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Das rote Band

Das rote Band

Titel: Das rote Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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klatschte.
    Harper hingegen war sofort aufgesprungen. „Ich hole Bier für uns alle, wer hilft mir tragen?“
    Sie hatten ihre Humpen noch nicht geleert, als die Gaukler zum Tanz aufzuspielen begannen. Die Klänge von Trommeln, Schellen und einer Flöte mischten sich zu einem wilden Rhythmus, und Eloïses Füße zuckten. Am liebsten hätte sie Victorian von der Bank gezerrt, um mit ihm zu tanzen. Sie schnitt eine Grimasse. Einmal in ihrem Leben wollte sie tanzen, und durfte nicht!
    Doch plötzlich erhob sich Ian und winkte den Studenten zu, ihm zu den Dorfbewohnern zu folgen, die sich zu einer langen Kette aufgestellt hatten. Neugierig reihten sich Eloïse, Victorian und die anderen jungen Männer ein und kaum hatten sie sich alle an den Händen gefasst, setzte sich die Formation in Bewegung. Angeführt von einer Gauklerin liefen und hüpften sie in Bögen und Kreisen über die Wiese.
    Übermütig tanzte Eloïse zu der mitreißenden Musik und stolperte prompt in ein Loch im Boden. Sie strauchelte, doch Victorian, der hinter ihr lief, fing sie auf. Seine muskulösen Arme umschlossen sie und zogen sie an seine Brust. Ein Schauer überlief Eloïse, und sie wünschte, er würde sie nie mehr loslassen.
    „Ich befürchte, das Bier ist zu stark für dich.“ Amüsiert sah Victorian sie an. „Setzen wir uns und machen eine Pause.“
    „Nein“, rief Eloïse und führte ihn zurück in die Kette. Es war das einzige Mal, dass sie so ungezwungen mit ihm tanzen konnte, und sie wollte keinen Augenblick davon versäumen.
     
    Die Fackeln auf der Wiese waren beinahe heruntergebrannt, als Ian die Studenten zum Aufbruch mahnte. Murrend kamen die jungen Männer seiner Aufforderung nach.
    „Ian“, rief Harper, „wir müssen noch mal … du weißt schon was.“ Er verschwand mit mehreren Studenten hinter den Büschen am Waldrand.
    Eloïse stöhnte. Sie hatte ebenfalls ein dringendes Bedürfnis, aber sie konnte unmöglich mit den Männern gehen. Vielleicht konnte sie es bis zur Burg aushalten. Sie stellte sich zu Ian und wartete mit ihm zusammen, bis die anderen sich erleichtert hatten. Schließlich waren sie vollzählig und traten den Heimweg durch den Wald an.
    Der Vollmond schien hell und beleuchtete den ausgetretenen Pfad, der vom Dorf zur Burg führte. Wie Ian es vorhergesagt hatte, klärte die frische Herbstluft die Köpfe der Studenten, und sie liefen plaudernd und in zügigem Tempo. Trotzdem wusste Eloïse, sie würde es nicht mehr bis Greystone schaffen. „Ian, ich muss ins Gebüsch!“, sagte sie und rannte hinter eine der Brombeerhecken am Wegesrand.
    Ian nickte und rief Finley zu, der an der Spitze der Gruppe lief, langsamer weiter zu gehen.
    Eloïse schloss gerade ihre Hose wieder, als Finleys Aufschrei die Stille des Waldes zerriss. Laute, fremde Stimmen mischten sich mit denen der Studenten, dann herrschte plötzlich Stille. Angst überkam Eloïse, und sie duckte sich hinter ihrer Hecke und spähte vorsichtig auf den Pfad. Die Studenten waren von zehn unbekannten Männern umzingelt, die drohend ihre Schwerter auf sie richteten. Ein weiterer Mann hatte Finley geschnappt und hielt ihm sein Messer an die Kehle. „Wenn einer von euch seine Waffe zieht, ist euer Freund tot.“
    Widerwillig nahmen Ian, Will, Victorian und die anderen die Hände von ihren Schwertern. Sie konnten keinen Kampf riskieren, um Finleys Leben nicht zu gefährden. Die fremden Männer trieben ihre Freunde auf eine kleine Lichtung, die sich in der Nähe befand, und fesselten sie an Bäume. Schließlich wurde auch Finley an einen Stamm gebunden.
    „Was wollt ihr?“, hörte Eloïse Ian fragen.
    „Herausfinden, wie viel ihr adligen Burschen dem Earl wert seid“, antwortete der Mann, der Finley festgehalten hatte, und vermutlich der Anführer war.
    „Und wie soll der Earl erfahren, wo wir sind?“, entgegnete Ian. „Wenn wir nicht bald nach Greystone zurückkehren, wird er die Burgwache nach uns ausschicken.“
    „Wir werden einen von euch in die Burg schicken, der unsere Forderungen überbringt. Und ... sollte der Earl so töricht sein, uns tatsächlich seine Soldaten auf den Hals zu hetzen, dann seid ihr alle so gut wie tot.“
    Nein! Eloïse erstarrte. Sie musste etwas unternehmen und tastete nach ihrem Waffengürtel. Verdammt, sie hatte ihn in der Burg gelassen! Dann musste sie eben so versuchen, die Fesseln zu lösen. Wenigstens hatten die Unbekannten darauf verzichtet, die Studenten zu entwaffnen, vermutlich hielten sie sie für harmlos

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