Das Roemische Imperium
der Einnahme Siziliens und den griechischen Kolonien in Unteritalien. Aufgrund früherer Einflüsse durch etruskisch überformte griechische Elemente war die römische Bauernkultur vorbereitet auf das, was ihr bei den Griechen an Verfeinerung von Lebensart, Kunst und Kultur begegnete. Das machte sich in vollem Umfang bemerkbar, als um die Mitte des 2. Jahrhunderts das griechische Mutterland und angrenzende hellenistisch (siehe Kasten) geprägte Länder von Rom unterworfen und zu Provinzen gemacht worden waren. Kriegsgefangene, aber auch Künstler und Wissenschaftler, insbesondere Mediziner, strömten nach Westen, vor allem natürlich in die Welthauptstadt Rom selbst, und wandelten allmählich das rustikale Leben dort und in den anderen Städten Italiens; das flache Land wurde davon zunächst nur insoweit berührt, als die neuen Einflüsse über die Latifundien von reichen Stadtrömern Eingang fanden.
Hellenismus
Makedonenkönig Alexander der Große (356–323) schuf ein Weltreich vom Balkan bis nach Ägypten und zum Indus. Überlegene griechische Kultur verbreitete sich mit seinen Heeren im Orient und vermischte sich mit Elementen der unterworfenen Kulturen. Diese ungemein fruchtbare Mischung nennt die Geschichtswissenschaft seit dem 19. Jahrhundert Hellenismus nach dem antiken Namen Hellas für Griechenland. Seine Hauptbasis hatte er in der städtischen Oberschicht, die sich einerseits bewusst individualistisch, anderseits aber kosmopolitisch gab, ein Begriff, der sich damals bildete. Dadurch entwickelte sich eine griechische Einheitssprache, die zur Verkehrssprache im gesamten Mittelmeerraum wurde. In der Kunst kam es zur Abkehr von der klassischen Ausgewogenheit hin zu einer Monumentalität, wie sie römischen Vorlieben entsprach. Kultisch dominierten griechisch-orientalische Mischformen (Synkretismus), die offen für vielfältige Einflüsse waren und auch die Römer einluden
.
Verblasste Farben
Manche traditionsbewussten Römer wie etwa der alte Cato warnten vor einer Überfremdung, doch gegen den Reiz der Kultur aus dem Osten wehrten sie sich vergebens. Für Rom glücklicherweise, denn die frischen Impulse sorgten für die Verbreitung von Bildung und für die Überwindung von Überlebtem. Bewährtes Altes wie in der Baukunst die massive Quadertechnik ließ sich ohnedies nicht verdrängen. Noch heute stehen imposante Reste von Bauwerken wie der großen Schleuse
(cloaca maxima)
zur Entwässerung des Forums oder die wuchtigen Brücken und Aquädukte. Bei Sakralbauten allerdings standen griechische Tempel Pate; sie ruhen auf kannelierten dorischen Säulen und waren ursprünglich mit farbigen Friesen und ebenso bunten Giebelfeldern geschmückt.
Eigene Wege gingen die römischen Bildhauer. Das idealisierte Bild des nackten Jünglings, wie wir ihm in der griechischen Kunst allenthalben begegnen, sagte ihnen wenig zu. Sie bevorzugten den repräsentativen, mit der Toga bekleideten Mann, und sie bemühten sich um eine individuelle Porträtgestaltung. Dahinter stand das im Ahnenkult übliche Wachsbild der Vorfahren, die möglichst würdig und lebensähnlich in der Vorhalle des Hauses posierten. Mit griechischer Dichtung machten die Römer durch lateinische Nachdichtungen von Homers großen Epen und vor allem durch das Theater Bekanntschaft. Tragödien schätzten sie wenig, während die durch Autoren wie Plautus (250–185) oder Terenz (195–159) anverwandelten derben Komödienstoffe beim Volk sehr beliebt waren.
Die Porträt-Büste des Publius Cornelius Scipio Africanus, des Bezwingers Hannibals, gilt als typisch für die frühe römische Bildhauerei. Der Künstler hat besonders die energische Kinnpartie und den kühn-entschlossenen Blick des Feldherrn herausgearbeitet
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(c) dpa/picture alliance, Frankfurt am Main
Weissagungen und Warnungen
Hellenisierung des römischen Götterhimmels
Griechisches stand seit der Zeit der Eroberung der hellenischen Welt in Rom so hoch im Kurs, dass es auch auf die Religion ausstrahlte und sie weitgehend überformte. Schon früh waren die alten italischen Bauernkulte von den Etruskern mit Stoffen aus der griechischen Welt angereichert worden. Jetzt, bei der direkten Begegnung, kam es zu einer Parallelisierung der großen Gottheiten (siehe Kasten) und zu einem Hellenisierungsprozess des Kultischen, wenn auch die Römer die Vorstellung vom bunten Treiben der Götterfamilie auf dem Olymp nur in Umrissen übernahmen. Die rustikalen Züge der altrömischen Religiosität verloren sich
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