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Das rote Band

Das rote Band

Titel: Das rote Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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Zimmer, denn Joanna hatte ihr wegen der Stichwunde noch bis Donnerstag untersagt, am Fechttraining teilzunehmen. Am Abend ging sie früh hinunter zum Essen und suchte sich einen abgeschiedenen Platz. Hastig verzehrte sie ihr Brot und ihren Käse und zog sich danach sofort wieder auf ihr Zimmer zurück.
     
    Als Eloïse am nächsten Morgen die Halle betrat, stellte sie erfreut fest, dass Finley ihr zuwinkte.
    „Guten Morgen“, begrüßte er sie, und Eloïse fiel ein Stein vom Herzen, während sie bei ihm und Leroy Platz nahm.
    Beflissen reichte ihr Finley den Brotkorb. „Ist deine Verletzung schon verheilt, Eloïse? Gut, dass dich das Messer dieses Halunken nicht in der Brust getroffen hat.“
    Leroy stieß seinem Freund den Ellenbogen in die Rippen. „Über diese Körperteile spricht man mit einer Lady nicht!“
    Finley errötete bis zu den Haarspitzen. Auf Eloïses Antwort, dass sie sich gut fühle, erwiderte er nichts, und den Rest des Frühstücks hoben die beiden jungen Männer ihren Blick nicht mehr von ihren Tellern.
    Enttäuscht folgte Eloïse ihnen etwas später in den Unterrichtsraum, wo ihr keiner der Studenten größere Beachtung schenkte. Nur Maître Devalière war entzückt, sie zu sehen. „ Quelle surprise! Eine Dame in unserer Mitte!“, begrüßte der kleine Mann sie erfreut.
    „Das ist keine Dame, das ist ein gerupftes Huhn!“, rief Harper, woraufhin Maître Devalière ihm einen strafenden Blick zuwarf und die anderen jungen Männer verstohlen lachten.
    Den weiteren Tag saß Eloïse wieder alleine in ihrem Zimmer. Sie hatte seit Sonntag kaum mit jemandem gesprochen und fühlte sich einsam. Ian war selten bei den Mahlzeiten zugegen, und da sie nicht zum Waffentraining durfte, sah sie ihn kaum noch. Und auch Joanna war durch ihren Unterricht sehr beschäftigt. Aber am schmerzlichsten vermisste sie Victorian. Doch der junge Lord of Walraven schenkte ihr keinerlei Aufmerksamkeit mehr.
    Umso mehr freute es Eloïse, als Joanna sie am nächsten Tag nach dem Mittagessen ansprach.
    „Wir wollen eine Ausstellung ausrichten“, erklärte die Burgherrin. „In den letzten Wochen haben die Studentinnen viel Zeit mit Nähen, Stricken und Sticken verbracht. Heute Abend wollen wir diese Arbeiten den Studenten und den anderen Lehrern präsentieren. Vielleicht hast du Lust, auch zu kommen?“
    Eloïse nickte. Alles war besser, als wieder mutterseelenallein in ihrem Zimmer zu sitzen. Und möglicherweise kam sie so in Kontakt zu den anderen jungen Frauen. Nach dem Abendessen betrat sie nervös den Unterrichtssaal der Studentinnen. Der Raum war mit Kerzen hell erleuchtet, und die Handarbeiten lagen hübsch drapiert auf den Tischen und Stühlen. Neidvoll besah sich Eloïse die filigranen Kunstwerke. Ihre eigenen Fähigkeiten im Umgang mit Nadel und Faden waren bescheiden, und ihre Gouvernante hatte ihre Näharbeiten regelmäßig ins Feuer geworfen. Jede der Studentinnen stand stolz neben ihren Erzeugnissen und plauderte mit den interessierten Besuchern. Eloïse fühlte sich überflüssig und sah zum Ausgang.
    „Habt Ihr auch etwas angefertigt, Eloïse?“ Lord Lionsbridge war zu ihr getreten und sah sie freundlich an.
    „Nein, ich habe nichts vorzuzeigen“, erwiderte sie. „Ich besitze auch kein Talent für Handarbeiten.“
    „In welchem Bereich liegt Eure Begabung dann?“
    „Ich … ich zeichne gerne.“ Sie griff zu ihrer Tasche und wühlte darin herum. Ihr Skizzenheft lag auf ihrem Zimmer, da sie in den vergangenen Tagen viel darin gearbeitet hatte, doch sie fand ein Stück Papier und einen abgebrochenen Kohlestift. Suchend sah sie sich nach einem Motiv um. In diesem Augenblick betrat Ian den Raum, und Joannas Kopf flog zu ihm herum. Eloïse grinste und senkte den Stift auf das Papier. Kurz darauf reichte sie Lord Lionsbridge das Blatt, und seine Augenbrauen gingen anerkennend nach oben. „Gebt es ruhig zu, Lord Lionsbridge“, sagte sie, „Ihr habt gedacht, ich zeichne genauso schlecht, wie ich kämpfe!“
    „Ihr seid wirklich begabt, Eloïse! Das ist eindeutig Joannas Blick, wenn ...“ Er biss sich auf die Lippen.
    „… wenn sie Ian sieht“, vollendete Eloïse seinen Satz.
    Der junge Lehrer legte warnend seinen Zeigefinger an den Mund, und Eloïse nickte stumm. „Ich denke“, sprach Lord Lionsbridge leise weiter, „der Fechtmeister würde sich über dieses Bild sehr freuen.“
    „Eine gute Idee“, erwiderte Eloïse. „Ich werde das Porträt mit Tinte auf ein neues Blatt übertragen und

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