Das Reisebureau Thompson und Comp.
erklärte, ganz entzückt zu sein, ohne daß er weiter sagte, warum.
Den Genannten schloß sich sonst kein Passagier mehr an.
Die Straße überschritt hier einen jetzt trocken liegenden Bergbach (S. 221.)
»Demnach wären wir also unter uns,« ließ sich am Ende Jack noch vernehmen.
Alice zog die Augenbrauen zusammen und sah ihren Schwager unangenehm überrascht an. Hätte dieser, so wie beide zueinander standen, nicht etwas mehr Zurückhaltung bewahren müssen? Jack hatte sich jedoch schon abgewendet, er sah nicht, was er nicht sehen wollte.
Mrs. Lindsay mußte ihren Unmut wohl oder übel verschlucken, ihre sonst so frohe Laune wurde aber dadurch doch nicht wenig erschüttert. Als die Passagiere der »Seamew«, außer denen, die morgen an dem Ausfluge teilnehmen sollten, wieder auf das Schiff zurückgekehrt waren, konnte sie sich nicht erwehren, Roger einige Vorwürfe darüber zu machen, daß er ihre Absicht allen bekannt gegeben habe. Roger entschuldigte sich nach Kräften. Er hätte geglaubt, daß im Landesinnern ein Dolmetscher kaum zu entbehren sein würde. »Außerdem, setzte er, ohne dabei zu lächeln, hinzu, wird uns Herr Morgan bei seiner vorzüglichen Kenntnis des Landes als wertvoller Führer dienen können.«
»Nun, Sie mögen vielleicht recht haben, antwortete Alice, ohne sich ganz gefangen zu geben, ich bin Ihnen aber doch – ja, das muß ich Ihnen sagen – etwas böse, ihn unsrer kleinen Truppe angegliedert zu haben.
– Ja, warum denn? fragte Roger ernstlich verwundert.
– Weil ein solcher Ausflug, erklärte Alice, unsern Beziehungen zu ihm notwendig den Charakter einer gewissen Vertraulichkeit auferlegt. Das ist für zwei Frauen entschieden etwas genant, wenn es sich um eine Persönlichkeit wie den Herrn Morgan handelt. Ich stimme ja mit Ihnen überein, daß er ein recht einnehmender junger Mann ist, doch immerhin einer, der hier eine im Grunde untergeordnete Stellung einnimmt, einer, von dem man nicht weiß, woher er kommt, und der unter uns wohl keinen Bürgen aufweisen könnte.«
Roger vernahm mit Verwunderung solche, aus dem Munde einer Bürgerin des freien Amerika ungewöhnlich erscheinende Grundsätze. Mrs. Lindsay hatte doch bisher nicht die geringste Scheu gezeigt, zu tun, was ihr beliebte. Er erkannte nicht ohne geheimes Vergnügen die besondre Aufmerksamkeit, die eine Frau, die durch ihr großes Vermögen so turmhoch über dem Dolmetscher stand, dem bescheidnen Angestellten Thompsons widmete. Wahrlich, sie sprach ja sogar von einer gewissen, zwischen beiden bestehenden Beziehung, ob das nun eine vertraute war oder nicht. Sie hatte offenbar über seine Abkunft nachgedacht und bedauerte, daß er hier keinen Bürgen hätte.
»Ich bitte um Entschuldigung, unterbrach er sie, er hat doch einen solchen.
– Und wen?
– Mich. Ich verbürge mich Ihnen gegenüber ausdrücklich für den jungen Mann,« sagte Roger ernst, während er sich mit liebenswürdigem Gruße schnell verabschiedete.
Die Neugier ist bekanntlich die mächtigste Herrin der Frauen, und die letzten Worte Rogers hatten diese bei Mrs. Lindsay wachgerufen. Als sie sich in ihr Zimmer zurückgezogen hatte, konnte sie unmöglich Schlaf finden. Einerseits hielt sie das ihr aufgegebne Rätsel munter und anderseits erregte sie die schiefe Stellung gegenüber ihrem Schwager. Warum verließ sie dann aber das Schiff nicht gänzlich? Warum gab sie diese Reise nicht auf, die sie besser überhaupt nicht hätte unternehmen sollen? Das wäre doch der einzige richtige Ausweg gewesen, der alles ins rechte Geleise brachte. Alice mußte das ja selbst anerkennen, und dennoch empfand sie innerlich ein unbesiegbares Widerstreben gegen einen solchen Entschluß.
Da öffnete sie das Fenster und badete das Gesicht im weichen, lauen Nachtwinde.
Heute war Neumond. Himmel und Meer waren ganz schwarz, nur die Sterne flimmerten hoch oben und die Lichter der verankerten Fahrzeuge tief unter ihr.
Lange Zeit sah Alice, von unklaren Gedanken erregt, träumerisch hinaus in das geheimnisvolle Dunkel, während ihr vom Strande her das leise klagende Rauschen der Wellen ans Ohr schlug.
Vierzehntes Kapitel.
Der Curral das Freias.
Am nächsten Morgen standen acht Hamacs pünktlich vor dem Hôtel d’Angleterre. Um sechs Uhr begab sich die an Teilnehmerzahl so verminderte Karawane in der köstlichen Morgenfrische auf den Weg.
Unter den schnellen Schritten der sechzehn Träger, die zur zeitweiligen Ablösung von sechzehn andern begleitet waren, kam
Weitere Kostenlose Bücher