Das Roemische Imperium
375 starb Valentinian; sein germanischer Heermeister Merobaudes sicherte sich die indirekte Nachfolge, indem er den erst vierjährigen von ihm abhängigen Sohn Valentinian (II.) zum Mitherrscher des Gratian ausrufen ließ, was dieser akzeptierte.
Schlacht bei Adrianopel
Die Goten zogen sich beim Herankommen des Heeres unter Valens zunächst zurück. Der Kaiser unterschätzte daher ihre Kampfkraft und entschloss sich, nicht auf die Verstärkungen zu warten, die Gratian heranführte, und am 9.8.378 loszuschlagen. Anfangs erwiesen sich die Römer dank ihrer Kavallerie tatsächlich als überlegen, doch trafen nach und nach Reitereinheiten befreundeter Stämme bei den Goten ein, so dass diese zur Gegenoffensive übergehen und das kaiserliche Heer vernichtend schlagen konnten. Zwei Drittel des auf 20 000 Man geschätzten Heeres des Valens kamen auf dem Schlachtfeld um, auch der Kaiser selbst fiel; sein Leichnam wurde nie gefunden. Die Stadt Adrianopel konnte sich allerdings halten. Die militärische Katastrophe wurde von den Zeitgenossen als Zeitenwende empfunden, nach der zunehmend Unsicherheit das Lebensgefühl im Reich prägte. Später diente das Datum zur Markierung des Beginns der Völkerwanderungszeit
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Goten im Reichsgebiet
Unterdessen hatte der Druck von Steppenvölkern (Hunnen) in Südrussland die Goten in Bewegung gebracht, die nun nach Süden fluteten. Ihnen stellte sich Kaiser Valens 378 bei Adrianopel (Edirne) entgegen (siehe Kasten). Gratian eilte herbei, begleitet von seinem neuen Heermeister Theodosius, dessen Vater schon an der Spitze der Weststreitkräfte gestanden hatte. Dem geschickten Strategen gelang die Stabilisierung der militärischen Lage an der unteren Donau durch Ansiedlung der Goten auf Reichsgebiet (Thrakien und Mösien) und durch einen Vertrag über Abstellung gotischer Verbände für das römische Heer. Gratian erhob Theodosius 379 zum Augustus und wies ihm den bisherigen Reichsteil des Valens als Machtgebiet zu.
Damit kam der Osten zunächst zur Ruhe. In seinem Reichsteil aber bekam es Gratian mit einer Usurpation des Generals Magnus Maximus in Britannien zu tun. Dessen Leute in Gallien organisierten 383 die Ermordung des Kaisers; es sollte fünf volle Jahre dauern, ehe Theodosius den aufrührerischen Maximus bezwungen hatte. Und dann war da noch Valentinian II., für den inzwischen der neue Heermeister Arbogast, ein Franke, die Geschäfte führte. Als der junge Valentinian schon 392 starb, wurde Arbogast des Mordes bezichtigt, zumal er mit dem hohen christlichen Beamten Eugenius sogleich einen neuen Kaiser präsentierte. Theodosius konnte das nicht hinnehmen, hatte er doch gerade durch Ehe mit Galla, einer Tochter Valentinians I., in dessen Dynastie eingeheiratet.
In einem ersten Feldzug 367-369 vermochte Kaiser Valens die Westgoten unter Athanarich noch zurückzudrängen und den Frieden mit einem Abkommen zu besiegeln. Der Historienmaler Eduard Bendemann (1811-1889) hat den Händedruck zwischen Valens und Athanarich von Boot zu Boot auf der Donau festgehalten
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(c) akg, Berlin
Der letzte Herr über das ganze Reich
Die Ausschaltung aller Rivalen durch Theodosius (379-395)
Theodosius I., von christlichen Historikern später „der Große“ genannt, war am 11.1.347 in Nordwestspanien zur Welt gekommen. Bei seinem Vater ging er in eine harte militärische Schule. In Kämpfen gegen Alemannen und Quaden erwarb er die ersten Lorbeeren. Nach der Schlacht von Adrianopel wählte ihn der 19-jährige Kaiser Gratian 379 zum Mitregenten. 382 legte Theodosius den Konflikt mit den Goten bei. Nach langen Verhandlungen kam es auch mit dem persischen Sassanidenreich 387 zu einer Einigung.
Bedeutenden Einfluss nahm der neue Kaiser auf das Christentum. Erst 380 getauft (obwohl Eltern und vermutlich auch Großeltern bereits Christen waren), griff er in den seit dem Konzil von Nicaea (325) weiter schwelenden Kirchenstreit zwischen Arianern und Athanasiern zugunsten der letzteren ein. Das Konzil von Constantinopel 381, auf dem die arianische Lehre endgültig verworfen wurde, war sein Werk. Massiv ging Theodosius gegen die letzten Reste heidnischer Überlieferung vor. Er machte das Christentum 391 zur Staatsreligion, verbot alle heidnischen Kulthandlungen und sogar die immer noch (seit 776 v. Chr.) zu Ehren des Zeus veranstalteten Olympischen Spiele. Der Apollotempel in Olympia und das Serapeion in Alexandria wurden geschlossen.
Auf dem Höhepunkt der Macht
Der Kampf gegen die alten Götter hatte einen
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