Das Roemische Imperium
an Monumenten wie der Trajanssäule in Rom bewundern: Detailtreue diente auf diesen bebilderten „Ausrufezeichen“ dem Ruhm von Kaiser und Reich; Siege erhielten erst den gehörigen Glanz in der realistischen Schilderung auch der Besiegten. Die römische Kunst entwickelte mit dem erzählenden Relief eine ganz eigene Bildsprache, die durch die Mächtigkeit des Gesamtwerks ebenso propagandistisch wirken sollte wie durch die einzelnen Szenen.
Igeler Säule
Auf der Liste der produktiven Irrtümer müsste auch ein Monument an der Mosel bei Trier zu finden sein: Die Darstellungen auf der 23 Meter hohen Igeler Säule wurden lange als Erinnerungsbilder angesehen an die christliche Kaiserinmutter Helena. Aus Pietät wagte daher niemand, die Säule zu entfernen. Dabei handelt es sich um das um 240 errichtete Grabmal zweier Brüder Secundinius und ihrer Familien, durch Tuchhandel reich gewordene Römer. Die ähnlich wie auf Siegessäulen angeordneten Reliefs auf dem Buntsandstein-Turm zeigen Szenen der Sagenwelt und aus dem Alltag. Besonders aufschlussreich das mittlere vordere Bild des Frieses: Es stellt die beiden Brüder mit ihren Frauen bei einer Mahlzeit dar. Die Männer ruhen auf Liegen, die Frauen sitzen in Lehnstühlen an einem viereckigen Tisch. Man redet und reicht einander Speisen oder Zutaten, in einem Nebenraum links werden von Dienern Gläser mit Wein gefüllt und Fische zubereitet. Auf einem weiteren Bild kommen Bauern und liefern Geflügel, Hasen und andere Leckerbissen, die ein Diener entgegennimmt.
Kaiser Trajan ließ seine militärischen Erfolge auf einer Säule feiern, die im Jahr 113 auf dem nach ihm benannten Forum in Rom errichtet wurde. Ein 200 Meter langer Relieffries windet sich am 30 Meter hohen Monument empor und erzählt comicartig von den Siegen des Kaisers, der allein rund 60 Mal auf den Bildern zu sehen ist, die insgesamt 2500 Figuren zeigen. Die wachsende Luftverschmutzung in der Millionenstadt hat inzwischen leider viele Details zerstört und Konturen verwischt
.
(c) M. Büsgen
Angst um Rom
Das Zeitalter der Soldatenkaiser (235–284)
Hatte die Dynastie der Severer trotz aller Schwächen zuletzt noch für eine gewisse Ordnung und Dauer gesorgt, so brach nach ihrem ruhmlosen Ende das völlige Chaos an der Staatsspitze aus. In den fünf Jahrzehnten bis 284 beanspruchten nicht weniger als 25 bis 30 (je nach Wertung) Herrscher den Thron, die selbsternannten Regenten einiger Teilreiche nicht einmal gerechnet. In der Mehrzahl waren diese Usurpatoren, Prätendenten, tatsächlichen und angeblichen Kaiser Offiziere aus den Provinzen, insbesondere aus Illyrien, Thrakien und Pannonien (sogar ein Araber war darunter), ohne besondere Bildung und ohne weiteren Rückhalt als den in ihren Truppenteilen, daher Soldatenkaiser genannt. Nur einer von ihnen starb eines natürlichen Todes, die meisten fielen denen zum Opfer, die sie auf den Schild gehoben hatten, oder kamen in den an allen Grenzen entbrennenden Kämpfen ums Leben.
Rückkehr zum Tauschhandel
Das Heer war zum einzigen Machtträger des Reiches geworden – mit fatalen Folgen. Die Maxime des Septimius Severus, nach der in erster Linie das Militär bei Laune zu halten sei, wurde zur obersten Richtschnur herrscherlichen Handelns, die nur durch Ausplünderung der Bevölkerung und immer neue Versprechungen durchzuhalten war. Das musste mit der Zeit die Moral der Truppe untergraben, führte zu Vandalismus und wachsender Rechtsunsicherheit. Die Wirtschaft litt entsprechend, der Geldwert verfiel dramatisch, allenthalben breitete sich wieder Tauschhandel aus. Die Regionen kapselten sich immer stärker ab, so dass sich der Staatsverband lockerte.
Sichtbarstes Zeichen für diese Zeit der allgemeinen Verunsicherung und der Angst war die so genannten Aurelianische Mauer, die Kaiser Aurelian (214-275, regierte seit 270) seit 271 in einer Länge von fast 19 Kilometern um die Hauptstadt ziehen ließ. Selbst die tief im Reich gelegene Metropole schien nun nicht mehr sicher, denn an Rhein und Donau, Euphrat und Tigris, an den Küsten und im Wüstensand brannte es lichterloh. Das eigentlich Erstaunliche war, dass den rasch wechselnden Potentaten (allein 238 fünf, 250/51 ebenfalls fünf, 260/261 sogar neun), die oft mehr gegen einander als gegen die äußeren Feinde kämpften, dennoch immer wieder die Stabilisierung der Fronten gelang, wenn auch unter einigen Gebietsverlusten: Dekumatland zwischen Rhein und Donau nach dem Durchbruch der Alemannen durch den
Weitere Kostenlose Bücher