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Das Riff der roten Haie

Das Riff der roten Haie

Titel: Das Riff der roten Haie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht tun! Das doch nicht …
    Sie taten es. Jetzt. Dort unten. Sie rammten den Käfig, warfen den gewaltigen Impact ihres Tonnengewichtes dagegen, knallten die Zähne gegen die Stäbe …
    Daran hast du nicht gedacht, was? Daß so etwas möglich sein würde, war dir entgangen. Warum eigentlich? – Weil es unfair ist und nicht ins Konzept paßt. Diese Haie aber halten sich nicht an die Spielregeln …
    Und wieder!
    Seine brennenden Augen fixierten den fingerdicken silbernen Strich des Stahlseils. Er zitterte, schwang, drehte sich.
    »Afa! – Hochholen!«
    Aber der Motor lief ja schon. Und das Seil schwang wieder.
    Sie trieben den Käfig zwischen sich hin und her wie einen gottverdammten Punchingball.
    Welche Erklärung gab es sonst? Sie hatten ihren Spaß damit, diese Scheiß-Horror-Ungeheuer …
    Und du, der dir und einem siebzehnjährigen Jungen alles eingebrockt hast, du schnappst nach Luft, bist nichts als ein elender Krüppel, kannst nichts, kannst absolut nichts tun … Und es ist deine Schuld, jawohl, nur deine!
    D U WOLLTEST ES SO , O VAKU …
    Ein Plätschern. – Dann ein Rauschen.
    Der Käfig.
    Ron stolperte ans Heck, hielt sich fest, kniete sich auf die Rückbank neben Afa'Tolou, der nun nichts war als ein starrer Schatten.
    Jetzt: Die Stäbe! – Verbogen … Dahinter Wa'taus Gesicht. Es war zu einer einzigen schrecklichen Fratze des Entsetzens verzerrt.
    Ron sah die Fingerknöchel, die das Eisen umklammerten, Wa'taus schreckgeweitete Augen, die ein irisierendes Licht zu versprühen schienen. Ron schrie. Und er hörte auch Afa'Tolou brüllen.
    »Gleich, Wa'tau! Wir holen dich … Achtung!«
    Und dann sah er den fahlen, weiß und bräunlich gefleckten Schädel des Monsters. Die Wellen verzerrten seine Konturen wie in einem Spiegelkabinett und ließen den spitz nach vorne verlängerten Haikopf mit den schwarzen Augenscheiben noch furchtbarer erscheinen. Der Käfig. – Wa'tau war aus dem Wasser. Ja! – Lieber Gott gib …
    »Gleich, Junge! Gleich!«
    In diesem Augenblick geschah es. Trotz all seines Geschreis, seiner Gebete – der Käfig schwang aus, fiel zurück, krachte gegen die Heckleiter, zersplitterte sie …
    Er nahm alles zur selben Zeit war: Das Haimaul mit seinen grauenhaften Reihen wie mit der Feile zugespitzten Zähne, Wa'taus Schrei. Er hörte auch das Rauschen des Wassers, das Brüllen Afa'Tolous …
    Doch all die Eindrücke blieben verwaschen und unwirklich, denn seine ganze Aufmerksamkeit war wie in einem Fokus auf ein einziges Bild gebündelt: Die Hand am Eisenstab. Wa'taus Hand. Weiß traten die Fingerknöchel hervor, während sie versuchte, sich festzuklammern. Nun öffnete sie sich, glitt den Stab entlang, der Körper fiel …
    Nein! – Warum … warum … warum nur?
    Ron warf sich nach vorne. Zugreifen! Die Schmerzen rasten vom Arm durch seinen Körper. Er hing jetzt halb über Bord – und griff ins Leere.
    Nun wußte er, was geschehen war: Beim Aufprall des Käfigs mußte der Fuß des Jungen seinen Halt verloren haben. Wa'tau war abgerutscht, als der Tigerhai aus dem Wasser schnellte und den Schädel gegen den Käfig rammte. Gleichzeitig hatten, wie die Bügel einer Falle, die zähnegespickten Kiefer eines zweiten Monsters zugeschlagen. Dort waren sie, funkelten im wie mit dem Zirkel gezogenen Halbrund aus der Grauen und Tod verheißenden, weit aufgesperrten Riesenklappe des Fischmauls. Und dazwischen – o Gott! – Blut … Fleisch …
    Die Zeit war stehengeblieben.
    Sie gerann zu einer einzigen Schreckensvision. Er sah die weiße Haiunterseite. Das Riesenmaul. Die Augen. Das war er, der ›Weiße‹ – Nomuka'tas Killer! Noch einmal bog sich aus dem kochenden, tobenden Aufruhr ein Menschenkörper. Gleich einer zerfetzten Schale hing das Moltopren von Wa'taus Brustkorb und dem zerfetzten Bauch. Bog sich wie der Leib des Gekreuzigten … Blut kocht … Gedärme und Fleischfetzen hingen von weißen Beckenknochen … Ron hörte sich brüllen.
    Er hatte irgend etwas in der Hand, wollte stoßen, werfen, stechen – konnte nicht, fiel von der Bank zurück und wurde aufs Achterdeck geschleudert.
    Deine Schuld … nur deine …
    Die Schmerzen schossen wie sengende Flammen durch seinen Körper und löschten alles Grauen …
    ***
    Als Hendrik zum zweiten Mal an diesem Morgen erwachte, war es kurz nach acht. Lanei'ta schlief noch immer.
    So leise, wie es ihm möglich war, stand er auf und zog seine Sandalen an. Jacky hatte sich naß gemacht. Er hob ihn aus seinem Bett heraus. Der kleine

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