Das rote Flugzeug
dieser Maschine.
Er flog jetzt über die Sandhügel am Westufer des Flusses und folgte ihrer Linie mit grimmiger Entschlossenheit, während er unaufhörlich nach der Tintanoo–Farm Ausschau hielt. Fünf Minuten später sah er die roten Dächer. Er war einen Kilometer von der Gewitterwand entfernt. Hartnäckig steuerte er in südlicher Richtung, dem Sturm zum Trotz, und verkürzte den Abstand zwischen sich und den Wolkenmassen immer mehr. Die Farm war das Ziel, das er in verbissenem Kampf mit dem Gewitter zu erreichen versuchte.
Die gigantische Wolkenwand türmte sich beinahe unmittelbar vor ihm auf, als er die Maschine steil nach unten zog und den roten Rechtecken und Quadraten entgegenflog. Eine Minute später war er nur noch sechshundert Fuß über ihnen, kreiste, während er aus dem Cockpit angestrengt nach rechts und links spähte. Östlich von den Gebäuden war ein schmaler Landstreifen, auf dem er eine Landung hätte wagen können, aber schon ging ein goldener Regen nieder, der den aus dem Himmel herabstürzenden Fluten vorauseilte.
Es war zu spät. Blitze zuckten und erhellten das Dunkel mit blendendem Feuer, und die Maschine erzitterte unter den Erschütterungen der Donnerschläge. Der schmale Landstreifen unten verschwand aus seinem Blickfeld. Auch die Farm verschwand, und er mußte dem Gewitter vorauseilen, in die klare, sonnenhelle Luft vor ihm.
In großen Windungen dehnte sich westwärts die Straße nach St. Albans. Dort, wo sie sich durch grünes Buschland zog, war ihr braunes Band klar zu erkennen, aber wo sie wellige Sandlandschaft und graues Flachland durchschnitt, war es schwer, ihr zu folgen.
Loveacre breitete die Karte aus. Oberhalb dieses Landesteils war er noch nie gewesen. Nachdem er die Tintanoo–Farm auf der Karte gefunden hatte, sah er, daß er in Richtung auf St. Albans flog. War da an der Straße nicht ein Hotel – Gurner’s Hotel? Aber natürlich. Es stand angeblich nördlich vom Emu Lake. Der Emu Lake bot eine sichere Landemöglichkeit, aber …
Auf dem Land, das vor ihm lag, lichteten sich die Bäume. Er beschloß, weiterhin der Straße zu folgen. Wenn er in einigen Kilometern Entfernung oberhalb von Gurner’s Hotel keinen Landeplatz fand, würde er nach Süden abschwenken und den Emu Lake ansteuern …
Der Regen trommelte auf die Dächer von Coolibah. In der rabenschwarzen, von Blitzen durchzuckten Nacht konnte man die Schwere der herabströmenden Wassermasssen beinahe fühlen. Das Krachen des Donners hörte keinen Moment auf.
Im Schutz des Verandadachs ging vor dem Krankenzimmer bedächtigen Schrittes der Wächter auf und ab, aufmerksam und konzentriert, da er wußte, daß in diesem himmlischen Aufruhr die Geräusche eines ankommenden Fahrzeugs oder der Schritt eines Feindes leicht zu überhören waren.
Im Zimmer saß Dr. Knowles am Krankenbett und blickte auf das schmale, weiße Gesicht der hilflosen Muriel Markham. Hinter ihm stand Elizabeth, Angst und Sorge im Gesicht.
Knowles drückte zwei Finger auf das leblose Handgelenk, um den Puls zu fühlen, während sein Blick auf den halbmondförmigen Schatten ruhten, die die Wimpern der geschlossenen Lider auf der marmorweißen Haut bildeten. Die junge Frau atmete so schwach, daß es kaum wahrzunehmen war. Auf den ersten Blick hätte man sie für tot halten können.
Knowles war geschlagen, und er wußte es. Er hatte alle Mittel aufgeboten, die der Medizin zu Verfügung standen, um die junge Frau zu retten, aber sie hatten nichts bewirkt. Er hatte weder sich noch Elizabeth geschont, aber auch das hatte keinen Erfolg gebracht.
Abrupt beugte er sich über die Patientin und zog erst das eine, dann das andere Augenlid hoch. Stumm sah er in die ausdruckslosen Augen. Zum erstenmal sandten sie ihm keinen Gruß. Stets hatten sie ihn zuvor angelächelt, jetzt aber waren sie leer, gänzlich ohne Ausdruck. Sehr zart schloß er der jungen Frau die Augen wieder und stand auf. Elizabeth bemerkte die Qual in seinem Gesicht, als er sich nach ihr umdrehte.
»Selbst die Elemente haben sich gegen uns verschworen«, sagte er bitter. »Ich bin hereingekommen, um Ihnen zu sagen, daß Bony gerade angerufen hat. Loveacre und sein Passagier sind nicht in Golden Dawn angekommen. Niemand weiß, was aus ihnen geworden ist.«
»Wir dürfen die Hoffnung noch nicht aufgeben, Doktor«, versuchte Elizabeth ihn zu trösten. »Sie sind ja völlig erschöpft. Was tun Sie sich an? Sie dürfen sich nicht so aufregen.«
Sein Lächeln war schrecklich. Er wies
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