Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)
verlorene Tochter kehrt zurück?“
„Scheint so.“
„Wo bist du gewesen? Hier hat alles Kopf gestanden! Die glaubten, dass du irgendwas mit Jörg Uglik ...“
„Ja, ich weiß. Das glauben sie auch nach wie vor. Deshalb wäre ich dir dankbar, wenn du meinen Anruf für dich behalten würdest.“
„Konkret, Alte. Mann, ist das verschärft spannend. Meine Freundin ist eine waschechte Mordverdächtige. Wirst du mir alles erzählen?“
„Heißt das, du bist mir nicht mehr böse?“
„War ich das jemals? Hm, na ja, ein bisschen vielleicht. Aber vor allem, so seh ich das, gab es halt 'ne Zeit, in der wir uns nicht so viel zu sagen hatten, oder? Kein Grund, gleich die Freundschaft aufzukündigen.“
„Ich bin froh, dass du das so siehst. Denn um ehrlich zu sein ... ich brauche deine Hilfe, Lucy.“
„Das wird ja immer cooler hier. Soll ich eine Leiche für dich beseitigen? Mach ich glatt. Von mir erfahren die Bullen kein Wort!“
Lea lachte kurz. „Nein, nicht ganz. Eher verhindern, dass es eine Leiche gibt. Komm hier bei mir vorbei, dann erkläre ich dir alles weitere.“
58. Kapitel
Zu viert saßen sie um den Küchentisch herum, den immer noch die Scherben der zersprungenen Uhr bedeckten. Lea hatte sich eine Ecke am Kopfende freigeschaufelt und einen Notizblock mit Kuli zurechtgelegt. Bülent, Lucy und Valeska saßen an den anderen Seiten des Tisches. Valeska zog ein grimmiges Gesicht.
„Das ist also unsere jetzige Situation“, schloss Lea ihre Erklärungen ab. „Wir wissen nicht genau, was sie mit ihm vorhaben, aber eines dürfte klar sein: Wenn wir es zulassen, wird er hinterher endgültig einer von ihnen sein.“
„Voll ätzend“, kommentierte Lucy.
„Bevor wir jetzt planlos brainstormen“, wandte Bülent ein, „wüsste ich gerne, was du dir schon für Gedanken gemacht hast.“
„Okay. Punkt eins: Wir wollen dort hin, um ihnen in die Suppe zu spucken. Punkt zwei: Wir wollen trotz struktureller Unterlegenheit vermeiden, getötet und getrunken zu werden. Daher Punkt drei: Wir werden a) alles versuchen, um vor dem morgigen Sonnenuntergang bereits wieder draußen zu sein, sowie b) alles in unserer Macht Stehende tun, um uns für den Fall zu rüsten, dass wir das nicht schaffen.“
„Gut gebrüllt, Löwin“, lachte Bülent, „'strukturelle Unterlegenheit', wow! Aber wie zum Teufel sollen wir uns rüsten, wenn wir gegen Viecher kämpfen, die es eigentlich gar nicht gibt? Mit Kreuzen und Knoblauch werden wir bei denen doch nicht weit kommen.“
Lea nickte. „Um etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang anzukommen, müssen wir morgen früh um neun Uhr am Bahnhof sein. Bis dahin haben wir Zeit, uns das Wissen und die Ausrüstung anzueignen, die wir brauchen.“
„Äh ... und schlafen?“, fragte Lucy unsicher. „Wenn wir dort völlig übermüdet und fertig auftauchen, werden die uns doch erst recht eins vor'n Latz knallen.“
Lea dachte an ihren gescheiterten Versuch, vom S-Bahnhof hierher zu rennen. „Du hast recht“, gab sie zu, „schlafen müssen wir, wenn wir etwas bewirken wollen. Also gut, rechnen wir sechs Stunden für den Schlaf mit ein, dann bleiben uns ... etwa fünf Stunden.“
„Das klingt“, schaltete sich Valeska ein, „als sei das alles schon beschlossene Sache. Solange ich atme, werde ich nicht zulassen, dass mein einziges Kind in den sicheren Tod geht. Ich bin deine Mutter, Lea. Ich bin für dich verantwortlich!“
Lea legte ihre Hand auf Valeskas. „Danke, Ma. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du dir Sorgen um mich machst. Aber ich bin kein Kind mehr.“ Sie schloss die Augen und wog diesen Satz erneut ab. Dann wiederholte sie mit fester Stimme: „Ich bin kein Kind mehr. Ich liebe dich. Aber von meinem Vorhaben kannst du mich nicht abbringen.“
Valeska zog ihre Hand zurück und schwieg.
Nach einer unsicheren Pause nahm Bülent den Faden wieder auf: „Und wo willst du all das Wissen und die Ausrüstung herkriegen, die wir brauchen? Sollen wir alle nochmal Blade anschauen und dann ins Jagdgeschäft spazieren?“
„Du bist nicht so weit entfernt, wie du denkst. Ich habe darüber nachgedacht. Tatsächlich bleibt uns nichts anderes übrig, als uns auf Literatur zu verlassen, wenn wir herausfinden wollen, was die Biester wirklich kitzelt. Neuere Filme sind allerdings nicht geeignet, weil sie sich nur auf die Bücher und Filme stützen, die vor ihnen kamen.“
„Heißt das, du willst zu Bela Lugosi zurück?“ Als Ex-Grufti kannte Lucy sich mit
Weitere Kostenlose Bücher