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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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auf und denke mit ihm ein Mittel auszuklügeln, daß wir uns, wie man sagt, französisch drücken können. Was zum Teufel, draußen auf der Reede liegen ja Schiffe, und was die portugiesischen Festungswerke angeht, sind die schon zu einem alltäglichen Spaß geworden.«
    Die beiden Franzosen entfernten sich nach der Stadt zu, und Alice folgte ihnen mit den Blicken. Auf ihrem Gesichte waren die Spuren heimlichen Kummers verwischt. Sie kannte ja nun die Wahrheit, die Wahrheit, die sie freudiger stimmte. In Zukunft konnte sie nicht mehr zweifeln, geliebt zu sein, geliebt, wie ein Weib sich das nur ersehnen konnte: um ihrer selbst willen, ohne daß ein ungehöriger Gedanke die Reinheit dieses Gefühles trübte.
    Eine noch größere Freude war es ihr, daß sie nun den Zwang ablegen konnte, der so lange lähmend auf ihr gelastet hatte. Sicherlich hatte sie die Aufklärungen nicht erwartet, die sie eben vernommen hatte, um sich zu Robert Morgan hingezogen zu fühlen, um nicht schon nach dessen Erscheinung und Auftreten sicher zu sein, daß dieser ein Geheimnis von der Art bewahre, wie es ihr jetzt auf ungewöhnliche Weise verraten worden war. Immerhin üben die Vorurteile der Menschen doch einen so mächtigen Einfluß aus, daß die warme Zuneigung, die sie erfüllte, ihr eigentlich mehr Kummer als Freude bereitet hatte. Den Dolmetscher-Cicerone der »Seamew« zu lieben, selbst wenn er hundertmal Professor war, damit hätte sich die steinreiche Amerikanerin gesellschaftlich doch gar zu sehr erniedrigt gefühlt, und seit der Abfahrt von Madeira hatte der Kampf zwischen ihrem Stolz und ihrem Herzen sie fortwährend mit sich selbst und mit andern unzufrieden gemacht.
    Jetzt war die Lage einfacher geworden: beide standen einander gleich.
    Der einzige Punkt, der noch eine zarte Behandlung erforderte, war der, die etwas übertriebenen Bedenklichkeiten Morgans zu überwinden. Darum machte sich Alice jedoch nicht zuviel Sorge. Sie wußte recht gut, welche Kraft der Überredung eine liebende und geliebte Frau von Natur besitzt. Im übrigen war diese Insel nicht der Ort für die entscheidenden Worte. Ehe dieser Tag kam, konnte Alice ja in einer oder der andern Weise ihre Dankesschuld abgetragen und auch in den Augen Roberts die völlige Unabhängigkeit ihres Herzens wieder erlangt haben.
    Roger tat, wie er gesagt hatte. Er besprach auf der Stelle mit dem Kapitän seinen Plan, zu entfliehen, und es braucht nicht erst gesagt zu werden, daß der alte Seemann mit Eifer auf diesen Gedanken einging. Sicher war alles andre besser, als auf dieser verwünschten Insel zu verschimmeln, wo er, wie er sagte, »landkrank« würde. Er wünschte nur, Thompson und die andern Passagiere ins Vertrauen gezogen zu sehen, und das war recht und billig genug, so daß Roger sich dem nicht widersetzen konnte.
    Der Gedanke fand einstimmigen Beifall. Die einen waren des zu häufigen Besuches der Stadt überdrüssig, die andern erschreckt durch die vielen Leichenzüge, die an ihren Fenstern vorüberkamen, alle aber waren am Ende ihres Mutes und ihrer Geduld.
    Die Meinung zweier Passagiere war überflüssig zu hören. An Bord des spätern Schiffes würde jedenfalls Überfluß an Speisen und Getränken vorhanden sein. Was hätte es also nützen können, Johnson und Piperboom um ihre Ansicht bezüglich der Flucht erst zu fragen?
    Nachdem man sich für diese entschieden hatte, galt es, sie ins Werk zu setzen.
    Wenn auf der Reede, wie Roger behauptete, wirklich Schiffe verankert lagen, so waren es deren doch nur wenige. Und alles in allem sahen drei dort liegende Segelfahrzeuge von siebenhundert bis tausend Tonnen für den Kenner recht mitgenommen und schadhaft aus. Alle wirklich seetüchtigen Schiffe waren jedenfalls vor der Verhängung der Quarantäne schon abgefahren, und im Hafen hatte man nur die außer Dienst gesetzten zurückgelassen.
    Außerdem durfte man nicht aus dem Gesicht verlieren, daß die Abfahrt, wenn sie überhaupt möglich wurde, unbemerkt erfolgen mußte. Wie sollte man aber die Einschiffung etwa von hundert Personen, ebenso wie die der Nahrungsmittel und alles für eine so große Zahl Passagiere notwendigen Materials verheimlichen können?
    Das war noch eine schwierige Aufgabe. Der Kapitän Pip versprach aber, sie zu lösen und man erteilte ihm dazu unbeschränkte Vollmacht.
    Wie er das ausführen wollte, verriet er nicht. Tatsächlich besaß er aber schon am Morgen des nächsten Tages eine reiche Ernte näherer Aufschlüsse, die er nun seinen auf

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