Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rosenhaus

Das Rosenhaus

Titel: Das Rosenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
Vom Netzwerk:
ein paar Kilo weniger auf den Rippen hätte?«
    Lily schüttelte entschieden den Kopf.
    »Du bist ganz wunderbar, so, wie du bist. Jede vernünftige Frau wird
das auch so sehen.«
    »Und warum bin ich dann so einsam, Lily? Also, mal abgesehen davon,
dass ich rund um die Uhr arbeite und da natürlich nicht einsam bin. Bingo! Ich
habe so viel um die Ohren, dass ich gar keine Zeit habe, mich einsam zu
fühlen!«
    »Ganz im Gegensatz zu mir«, murmelte Lily und ließ den Blick auf der
Suche nach ihrem Mann über den wunderschönen Garten schweifen.
    »Wie meinst du das?«
    Die ganze Zeit hatte sie darauf gebrannt, jemandem zu erzählen, wie
es ihr wirklich ging – aber jetzt kam sie sich bei der Vorstellung, ihre Ängste
auszusprechen, albern vor.
    Also sagte sie nur »Nichts, nichts«, lächelte den ungläubigen Peter
strahlend an und wechselte das Thema, indem sie sich nach seinen Eltern
erkundigte.
    »Danke, denen gehts gut, sie genießen das Leben in Marseille, sie
sind total happy dort. Mein Vater ist wieder fast völlig gesund, und meiner
Mutter und ihrer Arthritis tut das Klima auch gut. Aber ich vermisse sie schon
sehr, Lily …«
    »Ich fände es auch schön, wenn sie hier wären. Besonders deine
Mutter könnte ich gut mal um mich haben.«
    Peter sah sie von der Seite an. Aus Lilys Stimme hatte nicht einfach
nur Wehmut gesprochen. Sie war den Tränen nah.
    »Lily. Bist du dir sicher, dass alles in Ordnung ist?«
    Sie seufzte und schüttelte den Kopf.
    »Ach, kümmer dich nicht um mich, ich fühle mich nur ein bisschen
vernachlässigt, das ist alles. Ich bekomme Liam kaum noch zu Gesicht, seit wir
hierhergezogen sind.«
    »Er hat viel zu tun. Wie wir alle.«
    »Ich weiß. Es ist nur …«
    »Nur was?«
    Lily stützte den Kopf in die Hände und atmete ganz langsam aus. Wie
konnte sie mit Peter darüber sprechen, wenn sie nicht einmal mit Liam darüber
reden konnte? Nie fand sie die rechten Worte, um ihre Gefühle auszudrücken. Sie
fühlte sich allein, ja, empfand diese tiefe Traurigkeit, aber wie sollte sie
jemandem das Gefühl hohler Leere beschreiben, das sich in ihr breitmachte, ohne
den Eindruck zu erwecken, dass sie auf dem besten Weg in die Klapsmühle war?
    »Vergiss es.«
    »Nein, nun komm schon, Lily. Was bedrückt dich?«
    Lily sah Elizabeth Corday aus dem Haus kommen und musste daran
denken, wie sie sich gefühlt hatte, als sie sie vorhin zum ersten Mal sah. Als
sie sich so vertraut mit Liam unterhalten hatte. Immerhin wäre das eine Frage,
die Peter ihr beantworten könnte. Sie wusste, dass er es Liam nicht weitersagen
würde. So war es schon immer gewesen. Lily hatte Peter immer alles anvertrauen
können, obwohl er eigentlich Liams bester Freund war.
    »Es ist nur, dass mir der Gedanke kam, ob vielleicht mehr dahintersteckt.«
    »Was meinst du?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Ich weiß nicht, ich hab bloß so das Gefühl … dass er sich von mir
entfernt. Ich weiß, dass er viel zu tun hat, aber in dem bisschen Freizeit, das
er hat … Na ja, wir sind uns einfach nicht mehr so nah wie früher, Peter, in
jeglicher Hinsicht. Vielleicht liegt es nicht nur an der Arbeit, dass er sich
immer mehr von mir entfernt … vielleicht liegt es auch an mir … oder an einer
anderen Frau …« Empört schnitt Peter ihr das Wort ab.
    »Jetzt mach aber mal nen Punkt, Lily, das ist doch lächerlich! Liam
liebt dich, er vergöttert dich …«
    »Und wie kommt es, dass du dir dessen so sicher bist und ich nicht?«
    »Das ist doch nicht dein Ernst, oder?«
    »Ich sehe ihn ja kaum noch, Peter.«
    »Wir haben alle quasi rund um die Uhr gearbeitet. Das ist das
Projekt unseres Lebens, Lily. Du weißt, was für ein Volumen dieser Auftrag hat.
Wir könnten uns danach zur Ruhe setzen.«
    »Was ihr aber nicht tun werdet.«
    »Nein, stimmt, aber wir werden einen Namen haben. In ganz
Großbritannien, ach, was sage ich, in der ganzen Welt wird man sich die Finger
lecken nach Bonner & Trevethan.« Er zwinkerte ihr zu.
    »Aha, Liam hat also doch seinen Willen bekommen und steht an erster
Stelle.« Sie lachte kurz und trocken auf.
    »Ja, gut, Bonner ist auch bedeutend leichter auszusprechen – vor
allem, wenn man betrunken ist.« Peter stutzte, weil Lily nicht lachte.
    Er wurde ernst.
    »Wie lange kennen wir uns jetzt schon?«
    »Ich weiß, ich weiß.« Sie runzelte die Stirn.
    »Fast so lange, wie ich Liam kenne«, fuhr er fort. »Ich bin mit dir
genauso gut befreundet wie mit ihm, Lily, das weißt du. Ich würde dich

Weitere Kostenlose Bücher