Das Roemische Imperium
Schlachten dazu aufrufen, für die Gräber der Ahnen und ihre Heiligtümer zu kämpfen. Denn die meisten haben keinen Hausaltar mehr und kein Ahnengrab. Nein, für anderer Leute Schlemmerei kämpfen sie und fallen. Sie heißen die Herren der Erde, und doch haben sie nicht eine Scholle Land zu eigen.“
Das Gesetz des Tiberius hätte Großgrundbesitzer gezwungen, Teile ihres Besitzes wieder herauszugeben. Und auch dadurch, dass Tiberius eine Entschädigung für sie vorsah, konnte er die Gemüter nicht besänftigen. Aus dem Senat, in dem die Haupträuber saßen, schlug ihm geballter Hass entgegen. Man machte sich an den Kollegen des Tiberius heran, der wunschgemäß sein Veto gegen das Gesetz einlegte. Tiberius überschritt nun seine Kompetenzen, indem er den Gegner kurzerhand abwählen ließ, weil niemand Volkstribun sein könne, der gegen die Interessen des Volkes handle. Dadurch verstieß er gegen die Unantastbarkeit des Tribuns während seiner Amtszeit. Und damit nicht genug: Tiberius schlug vor, die Landreform aus dem Erbe des Königs von Pergamon zu finanzieren, das Rom zugefallen war. Das rührte an die Finanzhoheit des Senats. Und als sich Tiberius zu allem Überfluss widerrechtlich noch für ein weiteres Jahr um das Tribunat bewarb, reifte der Entschluss, den unbequemen Mann zu beseitigen. In einem Tumult während der Wahlversammlung wurden er und viele seiner Anhänger erschlagen.
Gaius Sempronius Gracchus
Ein Jahrzehnt nach Scheitern und Tod seines Bruders nahm Gaius dessen Reformen wieder auf. Auch er benutzte als Plattform das Amt des Volkstribunen im Jahr 121. Er sorgte für eine Mehrheit in der Volksversammlung, indem er verschiedenen Gruppen Zusagen machte (z. B. Korngesetz: Zuteilung ausreichender Mengen an alle Familien zum halben Preis), und konnte so das Ackergesetz durch Gründung von Bürgerkolonien realisieren. Durch Straßenbau schuf er zudem Arbeitsplätze und hatte gute Aussichten, sogar seine Wiederwahl durchzusetzen. Seine soziale Weitsicht aber wurde ihm zum Verhängnis. Er brachte ein Bundesgenossengesetz ein, das allen Italikern das römische Bürgerrecht zugestehen sollte. Damit brachte er sogar Freunde gegen sich auf; in der Volksversammlung musste er sich anhören: „Begreift ihr denn nicht, dass euch die neuen Bürger den besten Platz wegnehmen werden?“ Das Gesetz fiel durch, die Wiederwahl kam nicht zustande. Bei vom Senat geschürten Unruhen ließ sich Gaius in auswegloser Lage von einem Getreuen den Tod geben
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Die schweizerische Malerin Angelica Kauffmann (1741-1807), befreundet mit dem Dichter Johann Wolfgang von Goethe, nahm sich gern antiker Stoffe an: „Cornelia, die Mutter der Gracchen“ (1785). Die Darstellung ähnelt ein wenig dem Familienidyll, das ihr Freund im Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“ (1774) entworfen hat
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(c) dpa/picture alliance, Frankfurt am Main
Die Stunde des Aufsteigers
Beginn der steilen Karriere des Gaius Marius (119–104)
Die Attacke der Gracchen auf die Senatsmacht hatten zu einer Spaltung der römischen Gesellschaft oder genauer: ihrer Oberschicht geführt. Während die einen in Sorge vor erneuten Einschnitten in ihre Besitzstände für die Rücknahme der Agrarreformen sorgten und sich als lose Gruppe von
Optimaten
(„Besten“) organisierten, fühlten sich andere dem Erbe der beiden großen Volkstribunen verpflichtet. Diese als
Popularen
(„Männer des Volkes“) bezeichneten – mit einem heutigen Begriff gesagt – Linken bewegten allerdings auch nicht allein soziale Sorgen. Sie hatten erkannt, dass man nicht nur über den Senat Karriere machen konnte, sondern auch als Anwalt der Massen, ja dass auf diese Weise womöglich noch mehr Einfluss und Macht zu gewinnen war. Vorerst aber blieb es bei einer Art Patt-Situation der beiden Lager. Siegreiche Feldzüge überdeckten den weiter schwelenden Konflikt, weil alle Schichten von den Eroberungen profitierten.
Heeresreform
Immer weiter spannten sich die militärischen Verpflichtungen Roms. Das bäuerliche Reservoir an Soldaten reichte längst nicht mehr aus. Marius öffnete daher den Heeresdienst auch für die besitzlosen römischen Proletarier, denen er bisher verschlossen gewesen war. Genug Nachwuchs bekam er dadurch aber nur, weil er seinen Männern nach ihrer auf 16 Jahre angesetzten Dienstzeit Versorgung mit Bauernland in den Provinzen und eroberten Gebieten versprach. Dafür schuf er im Jahr 100 die gesetzlichren Grundlagen und band damit seine Leute persönlich an
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