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Das rote Band

Das rote Band

Titel: Das rote Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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neben Joanna einnahm.
    Jake zuckte mit den Schultern. „Nicht so gut, befürchte ich. Ich hoffe, der Unterricht morgen lenkt ihn ab.“
    „So traurig das für Victorian ist“, sagte Joanna, „ich vermisse Amira nicht im Geringsten.“
    Ihr Bruder stöhnte und wandte sich Ian zu. „Wollen wir beide heute nach Highfalls reiten? Wir werden uns dort nicht länger als zwei Stunden aufhalten können, aber ich denke, du bist bestimmt neugierig auf deinen Besitz.“
    Ian lächelte. „Unbedingt, wo der Bote heute Morgen schon meine Ernennungsurkunde gebracht hat.“ Er sah zu Joanna. „Kommst du mit?“
    „Einen ganzen Tag im Sattel?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin doch nicht verrückt! Außerdem muss ich heute mit Galad zusammen die Hochzeitseinladungen schreiben.“
    „Das wiederum würde mich verrückt machen“, gestand Ian.
    Jake lachte. „Dann komm, Viscount, wir holen Proviant in der Küche und machen uns auf den Weg.“
     
    Die Dämmerung hatte bereits begonnen, als Ian und Jake am Abend erschöpft von dem langen Ritt nach Greystone zurückkehrten. Kaum betraten sie die Burg, kam der Diener Robert auf sie zugeeilt.
    „Mylords, Lady Joanna bittet Euch, sofort in die große Halle zu kommen.“ Er bemerkte die erschrockenen Gesichter der beiden Männer und fügte rasch hinzu: „Es ist nichts passiert, noch nicht.“
    Als sie in der Halle ankamen, reichte ein Fingerzeig von Robert, um das Problem zu erkennen. Victorian saß auf der Bank vor dem Kamin – vollkommen betrunken. Die Studenten, Galad, Eloïse und Joanna standen in einigem Abstand um ihn herum.
    „Für heute reicht es, Euer Gnaden.“ Raine trat vor, um Victorian den Krug, der neben ihm auf dem Tisch stand, wegzunehmen.
    Trotz seines Zustandes zog Victorian erstaunlich schnell sein Schwert und erwischte Raine mit der Spitze am Arm. „Du … du nimmst mir nichts mehr weg, du dreckiger Pirat!“
    Raine fluchte, bedeckte mit seiner Hand den blutenden Schnitt und wich zurück.
    Eloïse schüttelte den Kopf. Victorian war in einem erbärmlichen Zustand, sie wollte gar nicht wissen, wie viel er genau getrunken hatte. Und wenn er jetzt anfing, unkontrolliert mit dem Schwert um sich zu schlagen, wurde es wirklich Zeit, dass jemand ihn dazu brachte, sein Zimmer aufzusuchen. Sie seufzte. So, wie das aussah, blieb diese Aufgabe wohl an ihr hängen, denn er würde sie bestimmt nicht mit einer Waffe bedrohen. Eloïse gab sich einen Ruck und ging auf ihn zu. „Victorian!“, rief sie und streckte ihm ihre Hand entgegen. „Komm bitte, ich bringe dich zu Bett.“
    Victorian sah zu ihr und johlte auf. „Ja, Eloïse, jetzt wäre ich tatsächlich in dem Zustand, es zu ertragen, noch mal mit dir ins Bett zu gehen!“
    Eloïse erstarrte in der Bewegung. Im Saal war es still geworden, jeder der Anwesenden hatte seine Worte gehört. Der letzte Rest ihres Rufes war durch seine Bemerkung endgültig zerstört. Sie senkte den Blick, und Tränen füllten ihre Augen. Auch ohne sein Schwert zu ziehen war es Victorian gelungen, sie zu verletzen. Dass Raine sie in den Arm nahm und aus dem Saal führte, merkte Eloïse kaum.
    „Victorian!“, schrie Ian erbost und lief vom Eingang zusammen mit Jake auf ihn zu. „Halt verdammt nochmal deinen Mund!“
    Victorian sah ihn und lachte. „Du bist nur neidisch, Ian, weil Eloïse nie in dein Bett gekommen ist! Aber bei dir gibt es ja auch nichts zu holen.“ Er füllte seinen Becher erneut und prostete Ian und Jake amüsiert zu.
    Fassungslos blieben die beiden Männer neben Joanna stehen und sahen sie fragend an.
    „Victorian muss sich den Tag über auf seinem Zimmer betrunken haben, und das auf leeren Magen“, erklärte sie. „Zum Abendessen kam er herunter. Er weiß nicht mehr, was er spricht.“ Sie blickte Ian und Jake beschwörend an. „Bitte, beendet das schnell!“
    Ian nickte. „Ich erledige das.“ Er trat auf Victorian zu. „Du kommst jetzt mit mir in dein Zimmer.“
    „Du willst mit auf mein Zimmer?“ Victorian grinste anzüglich. „Stehst du auch auf Männer wie der Earl? Hätte ich mir denken können, weshalb hat er sonst einen Ehrlosen eingestellt?“ Schwankend stand er auf und hob sein Schwert.
    Langsam ging Ian zu Victorian, der mit der Waffe in der Hand auf ihn zutorkelte. Im letzten Moment sprang Ian jedoch beiseite und stellte ihm ein Bein. Victorian stürzte zu Boden und blieb bewegungslos liegen.
    Seufzend beugte sich Ian zu ihm hinunter. „Zeit, schlafen zu gehen, Victorian“, murmelte er.

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