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Das Reliquiar

Das Reliquiar

Titel: Das Reliquiar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Seymour
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Eingang stehen und gab sich zerknirscht. »Ich bitte um Verzeihung, Eminenz, aber dieser
Mann ist hier und besteht darauf, mit Ihnen zu sprechen. Ich habe ihm zu erklären versucht, dass Sie nicht gestört werden möchten, aber...«
    »Schicken Sie ihn zu mir«, sagte Rosati.
    »Sofort, Eminenz.«
    Der Sekretär kam der Aufforderung nach und schloss dann die Tür.
    Kardinal Rosati nahm die Brille ab und legte sie auf den Schreibtisch. Mit gerunzelter Stirn musterte er den Besucher, bedeutete ihm dann mit einem knappen Nicken, dass er näher kommen solle. »Padre Vassalli kann Sie nicht ausstehen, Signor Serpieri.«
    »Das habe ich bemerkt, aber es stört mich nicht. Ich befolge Ihre Anweisungen, Eminenz.«
    »Sagen Sie mir, was Sie hierhergeführt hat. Es war heute kein Treffen vorgesehen, oder?«
    »Nein. Aber es ist zu einem Zwischenfall gekommen, von dem ich Ihnen berichten möchte. Es handelt sich um eine sehr ernste Sache.«
    »Erzählen Sie.«
    »Sie wissen, dass ich mit Saverio Vannelli verabredet war, um ihm zu sagen, wie er sich nach der Verlesung des Testaments von Lodovico Brandanti verhalten sollte. Ich wollte ihm raten, auf alles vorbereitet zu sein.Vor vier Tagen habe ich deshalb einen Wagen des Vatikan geschickt, um ihn abzuholen. Als Treffpunkt war ein altes, verlassenes Bauernhaus vereinbart.Aber er kam nicht, und Wagen und Fahrer verschwanden spurlos.Vannellis Leiche hat man später auf dem Gut Sandriano gefunden.«
    Der Kardinal wäre fast zusammengezuckt. »Vannelli ist ermordet worden?«

    »Mit einem Pistolenschuss ins Herz«, bestätigte Serpieri. »Meine Leute haben anschließend den Wagen gefunden. Und den Fahrer, ebenfalls tot.«
    »Das ist eine schreckliche Nachricht! Warum sind Sie nicht früher gekommen? Was sagt die Polizei?«
    »Ich bin nicht früher gekommen, weil ich feststellen wollte, was die Polizei unternimmt. Noch hat sie nichts gefunden, nicht einmal den Wagen. Meine Leute haben ihn verschwinden lassen, zusammen mit der Leiche. Die Ermittlungen haben gerade erst begonnen, und natürlich lässt die Polizei nichts verlauten.«
    »Gibt es Spuren, die zu uns führen?«, fragte Rosati.
    »Das bezweifle ich. Ich bin sicher, dass Vannelli alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hat.«
    »War es nicht unbesonnen, einen unserer Wagen zu schicken? Jemandem könnte das Kennzeichen aufgefallen sein.«
    »Es wird keine Konsequenzen geben. Die italienische Polizei hat im Vatikan keine Amtsbefugnisse. Seien Sie unbesorgt, Eminenz.«
    »Es wäre sehr ärgerlich, wenn ans Licht käme, dass Vannelli einer meiner Mitarbeiter gewesen ist.«
    »Wir haben schon brisantere Fälle vertuscht, wie Sie sehr wohl wissen. Es wird uns auch bei diesem gelingen.«
    »Kümmern Sie sich darum, Serpieri. Ich ermächtige Sie, alles zu tun, was Sie für erforderlich halten. Es darf auf keinen Fall bekannt werden, dass Vannelli für uns gearbeitet hat.«

Rom, 30. Juni 1215
    »Tretet näher, Meister Nikolaus«, sagte Marozia mit fast schriller Stimme. Sie trug ein leichtes Gewand, das viele Frauen für unanständig gehalten hätten, und saß auf einem gepolsterten Stuhl mit hoher Rückenlehne, die weißen Arme auf die Armlehnen gestützt. Auf dem Tisch neben ihr lag ein Federfächer, der aus dem Orient stammte und sehr selten war – sie fand ihn recht nützlich.
    Nikolaus von Verdun war ein alter, müder Mann. Eine Wallfahrt hatte ihn nach Rom geführt, aber durch seine Kunst war er oft auf Reisen gewesen. Zuletzt hatte er sich in Tournai aufgehalten und dort den prächtigen Marienschrein geschaffen. Es gab viele Leute, die sich die Dienste dieses großartigen Goldschmieds erhofften. Dem noblen Ruggero Annobaldi, einer der vielen Verehrer von Marozia, war es gelungen, bei ihm einen goldenen Armleuchter für die Familienkapelle in Auftrag zu geben. Als die Frau ihren Wunsch äußerte, den berühmten Künstler kennenzulernen, hatte Ruggero nicht gezögert, trotz des Widerstands von Nikolaus eine Begegnung zu arrangieren.
    »Was kann ich für Euch tun, Signora?«, fragte Nikolaus und verbeugte sich.
    »Ich habe Euch zu mir gebeten, um Euch eine Arbeit anzuvertrauen«, erwiderte Marozia.
    »Ich dachte, Ihr hättet bereits genug Schmuck zu Eurer Zierde«, sagte Nikolaus. »Außerdem bin ich sehr beschäftigt.«
    »Es handelt sich um eine ganz besondere Arbeit«, betonte
Marozia und überhörte die nicht sehr höflichen Worte des Goldschmieds.
    Nikolaus wartete stumm.
    Marozia nahm einen Kasten aus Ebenholz und

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