Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)
„Langweilig.“
„Wäre trotzdem ganz gut, wenn du mal bei der Hintertür reinschaust. Bestimmt dauert es eine Weile, bis neue Scans offiziell freigegeben werden.“
„Wenn das geklärt ist“, rief Lucy, „dann melde ich mich schon mal für Dracula . Den hab ich sogar mal irgendwann gelesen ... ist aber eine Weile her.“
„Gut. Lucy Dracula, Bülent Bibliothek.“
„Moment. Was ist mit dem hypermodernen Sicherheitssystem, von dem du am Telefon gesprochen hast? Etwa die Alarmanlage, die dein Vater bauen sollte?“
„Exakt.“
„Ich dachte, er wäre so ein genialer Programmierer!? Warum zum Geier glaubst du Grünschnabel dann, seine Software einfach so aushebeln zu können?“
„Weil“, begann Lea gewichtig, „jeder Programmierer sich stets eine Hintertür offenlässt. Was auch immer er anderen Leuten an Wegen und Wegweisern vorlegt, er selbst sollte immer eine Abkürzung haben. Eine Tür, die nur er sehen und öffnen kann und die ihn in seiner Welt überall hinbringt, auch in die verborgensten Winkel.“
„Amen“, meine Bülent. „Und du willst dich wieder an die Quelltexte setzen und austüfteln, wie wir in Prag diese Hintertür finden sollen. Das muss dann aber hieb- und stichfest sein. Wir können nicht wie Gandalf vor Moria den ganzen Tag rumprobieren.“
Plötzlich sah Lea, wie lautlose Tränen Valeskas Wange hinunter rannen. Sie sprang auf und legte den Arm um ihre Mutter. „Was ist los, Ma?“
„Ich habe ...“ Sie musste erneut ansetzen. „Ich merke, dass es dir egal ist, was ich sage, Lea. Ich spüre, dass du gehen wirst, ganz gleich, ob es deinen Tod bedeutet. Du siehst nur Hans. Und ich sehe ihn ja auch und die große Gefahr, in der er schwebt. Aber genau das macht es so unerträglich, verstehst du? Ich stehe vor der Wahl, ob ich meinen Mann verliere – oder meinen Mann und meine Tochter. Keine Mutter könnte das ertragen.“
„Aber du wirst mich nicht verlieren. Siehst du nicht, dass wir alles tun, um uns zu rüsten und zu wappnen?“
„Drei Halbwüchsige im Kampf gegen diese Ungeheuer! Ich bin nicht dumm, Lea. Versuch nicht, mich mit Argumenten zu beruhigen, an die du selbst nicht glaubst.“
„Aber ich glaube an uns ! Und du solltest es auch tun! Nur wenn wir alle an uns glauben, haben wir eine Chance! Ja, es ist gefährlich. Aber du hast die Möglichkeit, uns nach Kräften zu helfen und damit zu unserer heilen Rückkehr beizutragen! Wenn du das tust, hast du mehr für mich getan, als andere Mütter im ganzen Leben für ihre Töchter tun können.“
„Wenn das so ist“, erwiderte Valeska langsam, „dann komme ich mit.“
Bülent räusperte sich. „Ich kann Ihnen da natürlich nichts vorschreiben, Frau Leonardt. Aber ich glaube, dass wir jemanden brauchen werden, der uns hier den Rücken frei hält. Ich hatte da ein bisschen auf Sie gehofft ...“
„Wie bitte!?“
„Bülent hat recht“, bekräftigte Lea. „Denk daran, dass ich immer noch polizeilich gesucht werde. Selbst ein einziger Tag in Polizeigewahrsam würde unseren gesamten Rettungsplan zunichtemachen. Wir brauchen jemanden, der vertrauenswürdig ist und diesem philosophierenden Kommissar jederzeit bestätigen kann, dass hier noch kein Lebenszeichen von mir angekommen ist, seit ich verschwunden bin.“
„Womöglich“, ergänzte Bülent, „hat dieser Polizist Sie auch gebeten, sich bereitzuhalten, wenn er noch Fragen hat oder so. Im Fernsehen machen sie das immer. Der würde absolut Randale machen, wenn Sie plötzlich auch noch verschwinden. Er würde alles ausschwärmen lassen, was er hat. Und uns würden sie wahrscheinlich direkt aus dem Zug catchen und einbuchten.“
„Ihr seid ja reichlich selbstbewusst, mir hier vorzuschlagen, ich soll euch alleine in die Höhle des Löwen gehen lassen, um hier zu sitzen und darauf zu warten, dass vielleicht ein Polizist vorbeikommt oder vielleicht auch nicht.“
„Ma, der Job ist genauso wichtig wie unsere Aufgaben auch. Wenn wir gar nicht erst bis nach Prag kommen, nutzen uns auch die tollsten Vorbereitungen nichts.“
Sie lächelte sanft und strich ihrer Mutter mit der Hand über die Wange. „Weißt du, der große Showdown ist jetzt einfach unser Kapitel. Aber ich werde alles tun, um unserem Namen Ehre zu machen.“
„Wenn der Showdown euer Kapitel ist, will mir scheinen, der Autor hat mein Kapitel zu schreiben vergessen. Ich fühle mich sehr nutzlos in der ganzen Geschichte. Wie in einem dieser schlechten Kinderbücher, in denen Erwachsene
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