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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Seeleute in der Nacht an Bord befördern sollten.
    Als diese Abmachungen von allen gutgeheißen waren, trennte sich die Gesellschaft und der Kapitän ging sofort an die Arbeit.
    Vier Tage mußte man sich freilich noch in Geduld fassen. Unter gewöhnlichen Umständen ist das ja nicht gerade viel. Vier Tage kommen einem aber unendlich lang vor, wenn sie sich an acht schreckliche und langweilige Tage anschließen.
    Diese vier Tage wurden nun wie die vorhergegangenen hingebracht, die einen hielten sich in ihren Zimmern verrammelt, gewisse andre – welche, ist ja leicht zu erraten – weideten sich an ununterbrochenen Schmausereien, und die übrigen unternahmen Spaziergänge, in die sie, soweit es möglich war, einige Abwechslung zu bringen suchten.
    Ohne mehr als früher von Jack Lindsay, der meist unsichtbar blieb, belästigt zu werden, streiften Mrs. Lindsay und ihre gewohnten Begleiter in der Umgebung La Prayas umher. Alice schien ihr glückliches Gleichgewicht der ersten Reisetage wiedergefunden zu haben. Unter dessen wohltätigem Einfluß gestalteten sich diese Spaziergänge zu ebenso vielen erfreulichen und belebenden kleinen Ausflügen.
    An entferntere solche, etwa ins Innere der Insel, die nur von vereinzelten und obendrein sehr schlechten Straßen durchschnitten wird, war gar nicht zu denken. Die unmittelbaren Umgebungen von La Praya waren dagegen leichter zugänglich, und die vier Touristen durchstreiften sie nach allen Richtungen.
    Ein voller Tag wurde der Stadt Ribeira Grande gewidmet, der alten Hauptstadt der Insel und des ganzen Archipels, die 1712 von den Franzosen zerstört worden war. Ribeira Grande, das übrigens noch ungesunder ist als La Praya, hat sich seit jener Zeit nicht wieder aus seinen Ruinen erheben können, seine Bevölkerung ist ununterbrochen im Abnehmen begriffen und ist jetzt auf eine ganz geringe Zahl zusammengeschmolzen. Man fühlt einen Stich im Herzen, wenn man die öden Straßen der dem völligen Verfall zueilenden Stadt durchwandert.
    An den andern Tagen wurden die zahlreichen Täler besucht, die die Hauptstadt umgeben. Auf dem nur mittelmäßig angebauten Lande sitzt eine ausschließliche Negerbevölkerung, teils Katholiken, teils Heiden, mitten in der Pflanzenwelt ihrer eigentlichen Heimat. Hier findet man Palmen, Bananenbäume, Goyaven, Kokospalmen, Papayabäume und Tamarinden, in deren Schatten sich eine Menge afrikanische Hütten, doch so zerstreut erheben, daß sie nirgends den Namen eines Dorfes verdienen.
    In diesen vier Tagen schien das Glück, das die Reisenden bisher vor der eben herrschenden Epidemie beschützt hatte, sie etwas zu verlassen. Am 2. Juli standen zwei von ihnen, Mr. Blockhead und Sir Georges Hamilton, mit dumpfem Kopfschmerz, einem teigigen Gefühl im Munde auf und erlitten auch lästige Anfälle von Schwindel. Ein sofort herbeigerufener Arzt konnte nur einen schweren Fall des gefährlichen Fiebers diagnostizieren. Das war ein neuer Schreck für die übrigen. Jeder sagte sich: »Wann bin ich nun an der Reihe?«
    Der nächstfolgende Tag war der zur Abfahrt bestimmte. Von früh an hatten die Touristen da zu ihrem großen Erstaunen Mühe, das Land wieder zu erkennen, in dem sie erwachten. Der Himmel hatte eine ockergelbe Farbe, die Umrisse aller Gegenstände verschwammen gänzlich in einem Nebel von besonderer Art, der wie überhitzte Luft zu zittern schien.
    »Das ist nur vom Ostwinde hergetriebner Sand,« erklärten die darüber befragten Eingebornen.
    In der Tat war der Wind in der Nacht von Nordwesten nach Osten umgeschlagen.
    Sollte dieser Richtungswechsel vielleicht die Pläne des Kapitäns Pip umstürzen? Nein, denn noch denselben Abend meldete er, daß die letzten Vorbereitungen zur Abfahrt vollendet wären. Auch die Passagiere waren dazu bereit. Seitdem die Flucht von hier beschlossen war, hatten sie aus ihren Wohnungen jeden Tag einen Teil ihres Gepäcks weggeschafft, das die Matrosen in der Nacht nach der »Santa-Maria« beförderten. Nur die leeren Kasten und Reisesäcke blieben in ihren Zimmern zurück, als sie diese endgültig verließen, da sich deren Fortschaffung nicht unbemerkt ausführen ließ. Das war aber eine Sache, worüber sich alle leicht hinwegsetzten.
    »Übrigens, hatte Baker erklärt, wird Thompson uns diesen Verlust neben dem sonstigen Reste zu ersetzen haben.«
    Wenn auf Thompsons Haupt jedoch alle die vielen Verurteilungen fallen sollten, womit ihn Baker bedrohte, konnte man doch mit Wahrscheinlichkeit annehmen, daß diese nur

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