Das Reisebureau Thompson und Comp.
das.«
Las Palmas.
Mrs. Lindsay war ja gewiß eine friedliebende Reisende und so verschieden von dem unangenehmen Saunders. Immerhin schien sie, sei es nun infolge einer Einflüsterung ihres Begleiters oder weil sie ja selbst die Reize einer so lächerlichen Promenade in Reih und Glied bis zum Überdruß gekostet hatte, den ihr nur indirekt gemachten Vorschlag nicht mit der gewohnten Liebenswürdigkeit aufzunehmen.
»Wie? murmelte sie, mit einem Blicke die staubige Straße ohne Häuser und Schatten musternd, das sollen wir zu Fuß machen?
– Ich würde sehr gerne bereit sein, Madame, erbot sich Morgan, Ihnen, wenn Sie es wünschten, in der Stadt einen Wagen zu besorgen.«
Während er nun vorher den vielfachen Protesten und der separatistischen Bewegung gegenüber, die diesen folgte, gleichgültig geblieben war, weil er meinte, daß ihn diese nichts angingen, so legte er dagegen der Bemerkung der Mrs. Lindsay ein ganz andres Gewicht bei. Das zuvorkommende Anerbieten war seinen Lippen fast unwillkürlich entschlüpft. Er wurde aber auf der Stelle für seinen guten Gedanken belohnt. Ohne über die angebotne Hilfe viel Worte zu machen, nahm Mrs. Lindsay diese Liebenswürdigkeit wie als selbstverständlich an.
»Wenn Sie die Güte haben wollen,« sagte sie mit einem freundlichen Blicke auf den bereitwilligen Kommissionär.
Morgan wollte schon davoneilen, als er noch einmal zurückgerufen wurde.
»Da Sie einmal nach der Stadt gehen, Herr Professor, flötete Lady Heilbuth, würden Sie da nicht die Freundlichkeit haben, auch mir einen Wagen herzurufen?«
Trotz der höflichen Form dieses Gesuches konnte sich Morgan doch nicht des Gedankens entschlagen, daß Lady Heilbuth recht gut hätte ihren steifleinenen Diener nach einem Wagen schicken können, der wie gewöhnlich hinter ihr stand und einen augenblicklich zum Günstling avancierten Havaneser auf dem Arm trug. Er verbeugte sich jedoch respektvoll vor der bejahrten Dame und versicherte, ganz zu ihrer Verfügung zu stehen.
Seine Bereitwilligkeit sollte er aber sogleich büßen. Alle andern singen auf einmal an zu sprechen und mit lebhaften Handbewegungen gingen sie ihn an, ihnen denselben Dienst zu leisten, den er der Mrs. Lindsay angeboten und der Lady Heilbuth nicht verweigert hatte.
Morgan verzog ein wenig das Gesicht. Sich zum Kurier der Mrs. Lindsay zu machen, das war ja ein Vergnügen, den Auftrag der Lady Heilbuth auszuführen, mochte zur Not noch gehen, sich aber zum Frondienst für alle Welt gepreßt zu sehen, das änderte doch die Sache gewaltig. Er konnte das Verlangen der andern aber nicht gut abschlagen, und da kam ihm Roger de Sorgues mutig zu Hilfe.
»Ich gebe mit Ihnen, lieber Freund, rief er. Wir treiben alle Wagen auf, die es in der Stadt gibt.«
Das rief ein allgemeines Bravo hervor, während Morgan die Hand seines Landsmannes drückte, dessen Beweise von Zuneigung er gar nicht mehr zählen konnte.
Die beiden Abgesandten liefen schnell dahin und hatten keine Mühe, sich eine hinreichende Menge Wagen zu verschaffen. In einem von diesen kehrten sie zurück, wobei sie auf halbem Wege Thompson an der Spitze einer schwachen, nur aus vierzehn Soldaten bestehenden Kolonne begegneten, die wahrscheinlich aus den Ärmsten oder den Geizigsten seines Regimentes bestand, das früher so zahlreich und wohlgemut mit ihm gegangen war.
Morgan schloß sich, seinem Begleiter die weitre Ausführung ihres Auftrages überlassend, der kläglichen Truppe an, wie er das für seine Pflicht hielt.
Es wäre übertrieben, zu sagen, daß er darüber besonders erfreut gewesen wäre. Da er aber alles in allem keine Wahl hatte, nahm er, freilich ohne Enthusiasmus, an der Seite Thompsons Platz und setzte sich mit ihm an die Spitze der Kolonne. An den ersten Häusern der Stadt angelangt, sollte er aber eine seltsame Überraschung erleben.
Dieselbe Überraschung empfand auch Thompson, als er einen Blick nach rückwärts geworfen hatte. Wo war denn die Kolonne hin? Zerflossen, verstreut, verschwunden. Jede Biegung einer Straße, jeder blühende Busch und jede schattige Baumgruppe hatte den Vorwand zu einer Desertion gegeben, und nach und nach waren die Touristen bis auf den letzten davongelaufen. Thompson hatte niemand mehr hinter sich, niemand außer dem monumentalen Van Piperboom – aus Rotterdam – der ruhig bei seinem Chef stehen geblieben war und geduldig der Entwicklung der Dinge harrte.
Morgan und Thompson tauschten einen der Ironie nicht entbehrenden Blick
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