Das Roemische Imperium
gerüstet, denn es hatte erneut schon 104 Marius zum Konsul gewählt und diese Wahl in den Folgejahren wiederholt, ein unerhörter Vorgang. Diese Ausnahme von der üblichen Rotation zahlte sich jedoch aus, denn Marius konnte die Teutonen und Ambronen in Südgallien stellen und 102 bei Aquae Sextiae (heute Aix-en-Provence) vernichtend schlagen. Im Jahr darauf wandte er sich gegen die in die obere Poebene vorgedrungenen Kimbern und beendete ihren Beutezug mit einem entscheidenden Sieg bei Vercellae (heute Vercelli). Seine Popularität wuchs damit derart, dass er auch für das Jahr 100 ein sechstes Mal zum Konsul bestellt wurde. Jetzt konnte er sein Versprechen einlösen, seine Soldaten mit Land zu versorgen.
Weitere Reformpläne aber scheiterten am Widerstand der
Optimaten
. Gestützt auf sein Heer hätte Marius sich leicht darüber hinwegsetzen können, doch für einen derartigen Staatsstreich war er nicht der Mann. Er zog sich verbittert aus der Politik zurück. Der soziale Konflikt aber brodelte weiter. Im Jahr 91 versuchte der Volkstribun Marcus Livius Drusus (um 124-91) die Wogen zu glätten durch ein Gesetz zur weiteren Landverteilung an die Kleinbauern. Zugleich plante er wie Gaius Gracchus, auch den Bundesgenossen in Italien das von diesen immer wieder geforderte römischen Bürgerrecht zu gewähren. Wie sein Vorbild scheiterte der mutige Drusus mit beidem und wurde ermordet. Daraufhin entlud sich die Erbitterung der Bundesgenossen in einem Aufstand gegen Rom (siehe Kasten).
Eduard Bendemann (1811-1889) hat auf dem später kolorierten Holzstich (um 1860) den Moment festgehalten, in dem Feldherr Marius die Kimbern scheinbar großzügig sein Hauptquartier passieren ließ. In Wirklichkeit plante er, ihnen bald in den Rücken zu fallen
.
(c) dpa/picture alliance, Frankfurt am Main
Stabilisierung im Osten
Sulla und der erste Mithridatische Krieg (88–84)
Die Schwächung Roms durch den Bundesgenossenkrieg war bis an die Peripherie des Reiches zu spüren. Und wenn einer für günstige Gelegenheiten ein entsprechendes Gespür hatte, dann war es König Mithridates VI. von Pontos (132–63), einem Land am südöstlichen Winkel des Schwarzen Meeres. Er war schon in frühester Jugend um 120 an die Macht gekommen und hatte seitdem seinen Einfluss in alle Richtungen ausgedehnt, im Norden bis Armenien und auf die Krim, im Süden über große Teile Kleinasiens, so dass er wichtige und ergiebige Fernhandelsstraßen kontrollierte. Die römische Krise weckte seinen Appetit auf die Provinz Asia, wobei er sich im Bunde wusste mit dem Hass der Griechen auf die römischen Besatzer. Mit Freiheitsparolen und Versprechungen wie Bodenreform und Schuldenerlass machte Mithridates Stimmung, entriss Rom 88 die Provinz und griff auch nach Griechenland selbst.
Cinna
Kaum hatte Sulla sich nach Osten aufgemacht, kehrte sein Feind und
Popularen-
Führer Marius nach Rom zurück. Mit ihm kam Lucius Cornelius Cinna (130-84), der für das Jahr 87 zum Konsul gewählt worden war und Sulla hatte schwören müssen, dass er den Kampf gegen die Marianer (Marius-Anhänger) fortsetzen werde. Das versuchte Cinna in Sullas Abwesenheit zu hintertreiben, wurde aber entmachtet und aus der Stadt gewiesen. Gestützt auf den volkstümlichen Marius konnte er sich wieder nach Rom wagen und seine sowie die Wahl seines Vorbilds Marius zum Konsul erreichen. Marius jedoch starb wenige Tage nach Amtsantritt am 13.1.86, und Cinna beerbte ihn. Dreimal in Folge wurde er zum Konsul gewählt und war damit praktisch Alleinherrscher in Rom, wo er blutig mit den Sympathisanten Sullas abrechnete. Als dessen Rückkehr drohte, mobilisierte Cinna ein Heer gegen ihn, wurde aber im Feldlager in Ancona während einer Meuterei getötet
.
In Rom hatte inzwischen ein Mann Karriere gemacht, der sich schon mehrmals militärisch ausgezeichnet hatte: Lucius Cornelius Sulla (138–78), politische Hoffnung der Optimaten, war für das Jahr 88 zum Konsul gewählt worden, womit ihm automatisch der Oberbefehl über die gegen Mithridates vorgesehenen Truppen zufiel. Kurz vor deren Einschiffung jedoch gelang es den
Popularen
, einen Beschluss der Volksversammlung zu erwirken, der dem betagten Marius das Kommando übertrug. Doch die Zeiten der Trennung zwischen Militär und Politik waren vorüber. Sulla setzte sein Heer gegen Rom in Marsch, das eigentlich kein Bewaffneter betreten durfte, verjagte die Marius-Anhänger und stellte die Autorität des Senats wieder her; Marius entkam mit knapper
Weitere Kostenlose Bücher