Das Rote Kornfeld
weh tut, wenn ich dich gehen sehe, und wie sehr ich mir wünsche, dass du dableibst. Da draußen sind überall Japaner, und ich habe Angst, dass du nie mehr zurückkommst. Du bist groß und stark, aber du bist ganz allein mit deiner Waffe, Geliebter, und selbst der Tiger ist der Wolfsmeute nicht gewachsen. Die kleine Nutte ist an allem schuld. Ich habe die ganze Zeit an dich gedacht, Geliebter, als ich mit Schwarzauge zusammen war, und ich lasse dich nicht in den Tod rennen. Ich kann nicht leben ohne dich ! Außerdem darfst du sowieso erst morgen gehen. Meine zehn Tage sind noch nicht vorbei. Sie hat mir die Hälfte von dir gestohlen ... also gut, wenn es sein muss . ..sie kann einen von meinen Tagen haben.»
Als sie ihr Gesicht an seine Beine presste, fühlte es sich an, als wolle sie verbrennen. Alles, was er an ihr liebte, fiel ihm ein, und als er Vater ansah, der sich ängstlich hinter der Tür versteckte, überkam ihn Reue. Er hasste sich für seine eigene Brutalität. Er bückte sich, hob meine halb ohnmächtige Großmutter auf und trug sie zum Bett. In diesem Augenblick fasste er den Entschluss, erst am nächsten Morgen zum Dorf an der Salzwassermündung zu reiten. Der Himmel möge Mutter und Tochter dort beschützen und alles Übel von ihnen fernhalten.
Großvater galoppierte auf seinem Maultier von unserem Dorf zum Dorf an der Salzwassermündung. Die Entfernung betrug kaum acht Kilometer, aber die Strecke kam ihm endlos vor, und wenn das schwarze Maultier auch dahinstürmte wie der Wind, war es Großvater doch nicht schnell genug, und er peitschte es mitleidlos mit den Hanfzügeln. Er glaubte, er werde die acht Kilometer niemals schaffen. Lehmklumpen stoben unter den galoppierenden Maultierhufen in alle Himmelsrichtungen. Ein dünner Staubschleier hing in der Luft über den Feldern. Schwarze Wolkenströme wanden sich über den Himmel. Im Wind, der von der Salzwassermündung herüberwehte, lag ein eigentümlicher Gestank.
Großvater ritt, ohne einen Blick an die verstreuten Leichen und Kadaver zu verschwenden, durchs Dorf und direkt zum Hoftor meiner Zweiten Großmutter. Er zügelte sein Reittier und stürzte in den Hof. Der Anblick der aufgebrochenen Haustür und der Blutgestank in der Luft ließen sein Herz sinken. Er wollte den Blutgeruch nicht wahrhaben. Er rannte über den Hof ins Haus und durch die Schlafzimmertür, die schief in den Angeln hing. Sein Herz sank, als habe man es mit einem Stein beschwert. Zweite Großmutter lag in der Stellung auf dem Bett, die sie eingenommen hatte, als sie ihren Körper als Preis für das Leben meiner kleinen Tante angeboten hatte. Xingguan lag auf dem Lehmboden vor dem Bett. Ihr Kopf war in eine Pfütze ihres eigenen Bluts getaucht, ihr Mund zu einem stummen Schrei geöffnet.
Großvater stieß einen brüllenden Schrei aus, zog die Pistole und wankte aus dem Haus. Er sprang auf das schwarze Maultier, das immer noch nach Luft rang, schlug ihm den Pistolenlauf gegen den Rumpf und wollte als Engel der Rache in die Bezirksstadt fliegen, um den Mord zu rächen. Erst als er einen Klumpen dürren gelben Riedgrases bemerkte, der still und feierlich in der Morgensonne stand, merkte er, dass er den falschen Weg eingeschlagen hatte. Er ließ das Maultier umkehren und schlug den Weg zur Bezirksstadt ein. Hinter sich hörte er immer wieder von langem Schweigen unterbrochene Rufe, aber er prügelte auf das Maultier ein, ohne zurückzublicken. Das verängstigte Maultier konnte die Prügel nicht mehr ertragen und schlug aus. Je mehr es sich wehrte, desto wütender wurde Großvater. Er peitschte es so kräftig, dass es mit den Hinterbeinen drei Meter hoch über dem Erdboden ausschlug. Er tobte all seine Wut an dem armen Tier aus, das sich so wild wand und aufbäumte, dass es den Reiter schließlich in die Hirse vom letzten Jahr warf.
Wie ein verwundetes Tier stand Großvater wieder auf und richtete die Pistole auf den schmalen Kopf des schweißüberströmten Maultiers, das mit gesenktem Kopf starr dastand und verzweifelt schnaufte. Sein Körper war von gänseeigroßen Schwielen und dunklen Blutstriemen bedeckt. Großvater brachte mit zitterndem Arm die Pistole in Anschlag. Gerade in diesem Augenblick kam aus dem roten Sonnenaufgang unser zweites Maultier mit Onkel Luohan auf dem Rücken angetrabt. Sein Fell glänzte wie mit goldenem Staub überzogen. Die gebrochenen Lichtstrahlen, die wie Blitze von den fliegenden Hufen sprangen, blendeten Großvater.
Erschöpft sprang Onkel
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