Das Roemische Imperium
vernichtend schlagen konnte. Mit Rücksicht auf seine Schwester Constantia schenkte Constantin dem Geschlagenen zunächst das Leben. Im Jahr darauf ließ er ihn wegen angeblicher Konspiration mit den Goten dann doch hinrichten.
Regierung
Es gab auch unter Constantin weiterhin die aus der Republikzeit überkommenen Ämter, doch dienten sie inzwischen eher dekorativen Zwecken. So wurden immer noch alljährlich zwei Konsuln bestellt, und dieser Rang war nach wie vor hochbegehrt in den oberen Schichten, weil der Titel ungemein schmückte und einige öffentlichkeitswirksame Pflichten damit einhergingen wie etwa die Eröffnung von großen Spielen in Rom oder in den kaiserlichen Residenzstädten. Die Macht hingegen war längst in die Ämter und Laufbahnen des Dienstes am Hofe abgewandert. So bildeten die obersten Beamten des Kaisers auch dessen „heiliges“ Beratungsgremium
(sacrum consistorium).
Eingaben nahm der Generalsekretär des Palastes
(quaestor sacri palatii)
entgegen, dem ein Kollegium von Sekretären
(schola notariorum)
zur Seite stand. In die Rolle des früheren Gardepräfekten war der Kanzler
(magister officiorum)
hineingewachsen, der für die Sicherheit des Herrschers verantwortlich war
.
In den Kapitolinischen Museen wird der Kopf einer Kolossalstatue Constantins I. des Großen aufbewahrt. 2,60 Meter misst allein das Haupt und lässt ahnen, welchen Eindruck die zwölf Meter hohe Gesamtplastik gemacht haben muss, die der Kaiser nach dem Sieg an der Milvischen Brücke in der Maxentiusbasilika am Forum Romanum aufstellen ließ
.
(c) A. Grisanti
Kampf um einen Buchstaben
Kaiser Constantin und das Konzil von Nicaea (325)
In der Zeit der schweren Auseinandersetzungen mit Licinius hatte Constantin auch mit allerhand Streitigkeiten in der christlichen Kirche zu kämpfen, die er seit dem zweiten Toleranzedikt 313 massiv förderte. Er war der festen Überzeugung, dass die alten Kulte endgültig ausgedient hatten und dass nur die Kirche allein dem Reich den nötigen inneren Zusammenhalt zu geben vermochte. Er selbst trat ihr zwar vorerst nicht bei, was ihn aber nicht hinderte, sich mit seiner Autorität in kirchliche Belange einzumischen. Ihre Einheit war für ihn politisch so kostbar, dass er sie notfalls herbeizwingen wollte. Als theologischer Laie erschienen ihm Lehrstreitigkeiten wie die um die Auffassungen des Alexandriners Arius (um 260–336) als abseitige Haarspaltereien, die mit Blick auf das Ganze zu unterbleiben hätten.
Endlich Alleinherrscher geworden, berief Constantin daher schon 325 eine allgemeine Kirchenversammlung nach Nicaea in Bithynien (heute Iznik, Türkei) ein, die den Konflikt schlichten sollte. Arius behauptete im Gegensatz zur kirchlichen Lehre von der Trinität (Dreieinigkeit), dass Jesus Christus nicht wesensgleich (griechisch
homoousios
) sei mit Gott, sondern nur wesensähnlich (
homoiousios
). Die Brisanz des Konflikts, bei dem es um einen einzigen Buchstaben zu gehen schien, wurde auf der Versammlung erst offenbar, und Constantin musste sein ganzes politisches Gewicht in die Waagschale werfen, damit ein Beschluss zustande kam. Der Arianismus wurde verdammt, doch austilgen ließ er sich dadurch nicht. Noch Jahrzehnte prägte der Streit die kirchliche Entwicklung. Vor allem dass die Germanenvölker von arianischen Missionaren bekehrt wurden, sollte für Konfliktstoff sorgen.
Palast am Goldenen Horn
Militärische Notwendigkeiten, aber auch religiöse Gründe veranlassten den Kaiser zur Schaffung einer neuen Hauptstadt des Reiches, die am Schnittpunkt zwischen Ost und West, zwischen lateinischer und griechischer Welt liegen sollte. Seit 326 wurde das alte Byzanz am Hellespont (Bosporus) zur neuen nach dem Kaiser benannten Metropole Constantinopel ausgebaut und 330 eingeweiht. Christliche Kirchen und eine gewaltige Palastanlage am Goldenen Horn mit der Apostelkirche im Zentrum schmückten die Stadt. Sie gewann im 4. Jahrhundert im ständigen Kampf um die Einheit des Reiches und um seinen Bestand herausragende Bedeutung, während Rom nur deswegen nicht in Bedeutungslosigkeit versank, weil hier der Bischof als Nachfolger des Petrus und Stellvertreter Christi auf Erden zum geistlichen Oberhaupt der Christenheit aufstieg.
Donatisten
An der Wahl des Bischofs von Karthago im Jahr 311 entzündete sich ein Kirchenstreit, der den damaligen Westkaiser Constantin auf den Plan rief. Ein großer Teil der Christen wollte die Wahl des Caecilianus nicht anerkennen, weil an der Weihe ein
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