Das Roemische Imperium
adlige, hochverschuldete Gaius Iulius Caesar (100–44), der als Anwalt gescheitert, Anhänger der
Popularen
und von einem unbändigen Ehrgeiz getrieben war. Er wälzte Staatsstreichpläne, ließ sich mit dubiosen Figuren wie Catilina (siehe Kasten) ein und fand im reichen Crassus und im ruhmreichen Pompeius Gönner und ähnlich gesinnte Machtmenschen. Diese nahmen ihrerseits den noch wenig profilierten Caesar nicht ganz ernst, nutzten aber gern seine Energie und seinen Ideenreichtum. Im Jahr 60 trafen die drei eine Vereinbarung: Sie wollten dafür sorgen, dass im Staat nichts beschlossen würde, das einem von ihnen nicht gefiel. Dieses später sogenannte
Triumvirat
(Dreimännerbund) setzte für das Jahr 59 Caesar als Konsul durch.
Lohn für soziale Amtsführung
Zu seinen ersten Aktivitäten gehörte die Vorlage eines Ackergesetzes, das gegen den Widerstand des Senats angenommen wurde. Damit konnte Caesar endlich die Versorgung der Veteranen des Pompeius einlösen und obendrein noch 20 000 Kolonistenfamilien mit mehreren Kindern auf dem Land ansiedeln. Die pompeianischen Regelungen in Asien wurden zudem offiziell bestätigt. Weitere Gesetze galten dem Kampf gegen die Korruption der Beamten, vor allem in den Provinzen. Alles in allem ein Maßnahmenbündel, das den bisher eher durch Skandalgeschichten bekannten Caesar so populär machte, dass ihm nach Ende seiner Amtszeit von der Volksversammlung die Statthalterschaft im diesseitigen Gallien (
Gallia cisalpina
= Poebene bis zu den Alpen) mit drei Legionen auf fünf Jahre angetragen wurde. Pompeius sorgte dafür, dass der Auftrag auch auf die Provinz Gallia Narbonensis (heute Südfrankreich) ausgedehnt und Caesars Heer um eine weitere Legion auf insgesamt etwa 25000 Mann aufgestockt wurde.
Catilina
Die Schreckensherrschaft Sullas spülte fragwürdige Figuren nach oben. Eine davon war der aus verarmtem Adel stammende Lucius Sergius Catilina (108–62), der sich vielleicht eben wegen dieses Herkommens an den Gütern der verfolgten
Popularen
besonders massiv bereicherte. Viele Freunde machte er sich damit nicht, und mit seiner ausbeuterischen Amtsführung als
Proprätor
in der Provinz Asia im Jahr 67 geriet er sogar in die Gerichtsmühlen. Daran scheiterten seine Bewerbungen um das Konsulat, und er sann auf Umsturz, für den sich vorübergehend auch Crassus und Caesar interessierten. Sie distanzierten sich bald, Catilina aber konspirierte weiter. Seine Pläne wurden durch anonyme Briefe dem im Jahr 63 amtierenden Konsul Marcus Tullius Cicero (106–43) bekannt, der mit flammenden Reden Senat und Volksversammlung warnte. Catilina wurde zum Staatsfeind erklärt. Er kam bei einem Gefecht mit konsularischen Truppen bei Pistoria (Pistoia) ums Leben
.
Die Verbindung zwischen Pompeius und Caesar erhielt auch eine private Basis durch die Ehe des Iuliers mit der Pompeius-Tochter Iulia. Motiv des Feldherrn für so viel Fürsorge dürfte gewesen sein, dass er mit dem ehrenvollen gallischen Auftrag den ehrgeizigen Schwiegersohn aus Rom entfernte und ihm trotzdem so eng verbunden blieb, dass er notfalls auf dessen Truppen zurückgreifen konnte. Wer mochte wissen, ob es mit dem Senat oder aber mit Crassus nicht doch irgendwann zum Zerwürfnis kommen würde?
„Quousque tandem abutere, Catilina, patientia nostra? – Wie lange noch willst du, Catilina, unsere Geduld missbrauchen?“ Mit diesen Worten begann Konsul Cicero im Senat seine Anklagerede über die staatsfeindlichen Umtriebe des Verschwörers. Und diesen Moment hat der Maler Cesare Maccari (1840–1919) auf seinem realistischen Gemälde festgehalten
.
(c) akg, Berlin
Der Stratege als Stilist
Eroberung Galliens durch Caesar (58–52)
Es entsprach nicht Caesars Mentalität, das Erreichte und die fast königliche Stellung in seinen Provinzen zu genießen. Er machte sich sogleich an die Aufstockung seiner Streitkräfte und griff mit ihnen in die Geschicke auch des jenseits seiner Grenzen liegenden Galliens ein. Er erkannte, dass er sich hier eine unvergleichliche Machtbasis schaffen konnte, und nutzte Konflikte unter den gallischen Stämmen oder mit den von rechts des Rheins andrängenden Germanen zu Interventionen. Da die Römer nur „gerechte“ Kriege führen durften, suchte und fand Caesar dafür Begründungen und entwickelte sich nicht nur zum exzellenten Strategen, sondern auch zum genialen Propagandisten. Wir kennen den Verlauf seiner Operationen vornehmlich aus seiner eigenen Schrift
„De bello Gallico“
(Über
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