Das Rote Kornfeld
so wild, als wolle sie einstürzen. Am Südufer versetzte ihm ein chinesischer Aufseher mit einer purpurfarbenen Rattangerte einen leichten Schlag auf den Kopf und sagte: «Also los, trag die Steine ans andere Ufer!» Onkel Luohan rieb sich die Augen; das Blut aus der Kopfwunde hatte seine Augenbrauen verschmiert. Er hob einen Stein mittlerer Größe auf und schleppte ihn ans andere Ufer, wo der alte Mann mit den Maultieren stand. «Behandle sie gut», sagte er, «sie gehören der Familie, bei der ich arbeite.» Der Alte nickte stumm, wandte sich ab und führte die Maultiere zu den anderen Gespannen, die an der Verbindungsstraße arbeiteten. Auf den glänzenden Leibern der Maultiere spiegelte sich in hellen Flecken die Sonne. Onkel Luohan bückte sich, sammelte ein wenig schwarze Erde und rieb sie über die immer noch blutende Kopfwunde. Ein dumpfer, schwerer Schmerz durchfuhr ihn vom Kopf bis in die Zehenspitzen, und sein Kopf tat weh, als wolle er platzen.
Bewaffnete japanische Soldaten und ihre chinesischen Marionetten standen rund um die Baustelle, und der Aufseher strich mit der Peitsche in der Hand wie ein Gespenst hin und her. Mit verstohlenen Blicken sahen die verängstigten Arbeiter zu, wie Onkel Luohan mit blut- und schlammverschmiertem Kopf einen Stein hochhob und ein paar Schritte machte. Plötzlich hörte er ein lautes Knallen hinter sich und spürte einen stechenden Schmerz im Rücken. Er ließ den Stein fallen und sah dem grinsenden Aufseher ins Gesicht.
«Herr Vorgesetzter», sagte er, «wenn Sie mir etwas sagen wollen, warum schlagen Sie mich dann?»
Wortlos ließ der grinsende Aufseher seine Peitsche durch die Luft zischen und sie sich um Onkel Luohans Taille winden. Es fühlte sich an, als habe man ihn in der Mitte durchgeschnitten, und zwei Ströme brennend heißer Tränen sprangen aus seinen Augenwinkeln. Das Blut stieg ihm zu Kopf, und die Wunde unter dem blutigen, schlammbedeckten Schorf begann zu klopfen, als wolle sie aufspringen.
«Herr Vorgesetzter!» rief Onkel Luohan.
Der Aufseher versetzte ihm noch einen Peitschenschlag.
«Herr Vorgesetzter», fragte Onkel Luohan, «warum schlagen Sie mich?»
Der Aufseher schnalzte mit der Peitsche und verzog sein grinsendes Gesicht, bis die Augen nur noch schmale Schlitze waren. «Nur so zum Angewöhnen, du Hurensohn.»
Mit tränennassen Augen unterdrückte Onkel Luohan sein Schluchzen. Er bückte sich, nahm einen großen Stein vom Haufen und taumelte damit auf die kleine Brücke zu. Sein Kopf schien zu explodieren, ein weißer Vorhang war vor seinen Augen. Die rauhen Kanten des Steins gruben sich in seinen Brustkorb, aber er fühlte den Schmerz nicht mehr.
Der Aufseher blieb unbeweglich stehen, die Peitsche in der Hand, und Onkel Luohan zitterte vor Furcht, als er den Stein an ihm vorbeischleppte. Diesmal traf ihn der Peitschenhieb im Nacken. Er fiel vornüber auf die Knie' und presste noch immer den Stein an die Brust. Der Stein riss ihm die Haut an den Händen auf und hinterließ einen tiefen Schnitt im Kinn. Verwirrt begann er zu wimmern wie ein Säugling. Eine dunkelrote Flamme loderte in der Leere seines Schädels auf.
In diesem Augenblick kam ein Mann mittleren Alters vorbei ; er mochte vielleicht vierzig Jahre zählen. Der Mann, der von einem Ohr zum anderen grinste, zog ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche und bot sie dem Aufseher an. Der öffnete die Lippen, ließ sich eine Zigarette in den Mund stecken und wartete dann, bis der Mann ihm Feuer gab.
«Hoher Herr», sagte der Mann, «ein stinkender alter Bauerntölpel wie der hier ist Eurer Wut nicht würdig.»
Der Aufseher blies Rauch durch die Nase und schwieg. Onkel Luohan starrte gebannt auf die Peitsche zwischen seinen gelben, nervös zuckenden Fingern. Der Mann mittleren Alters steckte dem Aufseher den Rest des Päckchens in die Tasche. Der tat, als merke er nichts, klopfte auf seine Tasche, schnaubte durch die Nase und ging weiter.
«Bist du neu hier, älterer Bruder?» fragte der Mann.
Onkel Luohan bejahte.
«Und du hast ihm nichts gegeben, um ihn ein bisschen zu schmieren?»»
«Diese irren Hunde haben mich ohne jeden Grund hierher geschleppt.»»
«Gib ihm ein bisschen Geld oder ein Päckchen Zigaretten. Er prügelt weder die guten noch die schlechten Arbeiter, sondern nur die, die sich nicht auskennen.»
Der Mann ging zu den anderen Arbeitern hinüber.
Den ganzen Vormittag schleppte Onkel Luohan wie ein Besessener Steine. Der Schorf auf seinem Kopf trocknete in
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