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Das Reich der Traeume

Das Reich der Traeume

Titel: Das Reich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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auszukennen«, stellt Metáfora fest.
    Â»Ich hatte immer viele Katzen um mich herum. Schon als kleiner Junge habe ich mich gut mit ihnen verstanden. Tja, und jetzt sind sie meine einzigen Freunde … Außer euch natürlich. Wenn man bedenkt, wer ich mal gewesen bin … Jeder wollte mit mir befreundet sein. Ich wurde respektiert und geschätzt …«
    Er fängt an, uns von seiner Zeit als berühmter Archäologe zu erzählen, von seiner Kindheit, seinen Träumen. Nach und nach breitet er sein Leben vor uns aus, und nach einer Weile habe ich das Gefühl, mich in dem Palast zu befinden, in dem Scheherazade dem Sultan die unglaublichen Geschichten aus Tausendundeiner Nacht erzählt. Nach dem zu urteilen, was Hinkebein zum Besten gibt, muss Juan Vatman ein aufregendes Leben geführt haben.
    Â»Warum bist du eigentlich Archäologe geworden?«, fragt Metáfora.
    Hinkebein lächelt versonnen, während er in seinen Erinnerungen kramt. Die Frage hat ihn überrascht und er muss erst einmal seine Gedanken ordnen.
    Â»Wegen Troja«, antwortet er nach einer Weile. »Jener legendären Stadt, die dem Erdboden gleichgemacht wurde.«
    Â»Meinst du die Stadt, die wegen Helena zerstört wurde?«
    Â»Genau die! Ich meine die mythische Stadt Troja. Wisst ihr, als ich klein war, habe ich die Geschichte eines Mannes namens Schliemann gelesen. Sein Vater zeigte ihm im Alter von acht Jahren eine Zeichnung von dem brennenden Troja. Dieses Bild beeindruckte den Jungen so sehr, dass er beschloss, sein Leben der Suche nach den Ruinen Trojas zu widmen. Sein Vater tat alles, um ihn davon abzubringen. Er sagte, das sei nur eine Zeichnung, das Produkt der Fantasie eines Künstlers, und diese Stadt habe es nie wirklich gegeben. Doch der Junge versteifte sich darauf, die Ruinen zu finden. Die Abbildung beschäftigte Schliemann dermaßen, dass er, nachdem er viel Geld verdient hatte, sein ganzes Leben dieser Leidenschaft widmete. Und obwohl jeder ihn von seinem Projekt abhalten wollte, fand er die Stadt tatsächlich. Schliemann verwirklichte seinen Traum und fand die Ruinen Trojas! Und das nur, weil er als kleiner Junge ein Bild gesehen hatte, das seiner Fantasie Flügel verlieh. Findet ihr das nicht unglaublich?«
    Â»Natürlich ist das unglaublich«, stimme ich ihm zu. »Ich würde auch gerne etwas im Leben finden, dass mich so träumen lässt wie Schliemann.«
    Â»Träume können ansteckend sein, sie können sich auf andere übertragen. Dieser Mann überzeugte mich davon, dass man ein glücklicher Mensch ist, wenn man einen Traum, ein Ziel hat. Ich bin Archäologe geworden, weil ich versunkene Städte entdecken wollte, vergrabene Schätze, geheime Welten … Schliemanns Geschichte hat mir gezeigt, dass die Welt voller wunderbarer Dinge ist und dass man seine Träume wahr machen kann. Ich wollte meinen Traum leben, wollte eine Illusion verwirklichen.«
    Metáfora und ich sehen uns verblüfft an. Hinkebeins Geschichte hat uns die Sprache verschlagen.
    Â»Aber alles ist schiefgegangen. Als ich anfing, erfolgreich zu werden, griff ich immer häufiger zum Alkohol. Er hat meine Träume zunichtegemacht. Jetzt habe ich mich weit von dem jungen Mann entfernt, der einmal davon geträumt hat, Atlantis, das Eldorado und andere verschwundene Orte zu entdecken. Ich bin leer. Und wo ich gelandet bin, seht ihr ja.«
    Â»Aber es besteht doch immer die Möglichkeit, dass man eines Tages einen neuen Traum hat«, sage ich. »Wenn du noch einmal einen Traum haben könntest, wovon würdest du dann träumen?«
    Â»Wenn das möglich wäre, würde ich mich gerne selbst wiederfinden. Ich würde alles dafür geben, noch einmal der junge Juan Vatman zu sein, der einen Traum hatte. Ich würde alles dafür geben, wenn ich noch einmal einen Traum träumen könnte. Aber das ist unmöglich, das Leben gibt uns keine zweite Chance.«
    Â»Das kann man nie wissen«, widerspreche ich. »Vielleicht brauchen wir deine Hilfe und du musst deine Fähigkeiten als Archäologe neu entdecken.«
    Â»Sag so was nicht, Arturo! Du darfst in mir keine Hoffnungen wecken, die dann möglicherweise zerplatzen. Das wäre furchtbar für mich. Wenn ich noch einmal versagen würde, würde ich mich wohl nie mehr davon erholen.«
    Seine Stimme klingt so sanft, dass sich die Katzen schnurrend an ihn schmiegen. Er liebkost

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