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Das rote Band

Das rote Band

Titel: Das rote Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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zu sich ins Wasser.
    „Ian, du spinnst!“, rief sie. „Jetzt muss ich in nassen Sachen in mein Zimmer zurück.“
    „Mach dir darüber keine Gedanken.“ Genüsslich öffnete er die Verschlüsse ihres Kleides, zog es ihr über den Kopf und warf es auf die Erde. „Bis du dieses Zimmer wieder verlassen darfst, werden deine Kleider längst getrocknet sein.“
     
    Leise stieg Joanna die Treppe hinab, die zu den Verliesen der Burg führte. Ian hatte sich nach dem Bad kurz hingelegt, und sie wusste, ihr blieb nur wenig Zeit für ihr Vorhaben. An der Tür des Kerkers empfing Tam sie.
    „Mylady“, begrüßte der Soldat sie höflich.
    „Ich möchte nach Lord Redcliffs Verletzungen sehen“, erwiderte sie und blickte dem Soldaten fest in die Augen.
    „Ian hat seine Versorgung bereits veranlasst“, erklärte der Soldat.
    Mist! „Ian hat mir erlaubt, kurz mit dem Lord zu reden“, behauptete sie.
    Tam warf ihr einen prüfenden Blick zu, dann nickte er und öffnete die schwere Tür. „Die Zelle am Ende des Ganges rechts“, sagte er. „Ihr dürft von außen mit ihm reden, aber ich lasse Euch nicht hinein, außer Ian begleitet Euch.“
    Joanna verzog unmerklich das Gesicht und lief den Gang hinunter, an dem sich an beiden Seiten mit Gitterstäben versehene Zellen befanden. Im hintersten Verlies lag Samuel auf einer Pritsche. Es war kalt, und Joanna zog ihr Schultertuch enger um sich. „Sam“, rief sie leise, um die Söldner in den anderen Zellen nicht aufzuwecken. Für ihr Gespräch konnte sie keine Zeugen gebrauchen.
    Samuel hatte sie gehört, stand auf und kam an das Gitter. Erfreut sah er sie an. „Joanna, schön, dich zu sehen.“
    „Wir haben nicht viel Zeit, Sam“, erklärte sie. „Meine Frage ist: Hattest du die Entführung der Studenten geplant?“
    Er verstand sofort. „Nein. Ich schwöre dir, ich wusste von Zacharias Plänen nichts. König Theodorics Heer zu verlassen und mich den Söldnern anzuschließen, war ein Fehler. Ich hoffte auf schnellen Reichtum und ein leichtes Leben, stattdessen bin ich zum Verbrecher geworden. Ich wollte in Greystone neu anfangen.“
    „Victorian sagte, du hättest ihn im Wald unterstützt?“
    „Ich hatte die ganze Zeit schon überlegt, wie ich den Studenten helfen könnte. Später, als Ian zu uns traf, wollte ich Raine beschützen. Ich habe die anderen Söldner mehr im Kampf behindert, als dass ich mich gegen Will verteidigt habe.“
    Joanna nickte. Seine Aussagen deckten sich mit denen der Studenten. „Sam, ich bin gekommen, um dich zu befreien.“, erklärte sie.
    Belustigt sah er sie an. „Ian hat verfügt, dass ich zum Königshof gebracht werde.“
    „Ian weiß nicht, dass ich hier unten bin.“ Sie verzog das Gesicht. „Es würde ihm nicht gefallen.“
    „Da kann ich ihn verstehen. Warum tust du es dann?“
    „Ich will nicht, dass du am Galgen endest!“, gestand Joanna. „Geh ins Südland, Sam. Dort gelten die Gesetze von Telamen nicht. Am Hof von Sarona soll eine Akademie nach dem Vorbild von Greystone entstehen. Bewirb dich bei Prinz Kaylan als Fechtmeister, Erfahrung besitzt du ja nun.“
    „Keine schlechte Idee.“
    „Wir müssen uns beeilen.“ Sie zog ihr Messer aus den Falten ihres Kleides hervor. „Halt es mir an die Kehle und erzwinge dir so den Weg nach draußen. Im Wald lässt du mich wieder frei.“
    Samuel lächelte. „Hast du keine Angst, ich könnte dich mitnehmen, Joanna?“
    „Nein“, antwortete sie, ohne sein Lachen zu erwidern. „Ian würde mich finden und dich töten.“
    Er nickte. „Ja, das vermute ich auch. Ich hatte da wohl eine Kleinigkeit zwischen dir und ihm übersehen.“ Er zwinkerte ihr zu. „Außerdem will ich eine Frau, die mich liebt und nicht nur mein gutes Aussehen!“
    Joanna stöhnte. „Du nimmst nichts ernst, Sam! Das ist dein ganzes Problem.“
    „Ich werde meine Chance nutzen, das verspreche ich dir. Du wirst weder deine Tat heute bereuen noch den Ärger, den du mit Sicherheit bekommen wirst.“ Er grinste. „Grüße Jake von mir und richte Galad aus, dass er … ein nicht zu unterschätzender Gegner ist.“
    Sie reichte ihm ihr Messer und lehnte sich mit dem Rücken an die Gitterstäbe. Sam zog ihre Arme durch die Stäbe und presste sie zwischen seinem Körper und dem Gitter ein, sodass sie sie nicht mehr bewegen konnte. Dann setzte er ihr das Messer an die Kehle.
    „Du darfst jetzt schreien, Joanna.“
     
    Ian stand mit Joanna in der Bibliothek und betrachtete sie böse. Seine Haare hingen offen

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