Das Reich der Traeume
sprechen.
Doch sie hatten sich geirrt. Denn nun wurden sie Zeugen, wie der Weise die Arme zum Himmel erhob. Es war dieselbe Geste, mit der die Finsteren Zauberer die dunklen Mächte anzurufen pflegten.
Arturo setzte seinen Helm auf und CrispÃn reichte ihm den Schild. Dann stimmte Arquimaes seine Gesänge an. Wind kam auf und fegte über die Bücher hinweg, die zu Tausenden auf der Erde verstreut lagen und sich jetzt nacheinander öffneten. Es war, als gehorchten sie den Befehlen des Alchemisten.
Der Wind wurde zu einem Sturm, der die Bücher vor sich her peitschte und eine riesige Staubwolke aufwirbelte, sodass den Boten der Blick auf das verwehrt war, was um Arquimaes herum vor sich ging.
Hinter der Staubwolke wie durch einen Vorhang geschützt, rief der Alchemist die Buchstaben in den Büchern an. Diese lösten sich von den Seiten und formierten sich zu einem Wesen, das kein menschliches Auge je zuvor erblickt hatte. Die von den Mönchen mit magischer Tinte geschriebenen Buchstaben unterwarfen sich dem Willen des Weisen.
Als sich der Wind wieder gelegt hatte und die Staubwolke sich aufzulösen begann, stand, für alle sichtbar, ein riesiger schwarzer Drache vor dem Schloss. Er schien aus dem Nichts gekommen zu sein. Ein mächtiger Drache, der sich widerstandslos von Arturo Adragón besteigen lieÃ.
»Sagt Eurem Fürsten, Arturo Adragón nimmt die Herausforderung an!«, rief CrispÃn, stolz, seinen Herrn auf dem Rücken dieses herrlichen schwarzen Tieres sitzen zu sehen. »Sagt ihm, dass es ihm nichts nützt, wenn er sich zu verstecken versucht, und dass mein Herr seinen eigenen Drachen hat!«
Die Boten waren starr vor Staunen. Noch nie hatten sie einem so beeindruckenden Schauspiel der Magie beigewohnt. Sie wendeten ihre Pferde und galoppierten ins Lager zurück, um ihrem Herrn die Nachricht zu überbringen.
Inzwischen hatte sich Arturo Adragón auf seinem Drachen über die Festung erhoben, umhüllt von einem schwarzen, mit Gelb abgesetzten Umhang über der glänzenden Rüstung â einem Symbol der Tapferkeit. Er war bereit, bis zum letzten Blutstropfen zu kämpfen.
* * *
Den Soldaten der Versorgungseinheit blieb kaum Zeit zu reagieren. Ein Dutzend Männer stürzte sich so schnell auf sie, dass sie ihre Mörder nicht einmal erkennen konnten. Sie sahen nur das Funkeln der Waffen, kurz bevor diese sich in ihre Körper bohrten.
»Keiner soll am Leben bleiben!«, brüllte Morfidio. »Und seht zu, dass die Rüstungen nicht beschädigt werden!«
Morfidios Männer zogen Demónicusâ Soldaten in aller Eile die Rüstungen aus und legten sie sich selbst an.
»Ausgezeichnet, Herr«, sagte Escorpio bewundernd. »Ihr seht aus wie einer der Heeresführer des Finsteren Zauberers! Niemand wird vermuten, dass sich unter dieser Rüstung König Frómodi verbirgt.«
»Verscharrt die Toten! Niemand darf sie finden!«, befahl Morfidio. »Und dann auf zu Demónicusâ Lager!«
Zwei Stunden später rollten die Versorgungskarren in das Feldlager. Niemand schenkte ihnen Beachtung, sodass sich die Fremden wie selbstverständlich unter die Soldaten mischen konnten. Morfidio genoss es, dicht am Kommandozelt vorbeizugehen. Der GroÃe Zauberer würdigte ihn keines Blickes.
* * *
Arturo sah Ratala auf sich zufliegen. An der Art, wie sein Rivale mit dem Schwert herumfuchtelte, merkte er, dass er nervös war. Kein geübter Ritter würde so etwas tun. Man führt das Schwert leicht und locker, ohne unnötige Energie aufzuwenden. Jede Bewegung muss zielgerichtet und wohlüberlegt sein. Ein Schwert ist kein Spielzeug. Wenn Ratala so weitermachte, würden ihn bald die Kräfte verlassen.
Es sah fast so aus, als würden die beiden Drachen gleich aufeinanderprallen, doch Arturo wich rechtzeitig aus. Als sie so dicht aneinander vorbeiflogen, dass sie sich beinahe streiften, stieà Ratala einen drohenden Schrei aus. Doch davon lieà sich Arturo nicht beeindrucken. Er wusste, dass sein Gegner ihn damit nur einschüchtern wollte.
Die Duellanten machten eine Kehrtwende und näherten sich jetzt langsamer. Dicht voreinander hielten die Drachen an und schlugen heftig mit den Flügeln, um in der Luft stehen zu bleiben. Arturo und Ratala schlugen mit ihren Schwertern aufeinander ein. Jeder Hieb schien den Gegner noch mehr zu reizen. Gebannt verfolgten die Zuschauer von unten den
Weitere Kostenlose Bücher