen zum Angriff zu warten.
    Zwei Stunden später ging das Schloss, das noch vor Kurzem Benicius und dann Reynaldo gehört hatte, in Morfidios Besitz über.
    Nur einen furchtbaren Zwischenfall hatte es gegeben: Ein Pfeil hatte Royman mitten ins Herz getroffen.
    Nachdem die Festung in die Hände der Aufständischen gefallen war und die Leichen von Reynaldo und seinen Heerführern von den Zinnen herabhingen, zog Morfidio ins Schloss ein – umgeben von mehreren Männern, die sich plötzlich als seine treuesten Ritter bezeichneten. Der ehemalige Graf stieg auf den höchsten Turm des Schlosses und verkündete mit gezücktem Schwert, dass er nicht die Macht beanspruche.
    Â»Ich werde das Reich verwalten, bis ihr entscheidet, wer der Nachfolger des unglücklichen Royman sein soll«, rief er. »Wenn der Moment gekommen ist, werde ich ihm die Macht übergeben.«
    Keiner der Männer begehrte auf. Sie hatten für die Freiheit ihr Leben riskiert, überzeugt davon, dass Royman ihr neuer König sein würde. Nun beschlich sie das ungute Gefühl, betrogen worden zu sein.

VI
    Das Reich des Bettlers
    H inkebein hat mich angerufen und wir haben ein Treffen vereinbart. Damit uns niemand zusammen sieht, haben wir uns dort verabredet, wo er wohnt: auf einem unbebauten Grundstück nicht weit von der Stiftung.
    Seine Behausung ist umgeben von Müll und allem möglichen anderen Kram. Es stinkt und überall gibt es Ratten und Kakerlaken. Ein dreckiges Loch, in das sich niemand freiwillig hineinwagt. Der Wind treibt immer mehr Schmutz heran und es wimmelt nur so von umherstreunenden Katzen, die Hinkebein Gesellschaft leisten und das Grundstück von Ratten frei halten.
    Metáfora und ich kriechen durch eine Öffnung, die Hinkebein in den Eisenzaun gerissen hat und kaum zu sehen ist.
    Â»Passt auf, sonst stolpert ihr noch. Hier liegt viel rostiges Zeugs rum. Nicht, dass ihr euch daran verletzt.«
    Â»Danke«, sage ich. »Vielen Dank für deine Hilfe.«
    Â»Kommt her, hier sieht euch keiner. Setzt euch hinter die Kisten da.«
    Â»Ich nehme an, du hast wichtige Informationen für uns«, sagt Metáfora. »Du würdest uns doch wohl nicht umsonst hierherkommen lassen, oder?«
    Â»Ich habe äußerst interessante Dinge rausgefunden. Es gibt da ein Unternehmen, das sich die Stiftung unter den Nagel reißen will. Ein Unternehmen für archäologische Ausgrabungen, das sich auf den An- und Verkauf mittelalterlicher Kunstschätze spezialisiert hat. Diese Leute haben sehr viel Einfluss.«
    Â»Hat Stromber was mit ihnen zu tun?«
    Â»Nein, im Gegenteil, sie sind Konkurrenten. Stromber arbeitet mit Del Hierro zusammen. Die beiden wollen nämlich ebenfalls die Stiftung erwerben.«
    Â»So viel ist die Stiftung wert?«, frage ich.
    Â»Das Unternehmen hat den finanziellen

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