Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das rote Band

Das rote Band

Titel: Das rote Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
Vom Netzwerk:
sein?“
    „Weil ich solche Gängelei nicht leiden kann und als absolut sinnlos erachte“, erklärte Ian bestimmt.
    Und in diesem Moment wusste Eloïse, wem sie gegenübersaß. Vor Scham wäre sie am liebsten im Boden versunken. Ian war gar kein Student, und dass er sich vorhin nicht mit seinem Familiennamen vorgestellt hatte, war keine Nachlässigkeit gewesen – er hatte keinen mehr!
    „Hätte ich bloß meine Klappe gehalten!“, rief sie und verzog den Mund. „Soll ich die Burg gleich verlassen oder möchtest du mich hier auf der Stelle umbringen?“
    Wider Erwarten lächelte Ian. „Weder das eine noch das andere.“
    Ungläubig sah sie ihn an. „Ich habe dich und den Earl gerade aufs Äußerste beleidigt. Welche Chance habe ich da noch, in der Akademie erfolgreich zu sein?“
    Sein Gesichtsausdruck war immer noch freundlich, während er seinen rechten Hemdsärmel aufkrempelte und das rote Band um sein Handgelenk sichtbar wurde. „Es war sehr aufschlussreich, was Ihr erzählt habt, Korin – sonst hätte ich Euch früher gesagt, wer ich bin. Aber ich wollte wissen, was die Leute reden.“ Ein Schatten legte sich auf sein Gesicht, und er schwieg kurz, bevor er weitersprach: „Und macht Euch keine Gedanken wegen des Fechtunterrichts. Wir bekommen das hin.“
    „Nervös bin ich trotzdem“, gestand sie.
    „Soll ich Euch etwas verraten?“ Verschwörerisch sah Ian sie an. „Ich auch, schließlich ist es meine erste Unterrichtsstunde.“
     
    Am Abend stand Eloïse vor dem Eingang des hell erleuchteten Festsaals, und an ihrer Seite befand sich eine schöne blonde Frau. Allerdings machte die Lady keinen glücklichen Eindruck: Rose of Waterford war deutlich anzumerken, dass sie einen anderen Partner für den Debüttanz vorgezogen hätte. Eloïse seufzte. Nachher würde Rose noch unglücklicher schauen, denn sie war schon immer eine schlechte Tänzerin gewesen, und das Umlernen auf die Herrenschritte hatte ihre Fähigkeiten nicht verbessert.
    Mittlerweile hatte sich Rose zwei anderen Studentinnen zugewandt und ignorierte ihren unliebsamen Tanzpartner. Unauffällig lauschte Eloïse der Unterhaltung der drei Frauen.
    „Der Earl of Greystone ist immer noch unverheiratet“, sagte Onora of Blackburn und strich sich eine Strähne ihres dunkelbraunen Haares aus dem Gesicht.
    „Nun, am Ende des Ausbildungsjahres nicht mehr, wenn es nach mir geht.“ Zelda of Kingswood, eine kleine Rothaarige, kicherte. „Obwohl, Lord Lionsbridge wäre mir fast lieber. Er ist zwar nur der vierte Sohn eines Viscounts, sieht aber sehr gut aus und war Diplomat am Königshof. Oder willst du ihn dir schnappen, Onora?“
    Onora schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe jemand anderen im Sinn.“ Unauffällig wies sie mit dem Zeigefinger in den Saal.
    Zelda schlug die Hand vor den Mund und zog in gespielter Empörung die Augenbrauen hoch. „Du hast es doch nicht etwa auf den ehrlosen Fechtmeister abgesehen, Onora?“
    „Warum nicht?“ Onora zuckte mit den Schultern. „Er gefällt mir. Außerdem bin ich eine erbberechtigte Tochter, ich kann heiraten, wen ich will.“
    „Aber er ist geächtet, das kann nichts Gutes bedeuten“, erwiderte Zelda. „Vielleicht ist er ein Mörder.“
    Onora machte eine wegwischende Handbewegung. „Sicher nicht! Außerdem weiß ich aus verlässlicher Quelle, dass er dem Earl of Greystone letztes Jahr das Leben gerettet hat.“
    „Das erklärt aber immer noch nicht seine Ehrlosigkeit“, sagte Rose.
    „Dann muss ich den wahren Grund wohl selbst herausfinden“, erwiderte Onora.
    Zelda runzelte die Stirn. „Und wie willst du anstellen?“
    „Indem ich ihn frage, wenn ich mit ihm tanze!“, antwortete Onora triumphierend. „Er gehört so gut wie mir.“ Rose lachte, und Onora funkelte sie böse an. „Hör auf! Sag uns lieber, auf wen du ein Auge geworfen hast, Rose!“
    „Nun, ich habe höhere Ziele als ihr beiden. Wenn alles klappt, dürft ihr mich eines Tages mit Duchess anreden.“
    Jetzt war es an Zelda und Onora aufzulachen. „Du hast ein bewundernswertes Selbstbewusstsein, liebste Rose!“, sagte Onora. „Nie im Leben wird Victorian of Walraven auch nur einen Blick auf dich verschwenden.“
    Da in diesem Augenblick die Musik begann, blieb Rose ihren beiden Freundinnen eine Antwort schuldig. Eloïse bot ihr den Arm und führte ihre Tanzpartnerin in den Saal hinein. Insgeheim schüttelte sie den Kopf. Gut, dass sie nicht als Frau hier war und damit von diesen Liebesränken verschont blieb!
    Kaum

Weitere Kostenlose Bücher