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Das Rosenhaus

Das Rosenhaus

Titel: Das Rosenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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aktiver sein können, wenn das blöde Teil ab ist, pass bloß auf, er
wird rumspringen und hüpfen wie Tigger auf Speed, und ehe du dichs versiehst,
macht er beim New-York-Marathon mit. Und Reef und ich können uns eine neue
Bleibe suchen, weil ihr uns nicht mehr braucht.«
    Wie erhofft, lächelte Lily.
    »Von uns aus braucht ihr euch keine neue Bleibe zu suchen. Ihr
gehört doch schon zum Inventar.«
    Er zwinkerte und freute sich. »Und wie war dein Tag?«
    Das fragte er sie jeden Tag.
    Es war schön, dass jemand nachfragte und ein gewisses Interesse
zeigte, auch wenn sie normalerweise nie etwas Besonderes zu erzählen hatte.
    »Anders.«
    »Ach ja?« Er war so an ihre Standardantwort »Nichts Besonderes, das
Übliche eben« gewöhnt.
    »Ich hatte Besuch.«
    »Jemanden, den ich kenne?«
    »Duncan Corday.«
    »Onkel Dunc?« Dem Runzeln seiner Stirn nach zu urteilen, erstaunte
ihn das nicht weniger als Lily.
    Die nickte.
    Völlig unvermittelt sprang Dylan vom Stuhl auf, ging um den Tisch
herum, hob ihr Kinn an und drückte den Kopf ein wenig zur Seite, um sich ihren
Hals näher anzusehen.
    »Was machst du denn da?«
    »Nach Bisswunden suchen.«
    »Er war eigentlich ganz in Ordnung«, lachte sie und entzog sich
Dylan.
    »Ja, genau so wickelt er einen ein. Schleimt sich ein, indem er den
anständigen Kerl spielt, und wenn man ihm dann endlich restlos vertraut,
schlägt er zu.«
    Lily sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. Er machte sich über
den Rest ihrer Lasagne her.
    Manchmal wusste sie wirklich nicht, ob Dylan nur Spaß machte oder es
ernst meinte.
    Er sah sie finster an.
    Dann fing er an zu grinsen.
    »Na ja, das Onkelchen kann hin und wieder schon ganz in Ordnung
sein.«
    »Ach ja?«
    »Ja.«
    Er zögerte kurz.
    »Die eigentliche Blutsaugerin ist seine Frau.«
    »Hmhm, ich hatte schon das Vergnügen.« Die Ironie in ihrer Stimme
war nicht zu überhören. Doch bevor er nachfragen konnte, sah sie ihn forschend
an und fragte: »Und seine Tochter?«
    »Isabella?«
    »Isabella.«
    »Die ist cool.« Dylan zuckte mit den Schultern.
    Und das war so ziemlich das größte Lob, das von Dylan zu erwarten
war.
    »Habe ich das richtig verstanden, dass es ihre Idee war, dich
hierherzuschicken?«
    »Glaub schon.« Nickend schnappte er sich eine Scheibe Brot, die er
sich mit Reefer teilte.
    »Ich weiß zwar nicht, wie sie darauf kam, aber ich bin natürlich
sehr froh über ihre gute Idee«, sagte Lily.
    Dylan antwortete nicht, nahm sich noch eine Scheibe Brot und befahl
Reefer zu sitzen und Pfötchen zu geben, bevor er ihm wieder etwas davon abgab.
    »Siehst du sie oft?«
    Er sah zu ihr auf und schüttelte den Kopf.
    »Ich habe sie ein paar Mal besucht, aber das war, bevor sie
geheiratet hat.«
    »Sie ist verheiratet?«
    »Hmhm, seit zwei Jahren oder so. Mit irgend so einem alten Krösus.
Aber sie scheint glücklich zu sein …« Er schob den zweiten leeren Teller von
sich. »Das war großartig, Lil, Liam hat echt was verpasst … Du hast nicht
zufällig auch ein Dessert vorbereitet, oder?«
    Lily lächelte.
    Ein paar Tage später stand Duncan Corday schon wieder vor
der Tür.
    Dieses Mal war Liam zu Hause. Er saß mit Dylan in seinem
Arbeitszimmer, sie spielten Schach.
    Kurz nachdem Duncan Corday eingetroffen war, kam Dylan heraus und
spazierte in die Küche.
    »Du machst ihm Tee?«, fragte er Lily.
    Sie nickte.
    Dylan öffnete den Schrank unter der Spüle, holte eine Flasche
Bleichmittel hervor und reichte sie ihr.
    »Hier. Statt Milch«, sagte er mit einem Augenzwinkern. Dann nahm er
seine Jacke vom Haken neben der Tür und pfiff Reefer zu sich.
    »Willst du weg?«
    »Ja, Mama.«
    Lily verdrehte die Augen.
    »Ich mache mich aus dem Staub, solange es noch geht. Hängst du bitte
ein weißes Geschirrtuch aus dem Fenster, wenn die Luft wieder rein ist?«
    Wie üblich konnte Lily in der Küche die Stimmen aus dem
Arbeitszimmer hören. Duncan Cordays melodisches Brummen, das Liam hin und
wieder mit einem Lachen kommentierte.
    Es tat gut, ihn lachen zu hören.
    Als sie den Tee brachte, verstummten die beiden.
    Duncan Corday lächelte ihr zu.
    Liam tat es ihm nach. Fast, als würde er ihn parodieren.
    »Danke, Lily«, sagte Corday.
    »Danke, Lily«, wiederholte Liam.
    Sie zog sich in die Küche zurück.
    Nach einer halben Stunde hörte sie Schritte hinter sich. Sie drehte
sich um und sah Corday hereinkommen.
    »Wir hätten gerne noch etwas Tee. Ich hoffe, das ist in Ordnung.«
    »Natürlich.« Lily setzte sofort neues Wasser

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