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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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irgendeinem Vorwande veranlaßte er seinen Landsmann, ihm nach dem eben ganz menschenleeren Großen Gestade zu folgen, und hier drängte er ihn, auf einem Steinblocke sitzend, zu einer entscheidenden Erklärung.
    An diesem Morgen war Mrs. Lindsay allein ausgegangen. Die Entscheidung, die Roger seinem Landsmanne abzuzwingen beabsichtigte, wollte sie, soweit sie sie betraf, für sich allein treffen, und ihrem eignen Willen ohne Scheu nachgebend, hatte sie sich ein wenig vor den beiden Freunden auch nach dem Großen Gestade begeben, dessen Einsamkeit ihr jetzt besonders zusagte. Durch das Gehen auf dem Sande bald ermüdet, setzte sie sich auf der Stelle, wohin der Zufall sie geführt hatte, nieder und verfiel im Anblick des Meeres, das Kinn in die Hand gestützt, in ein tiefes Träumen. Da weckte ein Geräusch sie aus ihrem Nachsinnen. Zwei Personen sprachen miteinander auf der andern Seite des Felsblocks, worauf sie sich niedergelassen hatte, und an den Stimmen erkannte sie Roger de Sorgues und Robert Morgan.
    Anfänglich wollte sie sich gleich zeigen, was sie aber hörte, verhinderte sie daran. Mrs. Lindsay lauschte erregt.
     

    Mrs. Lindsay lauschte erregt. (S. 409.)
     
    Morgan war seinem Landsmanne mit derselben Gleichgültigkeit gefolgt, die er auch vielen andern Dingen gegenüber an den Tag legte. Er ging so weit mit, wie Roger gehen wollte, und setzte sich, als Roger den Wunsch zu sitzen aussprach. Dieser kannte aber hinlänglich das Mittel, die Aufmerksamkeit seines indolenten Begleiters zu erwecken.
    »Uff! stöhnte der Offizier stehen bleibend, in diesem verwünschten Lande ist es ja unerträglich warm! Ich glaube, ein kleines
far niente
wird uns gut tun. Wie denken Sie darüber, Gramon?
    – Gramon…?« wiederholte Alice höchst erstaunt an der andern Seite des Felsblocks.
    Morgan antwortete nur durch ein leichtes Kopfnicken und folgte schweigend der Einladung Rogers.
    »Ach, den Kuckuck! stieß dieser hervor, bleiben wir denn noch lange hier?
    – Danach dürfen Sie mich nicht fragen, gab Morgan mit flüchtigem Lächeln zur Antwort.
    – Das war auch nicht meine Absicht, erwiderte Roger, denn der Aufenthalt auf dieser Grünen Vorgebirgsinsel – ein hübscher Name! – hat für niemand etwas Verführerisches, er muß vorzüglich für Mistreß Lindsay und für Sie höchst unangenehm sein.
    – Warum das? fragte Morgan.
    – Wollen Sie etwa das Geständnis leugnen, das Sie mir an jenem Abend abgelegt haben, wo wir an der Küste der Kanarischen Inseln waren?
    – Nun und nimmermehr, versicherte Morgan. Ich verstehe nur nicht…
    – O, der Fall liegt ja ganz klar, unterbrach ihn Roger. Da Sie Mistreß Lindsay noch immer lieben… denn Sie lieben sie doch, nicht wahr?
    – Gewiß! bestätigte Morgan diese Frage.
    – Sehr schön!… Ich wiederhole also: Da Sie Mistreß Lindsay ins Herz geschlossen haben und anderseits beschlossen zu haben scheinen, ihr das nicht zu gestehen, so komme ich auf meine Worte zurück und behaupte, der Aufenthalt auf diesem afrikanischen Felsen kann weder für die Dame noch für Sie etwas Verlockendes haben. Man braucht ja Sie beide nur zu sehen. Sie sehen aus, als hätten Sie die Butter vom Brote verloren; kaum daß Sie einmal den Mund auftun. Mit Erlaubnis gesagt, Sie sehen beide so aus wie zwei Katzen, von denen keine die Kastanien aus dem Feuer holen mag. Bemerken Sie denn gar nicht, was so klar vor Augen liegt, daß Mistreß Lindsay sich zu Tode langweilt und daß ihr ein glühendes Geständnis weit lieber wäre?
    – Mein lieber de Sorgues, sagte Morgan mit leise bebender Stimme, ich begreife nicht, wie Sie über solche Dinge noch scherzen können. Sie, der Sie meine Gedanken kennen, der Sie über meine Lage unterrichtet sind und wissen, welche Gewissensfragen diese mir auferlegt…
    – Halt, halt! fiel Roger ein, den diese Antwort wenig berührte, das hindert doch alles nicht, daß es unerträglich ist, Sie sich und andern zum Vergnügen als den Unglücklichen aufspielen zu sehen, während das doch – Sie wissen es ja selbst – so leicht zu ändern wäre.
    – Ja, was meinen Sie denn, daß ich tun sollte? fragte Morgan.
    – Lieber Gott, guter Freund, da kann ich Ihnen kaum einen Rat erteilen. In einem solchen Falle handelt jeder nach seinem Temperamente. Warum sind Sie nur jetzt nicht mehr Sie selbst? Heiter, liebenswürdig und liebevoll, da Sie ja selbst lieben? Das übrige folgt dann von allein. Sehen Sie doch uns an, Miß Dolly und mich. Gleichen wir etwa

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