Das Rote Kornfeld
Tier die Vorderbeine anzog. Dann streckte es die Vorderbeine und zog die hinteren Beine an. Das rhythmische Trommeln des Hufschlags brachte Ordnung in die anscheinend ungeregelte Bewegung. Im hellen Schein der Hufeisen wirbelten leuchtende Staubblüten auf. Die Sonne stand noch im südöstlichen Himmelsviertel, als Onkel Luohan an das Bahngleis von Jiaoping nach Jinan kam. Am Bahnübergang bockte das Maultier. Onkel Luohan sprang ab und versuchte, es über die Gleise zu ziehen. Aber das Maultier sperrte sich beharrlich. Mit schierer Gewalt konnte er dem kräftigen Tier nicht beikommen, und so setzte sich Onkel Luohan nach Luft schnappend auf die Erde und dachte darüber nach, was jetzt geschehen musste. Das Sonnenlicht, das sich in den Gleisen spiegelte, schmerzte in seinen Augen. Dann stand er auf, zog seine Jacke aus, verband dem Maultier damit die Augen, führte es ein paar Mal im Kreis herum und überquerte die Gleise.
Zwei schwarz uniformierte Polizisten mit Hanyang-Gewehren bewachten das Nordtor der Stadt. Es war Markttag in Gaomi, und ein nicht abreißender Strom von Händlern mit Schubkarren und Tragstangen und Menschen auf Maultieren und zu Fuß ergoss sich durch das Tor. Die Polizisten stellten keine Fragen, kümmerten sich um nichts und beschäftigten sich damit, den hübschen Mädchen nachzugaffen, die vorübergingen.
Um das Tor zu passieren, musste Onkel Louhan erst einen Abhang hinaufsteigen, dann einen zweiten hinabsteigen und schließlich sein Maultier auf die Hauptstraße der Stadt führen, die mit grünem Kopfstein gepflastert war. Das Pflaster klapperte unter den beschlagenen Hufen des Maultiers. Zuerst schien es dem Maultier ein wenig peinlich zu sein, wenn es sich unter den bösen Blicken der wenigen Fußgänger über die gepflasterte Straße bewegen sollte. Im Süden quoll dann der weite Marktplatz von Menschen jedes Berufs und jedes Handwerks über, die um Preise feilschten, schrien und riefen, alles mögliche kauften und verkauften.
Onkel Luohan, dem nicht der Sinn danach stand, sich von dem Gewühl und der Aufregung mitreißen zu lassen, führte sein Maultier zum Tor des Amtsgebäudes, das aussah wie ein verfallenes Kloster. Die ziegelgedeckten Dächer der halbverfallenen Häuser waren von gelbem Unkraut und grünem Gras bedeckt. Die rote Farbe am Tor blätterte ab. Links vom Tor stand ein bewaffneter Wachposten, rechts stützte sich ein Mann mit nacktem Oberkörper mit beiden Händen auf einen Stock, der in einem stinkenden Nachttopf steckte.
Onkel Luohan führte sein Maultier vor den Wachposten, verbeugte sich und sagte: «Mein Herr! Ich muss dem Bezirksrichter Cao etwas berichten.»
«Richter Cao ist mit dem kleinen Yan auf den Markt gegangen», sagte der Wachposten.
«Und wann wird der Richter wiederkommen?» fragte Onkel Luohan.
«Woher soll ich das wissen? Such ihn doch auf dem Marktplatz, wenn du es so eilig hast.»
Onkel Luohan verbeugte sich noch einmal: «Vielen Dank, mein Herr.»
Als er sah, dass Onkel Luohan wieder gehen wollte, wurde der seltsame Mann am Tor plötzlich munter. Mit beiden Händen begann er, seinen Stock im Nachttopf auf und ab zu schwenken, und rief dabei: «Kommt her und seht! Kommt her und seht! Ich heiße Wang Haoshan und habe jemanden mit einem gefälschten Vertrag betrogen. Der Richter hat mich dazu verurteilt, in der Scheiße zu rühren ...»
Onkel Luohan führte sein Maultier auf den Marktplatz. Da gab es Leute, die Gebäck verkauften, die Pfannkuchen verkauften, die Strohsandalen verkauften, die Briefe schrieben, die die Zukunft lasen, die Geld verliehen, die mit jeder nur erdenklichen Geschichte um milde Gaben bettelten, die Potenzmittel verkauften, die dressierte Affen vorführten, die unter Gongschlägen Malzzucker feilboten, die Tonfiguren verkauften, die sich ihren Lebensunterhalt als Geschichtenerzähler verdienten, die Lauch, Gurken und Knoblauch, Rasiermesser und Pfeifenköpfe anboten, die heiße Nudeln und Rattengift verkauften, die Honigpfirsiche und Kinder verkauften - ja, es gab tatsächlich einen Kindermarkt, wo mit Kindern gehandelt wurde, die Eigentumsmarken aus Stroh am Kragen trugen. Das schwarze Maultier riss den Kopf hoch und biss auf das Stahlstück in seinem Maul. Onkel Luohan hatte Angst, es könne jemanden treten, und stieß ständig Warnrufe aus. Die Sonne stand im Zenit und schien direkt auf seinen Rücken. Seine dunkelrote Jacke war schweißgetränkt.
Am Hühnermarkt fand er den Bezirksrichter.
Richter Cao hatte ein
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