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Das rote Band

Das rote Band

Titel: Das rote Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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es ihm schenken.“
    „Was ist eine gute Idee?“ Zelda trat zu ihnen und sah neugierig auf das Papier. „Hast du das gezeichnet, Eloïse?“ Ungläubig nahm sie Lord Lionsbridge das Blatt aus der Hand und fuhr mit den Fingern die Linien nach.
    „Vorsicht, das ist nur Kohle!“, rief Eloïse und riss Zelda das Papier aus der Hand, doch es war zu spät. Die Zeichnung war völlig verwischt.
    „Es tut mir so leid, Eloïse“, sagte Zelda in heuchlerischem Tonfall. „Aber du hast sicher schnell ein neues Bild gemalt.“ Sie wandte sich an Lord Lionsbridge. „Habt Ihr schon einen Blick auf meine bestickten Kopfkissen geworfen? Ich würde sie Euch gerne zeigen, und hier gibt es sowieso nichts mehr zu sehen!“ Sie ließ Eloïse stehen, und Lord Lionsbridge blieb nichts anderes übrig, als Zelda zu folgen.
    Eloïse starrte auf das zerstörte Porträt in ihren Händen. Natürlich konnte sie ein neues Bild von Joanna anfertigen, aber es wäre nie mehr dieser Moment! Wütend zerknüllte sie das Blatt, warf es auf den Boden und verließ den Raum.
     
    „Mademoiselle Eloïse, machère !“ Strahlend sah der Tanzlehrer Maître de Seyn Eloïse am nächsten Nachmittag an. „Ich wusste nicht, dass Ihr ‘eute schon kommt!“ Entschuldigend hob er die Schultern. „Ich ‘abe gar keinen Tanzpartner für Euch, aber ich werde Euch einen suchen!“, erklärte er. „Während ich fort bin, lasst Euch von den Studentinnen in die Damenschritte einweisen.“
    Der Maître verließ den Festsaal, und Eloïse ging langsam auf die jungen Frauen zu. Daran, dass sie nun einen männlichen Tanzpartner brauchte, hatte sie überhaupt nicht gedacht!
    Zelda stöhnte laut. „Jetzt haben wir sie am Hals!“
    „Warum soll Eloïse überhaupt die Schritte lernen?“, fragte Rose. „Reine Zeitverschwendung, denn so, wie sie aussieht, will bestimmt kein Mann mit ihr tanzen!“
    Zelda verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich bin gespannt, wen der Maître für sie auftreibt – vermutlich den Stallburschen.“
    „Den würde auch das lumpige Kleid nicht stören, das sie trägt“, erwiderte Rose hämisch, und die anderen Frauen kicherten.
    Tränen brannten in Eloïses Augen, während sie erfolglos versuchte, das Gelächter und die bissigen Kommentare zu überhören. Dass die Studenten sie wie Luft behandelten, war nicht angenehm, aber der Hohn der jungen Frauen war weitaus schlimmer zu ertragen.
    „Mesdames, Messieurs!“ Maître de Seyn war zurückgekehrt und klatschte in die Hände. „Das Problem ist gelöst. Ich ‘abe einen wunderbaren Tanzpartner für Mademoiselle Eloïse gefunden.“ Er trat einen Schritt beiseite und gab den Blick frei auf – Lord Lionsbridge.
    Am liebsten wäre Eloïse im Erdboden versunken. Die Hälfte der jungen Frauen schwärmte für den gut aussehenden Lehrer und würde sie jetzt nur noch mehr hassen! Und tatsächlich, die Studentinnen sahen sie mehr als verärgert an.
    „Sie hat unverschämtes Glück, dass Lord Lionsbridge bereit ist, seine kostbare Zeit auf sie zu verwenden“, giftete Zelda.
    Eloïse wollte sich an den Maître wenden, um ihn um einen anderen Tanzpartner zu fragen, doch da war Lord Lionsbridge bereits bei ihr.
    „Darf ich bitten, Eloïse?“ Er verbeugte sich und reichte ihr seine Hand.
    Eloïse nickte schwach und ergriff sie.
    Maître de Seyn klatschte erneut. „Wir beginnen mit einer Pavane!“ Er schnippte mit den Fingern, und die Musiker auf der Empore begannen zu spielen.
    Unsicher sah Eloïse Lord Lionsbridge an. Sie konnte sich an keinen Schritt erinnern, obwohl sie den Tanz kannte!
    „Linker Fuß simple , rechter Fuß simple , dann links double – das ganze dreimal wiederholen“, half ihr Lord Lionsbridge.
    „Woher kennt Ihr die Damenschritte?“, fragte sie ihn erstaunt.
    Er grinste. „Ich habe drei ältere Brüder und keine Schwester. Ich musste beim Üben immer die Damenseite tanzen.“
    Eloïse lächelte, machte den ersten Schritt und trat ihm auf den Fuß.
    „Es ist schwierig, dauernd die Seiten umzulernen, das wird bald besser“, beruhigte er sie.
    „Ich war noch nie eine gute Tänzerin“, gab Eloïse zu. „Wenn Ihr beim nächsten Tanztraining nicht mehr kommt, verstehe ich das.“ Sie machte einen Schritt nach rechts, doch es war die falsche Seite, und sie stieß prompt mit Alan zusammen. Die umstehenden Studentinnen kicherten, und Eloïses Wangen färbten sich rot. „Ich bin und bleibe eine Vogelscheuche“, sagte sie traurig.
    „Nein“, antwortete Lord

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