Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Roemische Imperium

Das Roemische Imperium

Titel: Das Roemische Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Beduerftig
Vom Netzwerk:
wie er in Nischenfiguren zum Ausdruck kommt, tritt zurück. Es dominieren Herrscherstatuen, die kaum persönliche Züge aufweisen und eher Werte und Würde repräsentieren. In christlicher Sicht hat sich das Individuum zugunsten der Funktion im Heilsplan verflüchtigt. Nur in der Kleinkunst hat es weiterhin seinen Platz (siehe Kasten).

Unten das Volk, darüber Theodosius I. in der Herrscher-Loge des Hippodroms mit seiner Familie und seinem Hofstaat bei der Verleihung des Siegerkranzes. Das Relief schmückt den Sockel des vom Kaiser 390 in Constantinopel aufgestellten ägyptischen Obelisken
.
    (c) akg, Berlin

Licht und Wasser
Infrastruktur in den großen Städten
    In der Forschung lange umstritten war die Frage, ob die größeren römischen Städte des 4. Jahrhunderts über eine Straßenbeleuchtung verfügten. Für markante Punkte wurde das allgemein angenommen, in der Fläche aber blieben Zweifel. Hinweise beim Schriftsteller Libanios (314-393) brachten keine Klarheit; er spricht von „Hängeleuchten“ in Antiochia (Syrien), die von Saboteuren abgeschnitten worden seien. Und bei Hieronymus (347-419) heißt es zwar ebenfalls über Antiochia, ein Streitgespräch habe dort so lange gedauert, dass draußen ringsum bereits die Lichter angezündet wurden. Das sagt aber nichts darüber, ob dahinter staatliche Verfügungen standen. Erst die Ausgrabung von Pompeji und anderer Städte schuf Sicherheit: Es gab vielerorts städtische Beleuchtung und entsprechende Vorschriften dafür. Die von Antiochia war wohl bloß besonders eindrucksvoll, weil die durch Handel reiche Stadt sich eine helle Petroleum-Beleuchtung leistete. Sie brannte die ganze Nacht
(„pernoctantium luminum claritudo“)
, wie es bei Ammianus Marcellinus heißt.
Sehr gut erhaltene Stützbogen
    Überhaupt hielt sich der hohe Standard im Osten länger, denn seit 330 war Konstantinopel neue Reichshauptstadt. Ihre Einwohnerschaft wuchs rasant und brauchte deswegen ständige Verbesserungen der Infrastruktur. Das galt in besonderer Weise für die Wasserversorgung. Eine Leitung gab es schon seit der Regierung Hadrians. Sie kam von Hügeln westlich der Stadt und verlief ausschließlich unterirdisch. Anders die beiden großen Fernleitungen, deren erste 373 fertiggestellt war und nach dem damaligen Herrscher Valens-Leitung genannt wird. Sie war so ergiebig, dass fast gleichzeitig eine neue Thermenanlage in Betrieb genommen werden konnte. Ihre Stützbogen sind noch heute in der Stadt zu sehen. Ursprünglich waren es 17 eingeschossige und 46 zweigeschossige Bogenführungen; noch etwa 800 Meter sind zum Teil sehr gut erhalten. Sie bildeten später die Achillesferse der Stadt bei Belagerungen, weil die Wasserversorgung leicht zu kappen war.
    Theodosius ließ ebenfalls ein Aquädukt erbauen, das kurz vor seinem Tod 395 vollendet wurde. Es sollte die letzte dieser staunenswerten Leistungen römischer Ingenieurskunst werden. Nachdem sich Lösungen wie die Rationierung von Wasser im Jahr 382 als nicht ausreichend erwiesen hatten, war in der weiter wachsenden Stadt eine solche neue Zuleitung erforderlich geworden. Das Entnahmegebiet lag über 50 Kilometer weit weg an den Quellen des Flusses Ergene.
    Feuerwehr
    Auffallend ist die große Zahl der Brunnen in römischen Städten. Sie sind sicher auch als Löschwasserreservoire genutzt worden. Jeder Hausstand musste zudem Löscheimer
(hamae)
und Löschdecken
(centones)
für kleinere Brände bereithalten. Bei größeren rückte die Feuerwehr an, die schon über Spritzen verfügte. Sie wurden durch Windkessel unterstützt; auch von Wasserschläuchen aus Ochsendärmen wissen wir, deren Inhalt durch einen Lederbalg am Ende verspritzt wurde. Zu Löschdiensten zogen die Kommunen meist Vereine der Handwerker
(fabri)
heran. Sie unterhielten Brandbereitschaften; an Militärstandorten wie z.B. Aquincum (Budapest) sorgten die etwa 120 Techniker jeder Legion für diesen Dienst. Sie waren in Kollegien organisiert und führten unter einem Vorsitzenden, einem Bannerträger und anderen Funktionären ein reges Vereinsleben. So waren manche zugleich Bestattungsvereine mit Beitragspflicht. Beim Tod eines Mitglieds sorgten die anderen für Begräbnis, Totenmahl und Grabpflege aus Mitteln der Vereinskasse
.

Die Muslime, die 1453 Constantinopel eroberten und in Istanbul verwandelten, wussten die römischen Aquädukte zu schätzen. Und als sie nicht mehr zu reparieren waren, erhielt man sie wenigstens als Denkmal. Die Stützbogen der Valens-Leitung

Weitere Kostenlose Bücher